Nach grossartiger Saison:

Langnau in Spiel 7 chancenlos:

Am Ende reichten die Kräfte nicht mehr, um das entscheidende siebte Spiel zu gewinnen. Der Lausanne HC dominierte praktisch nach Belieben, musste sich aber trotzdem lange gedulden, bis die Entscheidung fiel. Die SCL Tigers können mit Stolz auf die Saison 2024/25 zurückblicken.

• von Bruno Wüthrich

Die beiden frühen Toren zum 1:0 (nach 2:23) und zum 2:0 (nach 4:38) waren bereits vorentscheidend. Die SCL Tigers wurden im Startdrittel richtiggehend überrannt, auch wenn sie weitere Gegentreffer vermeiden konnten. Offensiv traten sie überhaupt nicht in Erscheinung. Dies liessen einerseits die Lausanner nicht zu, andererseits fehlte es den Emmentalern auch an Spritzigkeit und Präzision. So wurden selbst ihre zarten Bemühungen jeweils frühzeitig unterbunden. Und dies scheinbar mühelos.

Und trotzdem wussten wir erst am der 44. Minute definitiv, wohin die Reise gehen würde. Denn erst dann erzielte Fabian Heldner den Treffer zum 3:1 und zog den Langnauern damit definitiv den Stecker. Diese hatten nämlich trotz ihrer wenigen Spielanteile, aber dank dem Treffer von Vili Saarijärvi in Überzahl zu Beginn des Abschnitts das Mitteldrittel für sich entschieden. Die bisherige Serie dieser beiden Kontrahenten hatte gezeigt, dass das Team von Coach Thierry Paterlini weder mehr Spielanteile als der Gegner noch viele Torchancen benötigt, um Spiele zu gewinnen. So brauchte es dieses dritte Tor, damit sich der LHC – aus dessen Sicht – endlich sicher sein konnte, dass diese Partie und damit die Serie eingetütet werden kann.

Am Ende war es ein klarer 6:2 - Sieg in diesem siebten Spiel, wobei es eben festzuhalten gilt, dass es bis zur 44 Minute lediglich 2:1 stand. Also trotz klaren spielerischen Vorteilen lange Zeit ein sehr enges Spiel in einer auch sonst sehr engen Serie. Es schien jedoch, als fehlten den Langnauern am Ende die Kraft, die Schnelligkeit, aber auch die gedankliche Frische, um Lausanne auch diesmal wieder gefährlich werden zu können. Die Vorteile bezüglich spielerischem Potenzial lagen ja klar auf der Seite der Waadtländer. Um diese Nachteile wettzumachen, musste der Aussenseiter viel mehr Kräfte lassen als der Gegner. Das hat zuletzt den Unterschied gemacht.

Eine richtig geile Saison

Die SCL Tigers haben aber für ihren Anhang und auch für sich selbst eine richtig geile, schon fast berauschende Saison hingelegt und sich mit diesem Play Off -Viertelfinal über sieben Spiele, drei ausverkauften und gewonnenen Heimspielen, und viel Spektakel und einer elektrisierenden Atmosphäre im eigenen Stadion selbst belohnt. Sie haben die gestiegenen Erwartungen – das Erreichen des Play In wurde erwartet – wesentlich übertroffen. In einer sehr ausgeglichenen Qualifikation liessen sie Grössen wie Servette, Lugano und Biel hinter sich, steigerten ihre Punkteausbeute gegenüber der vorherigen Saison nochmals um vier Punkte (was, je höher die erreichte Punktzahl ist, immer schwieriger wird und deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden kann) und schrieben erstmals seit den erfolgreichen 1970er-Jahren in der obersten Spielklasse wieder ein positives Torverhältnis. Sie gewannen 15 ihrer 26 Heimspiele in der Qualifikation, dazu das Heimspiel im Play In gegen den EHC Kloten plus die drei Heimspiele im Play Off. So viele Heimsiege, nämlich 19, in einer Saison konnten die Zuschauenden in Langnau in der obersten Spielklasse nur selten geniessen. In der Saison 2018/19 waren es zum Beispiel lediglich deren 15. In der damaligen Play Off – Serie, ebenfalls gegen den LHC, gewannen die Tiger zwei Mal auswärts und nur einmal zuhause.

