FANTIGER im Gespräch mit dem neuen Tiger Dompteur John Fust

Langnau ist in meinem Herz

Der Wunsch, dereinst in Langnau Trainer zu werden, stand bereits auf seiner Spielercard. John Fust wusste bereits bei seinem ersten Engagement im Emmental, dass er hierher gerne wieder zurückkehren möchte. Was ihn zudem bewegte, bei den SCL Tigers Verantwortung zu übernehmen, und was er von seinem neuen Team hält, lesen Sie im nachfolgenden Interview.

News • • von Bruno Wüthrich

FANTIGER: Sie haben Politik, Geschichte und Psychologie studiert und abgeschlossen. Dies wird ihnen gerade bei Ihrem Engagement als Coach der SCL Tigers entgegen kommen.

John Fust: Ein Chefcoach in der NLA ist nicht nur mit Eishockey beschäftigt, sondern auch mit Politik, mit Sponsoren, mit dem Nachwuchs etc. Er muss deshalb vielseitig sein.

 

Stimmt es, dass Sie bereits bei Ihrem Engagement als Spieler bei den SCL Tigers den Wunsch hegten, einmal Coach der Langnauer zu werden?

Ja, dies habe ich damals auf meine Spielercard geschrieben. Langnau ist ein spezieller Ort, und ich freue mich, dass ich mit meiner Familie hier sein darf. Mein Sohn wird hier zur Schule gehen und spielt bereits bei den Bambini und Piccolos Eishockey. Und zu Weihnachten erwarten meine Frau und ich unser zweites Kind.

 

Als Sie «ja» sagten zu Ihrem Engagement in Langnau, war Ihnen bewusst, dass der Klub in existentiellen Problemen steckte. Was reizte Sie dennoch an der Aufgabe?

Langnau hat einen speziellen Platz in meinem Herz. Zudem habe ich viel Vertrauen in Peter Jakob und Ruedi Zesiger. Das Schlimmste hat der Klub bereits überstanden, trotzdem liegt noch viel Arbeit vor uns. Ich bin für den sportlichen Bereich zuständig, und ich garantiere, dass wir alle, das ganze Team und ich, unser absolutes Maximum geben werden. Gemeinsam mit dem ganzen Umfeld des Vereins und mit seinen Fans können wir viel erreichen. Ich glaube an unser Potential.

 

Visp war Ihre erste Station als Coach. Sie schlugen dort gleich voll ein, erreichten mit Ihrem Team den Playoff-Final, nachdem Sie bereits die Regular-Season dominierten. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Die Situation in Visp war ähnlich wie hier. Wir hatten eine sehr junge Mannschaft und ein kleines Budget. Mit einem Drittel des Budgets von Lausanne gewannen wir die Qualifikation und erreichten den Playoff-Final. Ich war jedoch drei Jahre in Visp. Unser Erfolg im dritten Jahr war der Lohn unserer Arbeit in den Jahren zuvor. Erfolg ist ein Prozess. Wir können auch in Langnau nicht erwarten, dass wir gleich im ersten Jahr Meister werden. Aber ich hoffe, dass wir mit harter Arbeit, Kampf und Siegeswillen in einigen Jahren deutlich weiter vorne in der Tabelle stehen werden.

 

In Visp bewiesen Sie, dass Sie ein Team besser machen können. Das müssen Sie in Langnau auch, denn Sie führen eine Low-Budget-Mannschaft. Nominell gut genug für den Ligaerhalt, aber kaum für mehr. Was ist tatsächlich möglich mit diesem Team?

Ich nehme die Underdog-Rolle sehr gerne an. Was tatsächlich möglich ist mit diesem Team, werden wir jedoch erst im Dezember sehen. Vielleicht schaffen wir sogar die Überraschung. Ich bin sehr optimistisch, denn ich sehe viel Potential in diesem Team.

 

Schauen wir uns Ihre Mannschaft mal genauer an und fangen dabei ganz hinten an. Mit Benjamin Conz haben Sie einen Torhüter, der zu Saisonbeginn gerade mal 19 Jahre alt ist. Ein ligafähiger zweiter Torhüter fehlt. Ist es nicht riskant, so in eine Saison zu starten?

Wir haben sehr viel Vertrauen in Benjamin Conz. Er kann einer der besten Torhüter der Liga sein. Und von Marc Schmid erhoffen wir uns, dass es ihm gelingt, etwas Konkurrenz zu bringen. Für beide Torhüter ist diese Situation eine grosse Chance.

 

Die SCL Tigers haben letzte Saison am meisten Tore erhalten. Sie müssen zudem in der Defensive die Abgänge von Eric-Ray Blum, Sandro Gmür und Nick Naumenko verkraften, welche mit Spielern aus der NLB ersetzt wurden. Stehen uns Tage der offenen Tür bevor?

Viele Spieler sind in der NLB, um dort besser zu werden. Die Tür zur NLA ist für solche Spieler niemals zu. Das beste Beispiel ist Mark Streit, der sich über die drittklassige Eastcoast League via der zweitklassigen AHL in die NHL kämpfte, und dort einer der besten Verteidiger ist. Die Defensive war in den letzten Saisons das Problem der SCL Tigers. Wir haben zwar keine spektakulären Spieler in der Verteidigung, aber alle sind sie stark im Kampf Mann gegen Mann. Mit dem System, das wir spielen, werden wir defensiv besser werden.

 

Auch im Angriff hatten Sie Abgänge zu verkraften. Fabian Sutter und Matthias Bieber sind nicht mehr dabei. Auch Alexadre Daigle ist weg. Immerhin verfügen Sie nun über drei ausländische Angreifer. Was ist offensiv möglich?

Wir sind sogar besser geworden. Wir haben drei Ausländer, welche sowohl Flügel als auch Center spielen können, und verfügen somit über mehr Flexibilität.

 

Wie lässt John Fust sein Team spielen? Wie ist Ihre taktische Grundrichtung?

Hart, mit viel Speed und Engagement. Wir werden besser defensiv spielen in dieser Saison. Besser defensiv heisst, wir werden das Spiel in die offensive Zone verlagern.

 

Welchen Einfluss konnten Sie auf die Transfers nehmen?

Ich hatte meine Wunschliste. Alles andere erarbeiteten wir gemeinsam mit Ruedi Zesiger und Alex Reinhard. Wir verpflichteten wohl nicht die ganz grossen Namen, aber für den Charakter all meiner Spieler kann ich garantieren.