Zur Entlassung von Geschäftsführer Roland Wyss

Markige Worte aus dem Verwaltungsrat

Mit der Entlassung von Geschäftsführer Roland Wyss hat der Verwaltungsrat der SCL Tigers ein deutliches Zeichen gesetzt. «Wir wollen in die NLA. Sportliches und unternehmerisches Mittelmass reichen uns nicht», gab VR Käru Brügger gegenüber der Berner Zeitung zu Protokoll. Doch wo endet das Mittelmass, und wo beginnt die Elite?

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Langnau und das Emmental sind für Spitzensport ein schwieriges Pflaster. Einen ambitionierten Sportverein wie die SCL Tigers zu führen, ist nicht jedermanns Sache. In den letzten zehn Jahren gab es nur einen, der die Klasse hatte, die Tiger erfolgreich zu führen. Dieser kam zum falschen Zeitpunkt und wurde mit dem Abgang des damaligen VR-Präsidenten Hans Grunder ebenfalls in die Wüste geschickt. Sein Name: Heinz Schlatter. Er war es, der die Sponsorenliste der SCL Tigers zu füllen vermochte, obwohl er gleichzeitig die unangenehme Aufgabe übernehmen musste, den bisherigen Geldgebern zu sagen, dass nun fertig sei mit den grosszügigen Rabatten. Tempi passati. Leider, sage ich, wohl wissend, dass diese Meinung längst nicht alle teilen.

 

Wir müssen im Emmental zur Kenntnis nehmen, dass sich im Sport nicht viele «Marc Lüthis» die Klinke in die Hand drücken. Schon gar nicht klopfen sie in Langnau an, um endlich einmal die Tiger führen zu dürfen. Denn aus der Sicht von vielen kann man in Langnau nur verlieren. Welcher nationale Sponsor will schon in die SCL Tigers und das Emmental investieren! Würde der Verwaltungsrat so denken, könnte er die Bilanz des Langnauer Eishockeyunternehmens gleich deponieren. Zum Glück denken Peter Jakob, Käru Brügger & Co. nicht so. Trotz grossen Mangels an geeigneten Spitzenleuten für die anspruchsvolle Geschäftsführung wollen sie sich nicht mit Mittelmass zufrieden geben. Und sie wagen es sogar, dies deutlich zu kommunizieren. Chapeau!

 

Natürlich gibt es auch eine andere Seite. Für Roland Wyss ist es nicht gerade angenehm, sich als Mittelmass abqualifizieren lassen zu müssen. Doch ein Blick auf die Sponsorenliste und die Geldbeschaffungs-Aktivitäten während seiner Amtszeit geben den Verwaltungsräten recht. Es kam tatsächlich sehr wenig Sichtbares von der operativen Führung. Die Ansprüche in Langnau müssen höher sein. Dass dies erkannt wurde, darf der strategischen Führung nicht zum Vorwurf gemacht werden. Roland Wyss ist «e chummlige». Er machte keine grossen Sprüche und drängte sich nicht in den Vordergrund. Bei einem gemeinsamen Essen mit Fans (Pinboard-Höck) machte er auf diese einen guten Eindruck. Deshalb gibt es jetzt auch zum Teil erboste Posts auf dem Forum der SCL Tigers.

 

Geeignete Personen innerhalb des Sports sind rar

Doch um die Tiger zu führen, reicht es nicht, «e sympatische» zu sein. Auch Gérard Scheidegger, Martin Bruderer, und sogar Wolfgang Schickli hatten ihre Sympathisanten. Ruedi Zesiger war sogar ein grosser Sympathieträger. Reussiert oder die Tiger weiter gebracht hat indes keiner von ihnen. Die Rolle von Heinz Schlatter erörterte ich bereits.

 

Von Roland Wyss kam zu wenig. Dass die Verwaltungsräte der SCL Tigers dies bereits nach weniger als einem Amtjahr begriffen und darauf reagierten, ist ein gutes Zeichen. Dass derart klar kommuniziert wird, was Sache ist, und wohin der Weg führen soll, ebenfalls. Langnau und das Emmental sind ein schwieriges Pflaster. Wir brauchen hier die Besten, um zu reussieren. Mittelmass genügt nicht.

 

Danke, Roland Wyss, dass Sie da waren. Ihren Führungsstil und Ihre Art zu arbeiten können Aussenstehende wie ich nicht beurteilen. Die Resultate jedoch schon. Im Sport kann es manchmal schnell gehen. Ähnlich wie in der freien Wirtschaft. Langnau ist halt nicht Zug. Und einen Marketing-Fachmann wie Silvano Monn hatten sie an der Güterstrasse nicht an Ihrer Seite. Wir wünschen Ihnen alles Gute.

 

Dem Verwaltungsrat der SCL Tigers wünsche ich eine glückliche Hand bei der Suche (bzw. beim Finden) einer neuen operativen Führungsperson. Diese wird nicht ganz einfach. Denn unter all den Scheideggers, Bruderers, Zesigers & Co. ist ein Lüthi fast so selten, wie ein brauchbarer Eishockeyspieler in Uganda.

 

Lohnt sich die Suche ausserhalb des Sports?

Die Frage ist deshalb, ob sich die Suche innerhalb des Sports überhaupt lohnt. Dies ist nicht einfach zu beantworten. Denn der Sport ist mit der freien Wirtschaft nur beschränkt vergleichbar. Dies mussten in ihren ersten Amtsjahren auch die die Tiger-Verwaltungsräte oft schmerzlich erfahren. Erfahrung im Sport würde zweifellos helfen, gesteckte Ziele schneller zu erreichen, sofern die Kompetenz dazu vorhanden ist. Oberste Aufgabe eines jeden Geschäftsführers ist die Beschaffung von finanziellen Mitteln. Nicht ein Sportchef muss er sein, auch kein Bau-Koordinator oder Schönredner, sondern schlicht und ergreifend ein guter Verkäufer. Nicht die Fans muss er hinter sich bringen, sondern die Sponsoren nach Langnau. Er muss nichts mehr und auch nichts weniger, als die national bekannte und beliebte Marke «SCL Tigers» erfolgreich verkaufen. Langfristig gesehen könnte es sich lohnen, eine solche Persönlichkeit ausserhalb der «Inzucht Sport» zu rekrutieren. Aber billig sind solche Personen nicht. Wenn sie dann noch mehr Einarbeitungszeit benötigen, könnte es bereits wieder eng werden.

 

Wahrscheinlich haben die Tiger-Verwaltungsräte bereits einen an der Angel. Viel Glück.