HC Ambri-Piotta - SCL Tigers (5:3 (2:2, 2:0, 1:1)

Langnau von der Leidenschaftlichkeit Ambris überfordert

Die Serie der Spiele unter dem Motto «Pleiten Pech und Pannen» der SCL Tigers geht weiter. Die Langnauer bezogen in der Levenina eine 3:5 Niederlage. Drei Gegentreffer verdienen die Bezeichnung «ärgerlich».

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier jubelt Langnaus Topscorer Antti Erkinjuntti über den Treffer zum 2:2 Ausgleich in der 15. Minute. Das Zuspiel kam von Anton Gustafsson. Bild: Susanne Bärtschi

 

Wo ist der Ehlers-Beton der letzten Saison? Wo die defensive Stabilität, die den SCL Tigers Siege ermöglichten, ohne viele Tore zu schiessen. Wo ist der Spieler, der die nötigen Emotionen ins Spiel der Langnauer bringt? Wo ist die Präzision im Passspiel, ohne die auf Niveau NLA nicht viel zu gewinnen ist? Derzeit mangelt es bei den Emmentalern an allen Ecken und Enden. Die heutige Niederlage in Ambri hat zwei Hauptgründe: 1.) Die SCL Tigers waren von der Leidenschaftlichkeit der Nordtessiner überfordert. Sie hatten dieser nichts entgegen zu setzen. Leidenschaftlichkeit war in den letzten Jahren einer der wenigen Gründe, weshalb Ambri in der höchsten Schweizerischen Spielklasse überhaupt eine, wenn auch nur bescheidene Rolle spielen konnte. Leidenschaftlichkeit gehört zu Ambri wie die italienische Sprache zum Tessin. Sie zieht sich durch all die Jahre, in welchen die Leventiner die Liga bereichern. 2.) Die defensiven Unzulänglichkeiten der Langnauer. Den Gegentreffern zum 0:1 und zum 2:3 (in Unterzahl) gingen krasse Fehler voraus. Bereits in der 3. Minute konnte Lukas Lhotak mutterseelenallein vor Ivars Punnenovs stehend, das Zuspiel seines Teamkollegen Thibaut Monnet verwerten. Und wie einfach Cori Emmerton in der 23. Minute bei Überzahl Ambri alleine vor das Langnauer Tor kam, spottet jeder Beschreibung. Wo war da die Box? Wo die defensive Disziplin? Dass die Langnauer trotz tadelloser Torhüterleistung bereits nach 40 Minuten vier Tore kassierten, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.

Die Langnauer lösten vor dem Spiel die fünfte Ausländerlizenz für Eric Himelfarb. Der Kanadier, von dem man hofft, dass er in nächsten Zeit Schweizer wird, ersetzte den bislang ungenügenden und farblosen Aaron Gagnon. Und siehe da: Es dauerte nicht einmal vier Minuten, bis Himelfarb skorte. Es war der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 – Ausgleich. Überhaupt gehörte der Kanadier heute Abend zu den besseren Akteure im Team der Emmentaler, was jedoch allein für sich noch keine Referenz darstellt. Ebenfalls zu den Aktivposten gehörte Anton Gustafsson. Der Sohn des Langnauer Aufstiegscoachs Bengt-Ake Gustafsson (nach dem Aufstieg entlassen) liess sich mit dem Assist beim 2:2 – Ausgleich und dem 3:4 – Anschlusstreffer gleich zwei Skorerpunkte gutschreiben. Seine Analyse zum Zustand der Mannschaft dürfte exakt zutreffen: «Bei uns hat derzeit jeder Angst vor dem Verlieren und vor Fehlern. Das lähmt uns.» Genau so trat die Mannschaft auf. Genau dies wird der Grund sein, weshalb Ambri heute verdient gewonnen hat. Wer Angst hat vor Fehlern, der macht sie. Wer Angst hat vor dem Verlieren, verliert. Jetzt rächt es sich, dass auch sieben von acht Vorbereitungsspielen verloren gingen. Von bisher 13 Spielen gingen deren 12 verloren. Dies nagt an jeder Mannschaft. Doch wie findet die Mannschaft aus diesem Tief, aus dieser inzwischen schweren Krise wieder raus? «Eis Sieg könnte alles kehren. Wir wissen, dass wir bestimmt nicht schlechter sind als die anderen. Wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis. Etwas, das uns Schub verleiht und Zuversicht bringt», bringt es Gus auf den Punkt.