Kaum Stars, aber prägende Persönlichkeiten

Im Team der SCL Tigers stachen kaum Stars heraus, Viel mehr stellten die SCL Tigers ein echtes Team. Eine Mannschaft, die vor allem dank ihres Kollektivs stark war, die sich jedoch immer wieder auf einen starken Torhüter verlassen konnte. Die Leistungen von Torhüter Stéphane Charlin stachen aber in dieser Spielzeit derart heraus, dass man ihn durchaus als einer der Stars dieser Mannschaft bezeichnen kann. Während seiner Verletzung wurde er jedoch von der ehemaligen und zukünftigen Nr. 1 im LangnauTor, Luca Boltshauser, sehr gut vertreten. Dass sich die Tiger im Play In gegen Kloten durchsetzten und im Play Off nach vier Spielen eine ausgeglichene Serie präsentieren konnten, war auch Boltshauser zu verdanken. Ein anderer Star ist Spektakel-Verteidiger Vili Saarijärvi. Sowohl Chalrin wie auch Saarijärvi werden Langnau nun in Richtung Genf verlassen. Der HC Genf Servette, vor zwei Jahren noch Meister und vor einem Jahr Sieger der Champions League, verpasste in den letzten beiden Spielzeiten die Play Offs und hat Verstärkungen dringend nötig. Die Grenats hätten sich diese nicht unbedingt in Langnau holen müssen. Doch Stéphane Charlin kommt von Genf. Er geht jetzt einfach wieder zurück nach hause. Vili Saarijärvi wechselt von einem Team mit vielen Finnen in eine andere Mannschaft mit vielen Finnen.

Aber auch die andern Ausländer, Juso Riikola, der Verteidiger, der kaum je einen Fehler begeht, sehr viel Eiszeit schultert und auch gegen vorne etwas reissen kann, Captain Harri Pesonen, der Vorzeige-Kämpfer und Leader, Sean Malone (wird die Tiger wohl verlassen) und Saku Mäenalanen, die beide unheimlich wichtig sind für das Manschafts-Gefüge, sowie der zuletzt etwas flügellahme, wohl auch, weil sehr gut abgeschirmte Skorer Aleksi Saarla haben ihren Anteil an dieser tollen Saison. Hinzu kommen die Leader mit Schweizer Lizenz: Allen voran Team-Topscorer Dario Rohrbach, aber auch Flavio und Julian Schmutz, sowie der ehemalige Captain Pascal Berger. Er hat gestern sein letztes Spiel bestritten. Seine Erfahrung wird fehlen. Auch Brian Zanetti wird die Tiger verlassen. Wie Charlin kehrt auch Zanetti in seine Heimat zurück. Für ihn ist es der HC Lugano. Zanetti hat sich im Emmental prächtig entwickelt. Er wird für Lugano eine Verstärkung sein und in Langnau fehlen. Ein wichtiger Transfer auf diese Saison hin war auch Phil Baltisberger. Er erwies sich in dieser Saison als echte Verstärkung. Auf ihn können wir uns auch in der nächsten Saison freuen. Aber eben: Auch diejenigen, die ich nun nicht erwähnt habe, waren allesamt wichtig.

Saison zu wiederholen wird schwierig

Stéphane Charlin, Vili Saarijärvi, Sean Malone (vermutlich), Brian Zanetti und Pascal Berger – das sind die bisher bekannten Abgänge im Team der SCL Tigers. Die beiden Ausländer werden ersetzt durch die beiden Finnen Santtu Kinnunen (Verteidiger) und Hannes Björninen (Stürmer). Hinzu kommen Torhüter Robin Meyer vom frisch gekürten Swiss League – Meister EHC Visp sowie der 20-jährige Matteo Wagner, ein ehemaliger Young Tiger, der die letzten Jahre in Nachwuchsteams in Schweden und Finnland ausgebildet wurde.

Wir dürfen gespannt sein, was Sportchef Pascal Müller noch alles in Peto hat, um die namhaften Abgänge zumindest einigermassen zu ersetzen.

Eine Saison wie die für die Langnauer soeben abgelaufene dürfte vorerst schwierig zu wiederholen sein. Dafür nötig sind ähnlich gute Torhüterleistungen wie in dieser Saison und damit verbunden eine sehr starke Defensive. Die Tiger waren in dieser Hinsicht die Nummer 2 der Liga, und auch die äusserst enge Play Off Serie gegen Lausanne ist in erster Linie der defensiven Organisation zu verdanken. Wichtig ist aber auch die Kontinuität beim Coaching Staff. Thierry Paterlini (Headcoach), Steve Hirschi (Assistent), Jukka Varmanen (Assistent), William Rahm (Goalis) und Thaddäus Schnider haben hervorragende Arbeit geleistet. Denn dass man von den Emmentalern in dieser Saison viel erwartete, hatte viel mit den Coaches zu tun. Denn aus dem – gegenüber der Konkurrenz – beschränkten Potenzial so viel herauszuholen, ist eine grossartige, reife Leistung und aller Ehren wert.

Vorerst geht es nun jedoch für die Langnauer in die wohl verdiente Sommerpause, welche sie aber ganz bestimmt gerne noch ein wenig aufgeschoben hätten. Wir grautulieren der ganzen Manschaft, dem Coaching-Staff und der ganzen Organisation der SCL Tigers zu den grossartigen Erfolgen in dieser Saison.