Nach Ambri oder doch noch zur Nati?

Nach der Entlassung von Kevin Schläpfer

Letzte Saison noch gegen seinen Willen im Amt gehalten, wurde Kevin Schläpfer heute als Coach des EHC Biel gefeuert. Kommt jetzt für die Nationalmannschaft doch noch alles gut?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Kevin Schläpfer hat harte zwölf Monate hinter sich. Bild: Marcel Bieri

Eigentlich müssen sich Fans der SCL Tigers keinerlei Gedanken machen, obwohl Kevin Schläpfer, der als Spieler im Frühjahr 1998 mit dem SC Langnau in die NLA aufstieg, im Emmental sehr beliebt ist. Die SCL Tigers haben ihren Coach bereits gewechselt und schweben trotz der Niederlage vom vergangenen Samstag zuhause gegen Kloten derzeit auf einer unerwartet hohen Erfolgswelle. Zwar war bekannt, dass Heinz Ehlers ein guter Coach ist, doch die erzielten Resultate übertreffen sämtliche Erwartungen. Der Däne ist zum grossen Glück für die Tiger sehr gut in Langnau angekommen.

Wie schnell es aber in die andere Richtung gehen kann, erlebt seit einem Jahr Kevin Schläpfer. Er war in den letzten zwei, drei Jahren der Schweizer Hockeytrainer, über den am meisten gesprochen wurde. Er übertraf dabei sogar Arno Del Curto vom HC Davos. Schläpfer vollbrachte mit dem EHCB Wunderdinge, führte den vermeintlich sicheren Playoutisten drei mal völlig überraschend in die Playoffs. Schläpfer war auch anderweitig gefragt, war häufiger Gast bei Interviews in Radio, Fernsehen und der schreibenden Presse sowie bei Podiumsgesprächen. Er wurde als Referent zu Managementseminaren eingeladen und im Dezember letzten Jahres klopfte sogar der Verband an. Schläpfers Traumjob Natitrainer war zum greifen nah. Das Engagement scheiterte jedoch am Nein des EHC Biel. Immerhin wurde eine saftige Lohnerhöhung gewährt.

Und nun das: «Sein» EHC Biel liegt auf dem 9. Rang und ist damit immer noch besser platziert, als es sich die Seeländer vor der Saison erhoffen konnten und auch als sämtliche Experten prognostizierten. Trotzdem kostete die jüngste Negativserie von neun Niederlagen in den letzten zehn Spielen Schläpfer den Job. Immerhin kann er jetzt seine langwierige Verletzung auskurieren. Ende Mai wurde bekannt, dass eine beim Tennis zugezogene Knieverletzung nicht verheilen wollte, dass sich Schläpfer dabei sogar eine Virusinfektion zugezogen hatte. Er verspürt nachwievor Schmerzen und geht immer noch an Krücken, leitete die Trainings des EHCB von der Bande aus. 2016 ist für Schläpfer ein schwieriges Jahr.

Wir wollen nicht darüber urteilen, ob das Vorgehen des EHC Biel richtig oder falsch war, und ob der Entscheid im letzten Dezember, Schläpfer nicht gehen zu lassen, nicht etwas kurzsichtig war. Die genauen Hintergründe werden wir nicht kennen lernen. Tatsache ist aber, dass die Seeländer für den Rest der letztjährigen Saison nach einem guten Start kein Bein mehr vors andere brachten und die Saison als 12. und Letzte beendeten.

Doch das 2017 kommt bestimmt. Und wer weiss, vielleicht wird der Traum vom Natitrainer doch noch wahr. Denn Patrick Fischer, der an Schläpfers Stelle den Job erbte, hat die Schweizer Auswahl bisher nicht weiter gebracht und steht stark unter Kritik. Gelingt an der nächsten WM im Mai 2017 erneut kein gutes Resultat, könnte Fischer weg sein. Bis dahin ist Schläpfer wieder gesund und vom Tiefschlag seiner Entlassung in Biel erholt. Dann könnte seine Chance kommen, bzw. seine Stunde schlagen.

Schläpfer könnte jedoch noch in dieser Saison in Ambri zum Thema werden. Coach Hans Kossmann, letzte Saison noch gefeiert, liegt nach einem akzeptablen Saisonstart mit den Leventinern inzwischen abgeschlagen auf dem letzten Rang. Werden die Resultate nicht besser, ist es eine Frage der Zeit, bis die Verantwortlichen in Ambri zu nervos werden. Immerhin haben die SCL Tigers und Gottéron ja bewiesen, dass Trainerwechsel durchaus etwas bewirken können. Biel ist inzwischen nachgezogen. Und Ambri?