Hier hatten die Langnauer Glück. Dieser Schuss von Lukas Lhotak in der 20. Minute ging an den Pfosten. Bild: Susanne Bärtschi

 

Der «Genickbruch» im Schlussdrittel

Coach Ehlers wechselte nach 40 Minuten den Torhüter. Damiano Ciaccio kam für Ivars Punnenovs. Fragte man auf der Pressetribüne die Chronisten, konnte sich keiner diesen Wechsel so richtig erklären. Bei den vier Gegentreffern schien Punnenovs absolut machtlos. Ciaccio führte sich aber in der 45. Minute nach einem schweren Patzer der Langnauer Hintermannschaft mit einem Big Safe sogleich gut ein. Und die 50. Minute schien Ehlers zunächst recht zu geben. Anton Gustafsson führte die Langnauer mit seinem Treffer wieder auf 3:4 heran. Zuvor war erkennbar, dass die Tiger nochmals alles versuchen wollten, um das Spiel doch noch zu reissen. Doch lediglich 42 Sekunden später war der alte Abstand wieder hergestellt. Der inzwischen fast obligatorische Torhüterfehler kam beim Treffer von Dominic Zwerger doch noch. Es war der dritte vermeidbare Gegentreffer an diesem Abend. So kann niemand gewinnen.

Dass bei den SCL Tigers der Wurm drin steckt, wird derzeit niemand leugnen. Coach Heinz Ehlers, der Held der letzten Saison, ist nicht zu beneiden. Wie er mit der verunsicherten Mannschaft und zwei verunsicherten Torhütern zum Erfolg zurück finden will, ist deshalb ein Rätsel.

Ein Beispiel nehmen können sich die SCL Tigers am Töff-Rennfahrer Dominique Aegerter. Nach einer zuvor völlig unbefriedigenden Saison fuhr er im letzten Rennen in Misano völlig überraschend den Sieg heraus. So befreit man sich aus negativen Situationen. So überwindet man eine Negativspirale. Mit Siegen. Also SCL Tigers: Tut es einfach! Angst ist ein schlechter Ratgeber.

 

HC Ambri-Piotta - SCL Tigers (5:3 (2:2, 2:0, 1:1)

Valascia Ambri, 5'482 Zuschauer. SR: Tscherrig/Vinnerborg, Obwegeser/Rebetez. Tore: 3. Lhotak (Monnet, M. Müller) 1:0. 4. Himmelfarb (Blaser) 1:1. 8. Taffe (D'Agostini, Ausschluss Neukom) 2:1. 15. Erkinjuntti (Gustafsson) 2:2. 23. Emmerton (Zwerger, Conz, Ausschluss Erni) 3:2. 26. D'Agostini (Plastino, Taffe, Ausschluss Haas) 4:2. (49.07) 50. Gustafsson (Erkinjuntti) 4:3. 50. (49.49) Zwerger (Plastino) 5:3. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen Ambri, 4-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

Ambri: Conz; Zgraggen, Plastino; Pinana, Fora; Jelovac, Ngoy; Collenberg; Zwerger, Emmerton, D'Agostini; Berthon, Taffe, Lauper; Monnet, Müller, Lhotak; Bianchi, Kostner, Trisconi; Chiriaev.

SCL Tigers: Punnenovs (40. Ciaccio); Koistinen, Zryd; Erni, Blaser; Huguenin, Lardi; Seydoux, Randegger; Erkinjuntti, Gustafsson, Elo; Kuonen, Himmelfarb, Nüssli; Neukom, Albrecht, Dostoinov; Haas, Peter, Gerber.

Bemerkungen: Ambri ohne Gautschi, Guggisberg, Hrabec, Moor, Stucki (alle verletzt), Trunz, Incir (überzählig). SCL Tigers ohne P. Berger, N. Berger, Stettler (alle verletzt), Gagnon (überzählig) Müller (Langenthal), Rüegsegger (Elite). 20. Pfostenschuss Lhotak.