Mit diesen Fragen reise ich nach Langnau

Die geplante Ligareform wirft hohe Wellen. Die Fans laufen Sturm dagegen. In Langnau ebenso wie überall sonst in der Eishockey-Schweiz. Deshalb reden jetzt Verwaltungsratspräsident Peter Jakob, Geschäftsführer Simon Laager und Sportchef Marc Eichmann mit einigen ausgewählten Fans. Ich bin gespannt, ob dieser runde Tisch eine reine Marketingmassnahme sein, oder ob eine echte Diskussion zugelassen wird.

Ich habe mir schon mal einen kleinen Fragekatalog zusammengestellt: Mit diesen Fragen reise ich nach Langnau.

• Planungssicherheit: Wie ist das mit der Planungssicherheit, wenn Sie nicht wissen, ob überhaupt noch Zuschauer kommen, wenn es in der Meisterschaft um nichts mehr geht, weil bereits klar ist, dass die Playoffs verpasst werden, aber kein Abstieg droht?
• Fans: Wie sicher sind Sie, dass Ihre Kundschaft mit der Zeit Ihr Produkt gut findet, das sie dieses jetzt überhaupt nicht will und sich sogar massiv dagegen zur Wehr setzt?
• Sparmassnahmen: Wie wollen Sie mit der neuen Ausländerregel Geld sparen, wenn Sie doch wissen, dass Sie den Ausländern nicht nur den Lohn, sondern auch die Steuern, die Wohnung und das Auto bezahlen müssen?
• Financial Fairplay und Ausländer: Wie regeln Sie das mit den Steuern für ausländische Spieler. Die Steuer sind ja Bestandteil des Lohnes. Sie würde also die im Zuge dieser Ligareform geplante Lohnobergrenze belasten. Aber wie wir alle wissen, sind die Steuern im Kanton Zug wesentlich tiefer als im Emmental. Verlegen Sie den Steuersitz für ausländische Spieler einfach nach Zug oder Nidwalden?
• Financial Fairplay: Wie kommen Sie zu der Vermutung, dass andere Klub-Manager und -Besitzer plötzlich vernünftig werden und die Lohntreiberei künftig bleiben lassen? Es sind die gleichen Leute wie bisher. Sie wollen immer noch Meisterschaften gewinnen, und sie stehen im Wettbewerb zueinander. Woher soll also die von Ihnen vermutete Vernunft plötzlich herkommen? Denn immerhin besteht ja die Möglichkeit, Teile von hohen Löhnen direkt von Mäzenen und Sponsoren bezahlen zu lassen.
• Nachwuchsförderung: Wie wollen Sie den Nachwuchs erfolgreich fördern, wenn es künftig wegen der Ausländerregelung deutlich schwieriger sein wird, nach all den Entbehrungen im Kindes- und Juniorenalter später einmal sein Geld mit Eishockey verdienen zu können?
• Schweizer Spieler: Wer wird künftig von den Schweizern über die Klinge springen müssen, weil viel mehr Plätze in den Mannschaften von Ausländern besetzt sind? Sind es die Nachwuchskräfte, die nachdrängen, oder sind es die Spieler ab 26-Jahren, die bisher als Rollenspieler ihr Auskommen verdienten, und die nun einfach nicht mehr gebraucht werden?
• Schweizer Spieler: Wie erklären Sie mittelmässigen Spielern, die bisher in ihren Mannschaften eine gute Rolle spielen konnten, dass sie gegenüber der ausländischen Konkurrenz nicht mehr genügen?
• Nachwuchsförderung: Wenn es unattraktiver wird, in der Kindheit und Jugend auf die Karte Eishockey zu setzen, wie wollen Sie denn dann sicherstellen, dass künftig genügend viele Spitzenkräfte ausgebildet werden, die dann später eine Nationalmannschaft bilden, die an der Weltspitze mithalten kann?
• Abstieg: Das Modell «kein Abstieg» ist überall auf der Welt mit Ausnahme der NHL gescheitert. Andernorts wurde es bereits wieder rückgängig gemacht. Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass in der Schweiz funktioniert, woran andere kläglich gescheitert sind?
• Corona: Was meint Ligadirektor Denis Vaucher, wenn er sagt, die Welt werde nach Corona nicht mehr die Gleiche sein? Und woher will er das wissen? Und woher will er wissen, wie die Welt dann sein wird? Und wie will er wissen (und wie wollen Sie wissen), welche Massnahmen dann die richtigen sein werden?

Egal, ob reine Marketingmassnahme oder echte Diskussion (was ich hoffe): ich werde darüber berichten. Zeitnah! Hier auf diesem Portal.