SCL Tigers nicht bereit:

Mit desolater Leistung unter den Strich

Die SCL Tigers sind im wichtigen Spiel beim Tabellenletzten Rapperswil nicht bei der Sache und beziehen nach einer desolaten Leistung eine 3:7 Klatsche. Die Quittung dafür ist der Fall unter den Strich.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Ben Maxwells "Treffer der letzten Hoffnung" wurde von den Schiedsrichtern nicht anerkannt. Bild: Bruno Wüthrich

 

«Sieben Gegentore in einem Spiel tun schon weh», fasste Heinz Ehlers seine Gemütslage zusammen. Er bemängelte, dass seine Mannschaft zu Beginn nicht bereit gewesen sei und dass später die Disziplin gefehlt habe. «Im Mitteldrittel waren wir klar die bessere Mannschaft, bremsten uns dabei aber gleich selber aus.» Der Däne sah aber auch ein starkes Rapperswil, eher schwache Schiedsrichter und neben der liederlichen Startphase zwei weitere Schlüsselmomente, in denen sein Team eventuell das Steuer trotz allem noch hätte herum reissen können, wenn diese anders verlaufen wären. Gemeint waren damit folgende Szenen:

32. Minute: Die SCL Tigers liegen 0:3 hinten. Doch in den bisherigen 11 Minuten des Mitteldrittels traten sie gegenüber dem Startabschnitt wie verwandelt auf. Sie dominierten die Partie und erspielten sich diverse gute Möglichkeiten. Und dann war es endlich soweit. Andrea Glauser verwertete ein Zuspiel von Harri Pesonen per Direktabnahme zum Anschlusstreffer. Es war wieder etwas möglich. Die Partie war noch nicht verloren. Doch lediglich 16 Sekunden nach diesem Treffer nahm Loic In-Albon wegen hohem Stock eine Strafe. Diese blieb zwar ohne weiteren Schaden, doch sie nahm seiner Mannschaft den Schwung.

41. Minute: Die SCL Tigers liegen 1:4 hinten, weil sie kurz vor Ende des Mittelabschnitts wegen einer weiteren Strafe noch ein Tor entgegen nehmen mussten. Ex Tiger Kevin Clark lenkte einen scharfen Pass von Andrew Rowe geschickt ab und düpierte damit Ivars Punnenovs zwischen dessen Beinen hindurch. Und weil Harri Pesonen und Andrea Glauser sich mit Rappis Fabian Maier eine halbe Minute vor Drittelsende eine Keilerei lieferten, wurden die drei „Bösewichte“ in die Kühlbox geschickt. Die Tiger mussten deshalb das Schlussdrittel in Unterzahl in Angriff nehmen. Doch da entwischte Ben Maxwell, eilte auf Torhüter Melvin Nyffeler los und bezwang diesen per Shorthander im zweiten Anlauf. Die Schiedsrichter sahen sich diesen Treffer im Video an und – anulierten ihn. Sie hatten eine Touchierung von Maxwell mit dem Torhüter gesehen und diese wohl aus Behinderung gewertet. Zwanzig Sekunden nach Wiederanspiel – es lief immer noch die selbe Strafe gegen die drei Sünder – traf Corsin Casutt sehenswert zur endgültigen Entscheidung.

Miserable Startphase

Zugegeben: Es ist verständlich, dass sich Heinz Ehlers über die Schiedsrichter ärgerte. Zumal die SCL Tigers in dieser Saison von den Unparteiischen – um es vorsichtig auszudrücken – nicht bevorteilt werden. Zugegeben: es wurde diesmal kleinlich gepfiffen und es traf dabei deutlich öfters die Langnauer. Und zugegeben: Bei der Keilerei hätte man auch anders entscheiden können, als die Tiger in Unterzahl zu versetzen, und Ben Maxwells Treffer kann, aber muss nicht zwingend anuliert werden. Aber die Langnauer haben diese Partie nicht wegen der Schiedsrichter verloren. Sie verloren sie wegen der wirklich miserablen, ja desaströsen Startphase und wegen ihrer Disziplinlosigkeit.

Bereits nach 27 Sekunden wurde Benjamin Neukom ein erstes Mal auf die Strafbank geschickt. Von da weg war der kleinliche Tarif bekannt, der an diesem Abend herrschen würde. Da könnte man sich ja auch anpassen. Die Lakers haben sich angepasst, leisteten sich deutlich weniger Vergehen und kassierten deshalb folgerichtig deutlich weniger Strafen.

