Was für ein Transfer !!!

Langnau holt Schwedens Topskorer Marcus Nilsson

Die SCL Tigers haben mit Marcus Nilsson einen der besten Ausländer der Klubgeschichte verpflichtet. Er war letzte Saison Topskorer der höchsten schwedischen Spielklasse und kann auch unsere Liga rocken.

News • • von Kalus Zaugg

Gestern bekam einer der Männer, die von Zeit zu Zeit für die SCL Tigers Gutes tun, eine SMS-Nachricht vom Geschäftsführer. Er möge sich doch am Sonntag vom schönen Berner Oberland ins Emmental begeben im Tiger-Büro vorbeikommen. Es gebe eine kleine News.

Von wegen «kleine News»: Der Grund für den dringend erbetenen Besuch: den Vertrag mit Marcus Nilsson unterschreiben. Damit der Papierkram am Montag speditiv erledigt werden kann.

Tiger-Präsident Peter Jakob ist ein kluger Mann der Vernunft. Er steht auf der Ausgabebremse. Jetzt, da bald Bundesgelder fliessen erst recht. Aber er hat ein weites Beziehungsnetz, grösser als das Wurzelwerk eines 300jährigen Lindenbaumes und Freunde, die ihre Vermögensbildung abgeschlossen, ein Herz fürs Emmental und für das emmentalische Kulturgut haben: für die SCL Tigers. Und nun ist es so, dass mit dem schwedischen Verteidiger Erik Brännström einer der drei bisherigen Ausländer das Emmental bald verlassen wird. Also ist Marcus Nilsson transfertechnisch bloss ein Ersatzmann.

Der Mann in den besten Jahren, der da also aufs Büro gebeten wird, ist bereit, für die Kosten eines vierten ausländischen Spielers aufzukommen. Um den Emmentalerinnen und Emmentalern eine Freude zu machen. Wer weiss vielleicht gelingt es ja so, vom letzten Platz wegzukommen und sich gar noch vor dem SC Bern zu klassieren.

Sportchef Marc Eichmann, leise und klug in der Art, stark in der Tat, ist wahrlich ein beeindruckender Schachzug gelungen: Marcus Nilsson (29), letzte Saison Topskorer der höchsten schwedischen Liga. Eine grosse Nummer. Und wenn der Deal in trockenen Tüchern ist, werden sich die Emmentalerinnen und Emmentaler auch fragen: wie kann es sein, dass so ein Mann ein Tiger wird und nicht beim grossen SC Bern stürmt? Solche Fragen tun der emmentalischen Seele gar wohl und bestätigen: mir sy ou öpper («wir sind auch jemand»).

Marcus Nilsson liess sich letzte Saison in 50 Spielen 12 Tore und 42 Assists bei respektablen 60 Strafminuten notieren. Die beste Saison seiner Karriere bescherte ihm einen bäumigen Vertrag in Sotschi in der grossrussischen KHL. Dort ist er mit 2 Toren und 4 Assists unter den Erwartungen geblieben. Und so meldet die hoch angesehene schwedische Sportzeitung «Sportbladet» seinen Leserinnen und Lesern, Marcus Nilsson verlasse Russland, habe Färjestad abgesagt und in Langnau unterschrieben. Langnaus Sportchef Marc Eichmann bestätigt den Transfer.

In gewisser Weise ist Marcus Nilsson so etwas wie eine schwedische Antwort auf Chris DiDomenico. Natürlich ist er nicht so flamboyant wie der Kanadier, der jetzt für Gottéron rockt. Aber der giftige Flügelfloh (171 cm/79 kg) ist ein Spielmacher, der über die Aussenbahnen die gegnerischen Verteidigungen durcheinanderbringt und verwirrt. Er kann auch Langnaus grösste Schwäche korrigieren. Die Langnauer haben mit einer miserablen Auswertungsquote von 6,71 Prozent das schlimmste Powerplay der Liga – genügend ist ein Powerplay so ab 18 Prozent Erfolgsquote.

Vor allem aber hat er auch das Zeug zum Publikumsliebling. Sozusagen als Hansueli Mühlethaler on Ice. Hansueli Mühlethaler aus Unterlangenegg ist mit 170 cm Grösse und 85 Kilo Gewicht wohl der kleinste eidgenössische Kranzschwinger der Neuzeit und geniesst im Bernbiet wegen seiner vier Eidgenössischen Kränze und seines Schlussgangerfolges über den «bösen» Titanen Ernst Schläpfer beim Kantonalen von 1979 in Lyss ewigen Ruhm.