Und dann waren da ja auch noch die Gegentreffer in der Starphase, die allesamt bei beidseitigen Vollbestand fielen. 3. Minute: Ein Fehlzuspiel der Langnauer findet den Weg zu Leandro Profico. Dieser spaziert seelenruhig und völlig unbehindert auf das Langnauer Tor zu und bezwingt Ivars Punnenovs zu frühen Führung. Es ist sein erster Treffer der Saison. 4. Minute: Lediglich 51 Sekunden nach dem 1:0 wird Nico Dünner im Slot nicht angegriffen und kann ungehindert abschliessen. Er gibt den Schuss etwas verdeckt ab und überrascht damit Punnenovs, der bei diesem Treffer nicht sehr gut aussieht, aber wohl erst spät reagieren kann. 6. Minute: Andrew Rowe darf es gleich drei Mal versuchen. Ivars Punnenovs rettet zwei Mal per Big Save, spediert dabei noch einen Gegner vor seinem Tor weg, doch es ist kein Mitspieler da, der Lust verspürt, die Scheibe wegzuarbeiten. Beim dritten Versuch Rowes hatte Punnenovs dann keine Abwehrchance mehr.

Mit dem 3:0 im Startdrittel waren die Langnauer übrigens sehr gut bedient. Sie selbst hatten in den ersten 20 Minuten keine einzige Torchance, aber Ivars Punnenovs hatte alle Hände voll zu tun und machte einige Hochkaräter der Lakers zunichte. Und in der 19. Minute traf Dani Kristo noch den Pfosten.

Heinz Ehlers hatte recht. Die Lakers erwischten einen guten Abend. Dies ist aber ob des geringen Widerstands der Tiger und der frühen Dreitoredifferenz nicht verwunderlich. Wer so leicht in Führung gehen kann, ist definitiv im Hoch. Mit dieser insgesamt völlig ungenügenden Leistung fallen die SCL Tigers sieben Runden vor Schluss der Qualifikation unter den Strich. Schlimmer noch: Sie befinden sich lediglich zwei Punkte von Rang 11 entfernt. Nach einer lange Zeit guten Saison ist derzeit nicht einmal mehr der Ligaerhalt sicher. Umso unverständlicher, dass die Mannschaft zu Beginn einer derart wichtigen Partie nicht bereit ist und sich von einem Gegner, den sie zuvor drei Mal bezwungen hat, ohne grosse Gegenwehr dermassen vorführen lässt. Es braucht deshalb dringend eine Reaktion. Diesmal aber eine, die nicht bloss ein Spiel anhält.

 

SC Rapperswil-Jona Lakers – SCL Tigers 7:3 (3:0, 1:1, 3:2)

St. Galler Kantonalbank Arena, 3'589 Zuschauer. SR: Hebeisen/Dipietro, Obwegeser/Kehrli. Tore: 3. Profico (Rowe) 1:0. 4. Dünner (Vukovic) 2:0. 6. Rowe 3:0. 32. Glauser (Pesonen) 3:1. 40. Clark (Rowe, Simek Ausschluss Neukom) 4:1. 42. Casutt (Kristo, Strafe gegen Pesonen soeben abgelaufen) 5:1. 46. Clark (Egli, Rowe, Strafe gegen Kuonen soeben abgelaufen) 6:1. 49. Neukom (Glauser, Berger, Ausschluss Maier) 6:2. 54. Rowe (Hachler, Ausschluss Clark!) 7:2. 55. Pesonen (DiDomenico, Ausschluss Casutt) 7:3. Strafen: 5-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Simek, unsp. Verhalten) gegen die Lakers, 10-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Neukom, Bandencheck) gegen die SCL Tigers.

Lakers: Nyffeler; Randegger, Egli; Dufner, Vukovic; Maier, Hächler; Profico, Schnenberger; Casutt, Pyatt, Clark; Forrer, Rowe, Loosli; Simek, Dünner, Kristo; Hüsler, Ness, Mosimann.

SCL Tigers: Punnenovs; Leeger, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau; Grossniklaus; Neukom, Maxwell, Elo; Pesonen, Berger, DiDomenico; Schmutz, Diem, Kuonen; Sturny, In-Albon, Andersons.

Bemerkungen: Lakers ohne Cervenka, Schweri (beide verletzt), Schlagenhauf (krank). SCL Tigers ohne Earl, Dostoinov, Blaser, Schilt (alle verletzt), Gagnon (überzähliger Ausländer), Melnalksnis, Rüegsegger, Bircher (alle Partnerteam). 19. Pfostenschuss Kristo. 41. Tor von Ben Maxwell annuliert.