NLB-Playoffs: Vor Spiel 5 der Finalserie

Nun steigt der Druck

Wer das Spiel von morgen Freitag gewinnt, hat danach zwei Chancen, die NLB-Meisterschaft mit einem weiteren Sieg für sich zu entscheiden und in die Ligaqualifikation einzuziehen. Sowohl die SCL Tigers als auch der EHC Olten stehen unter gewaltigem Druck.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

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Werden die Spieler der SCL Tigers mit dem Druck besser fertig als ihre Gegner aus Olten? (Bild: Susanne Bärtschi)

 

Die SCL Tigers müssten, und der EHC Olten dürfe gewinnen, wurde im Vorfeld dieses Finals der NLB-Playoffs häufig gesagt. Der Hintergrund: Die Verteilung des Drucks auf den Favoriten. Doch mit Verlaub: Das ist dummes Geschwätz! Wer es in einen Final schafft, will diesen gewinnen. Vielleicht will danach, wie im Fall von Visp im Frühjahr 2014, nicht jeder Klub mit der gleichen Vehemenz in die NLA aufsteigen. Aber den Titel, den wollen beide Finalisten gleichermassen. Und zwar in jedem Fall und unbedingt! Entsprechend wird kein Team frei von Druck auflaufen. Schon gar nicht zu einem fünften Spiel, bei gleich vielen Siegen nach vier Partien. Jetzt geht es ans Eingemachte. Und zwar auf beiden Seiten.

 

Beide Mannschaften können jeweils je 22 Spieler im Matchblatt aufführen. Insgesamt 44 Spieler (eingerechnet je zwei Torhüter) nehmen also an einem Spiel teil, gerechnet auf eine ganze Serie können es auch deutlich mehr sein. All diese Spieler, die mit ihren beiden Mannschaften gegeneinander antreten, wollen gewinnen. Und zwar nicht einfach so ein bisschen, weil es netter ist zu gewinnen als zu verlieren. Sie wollen «ums verrecken» gewinnen! Und zwar deshalb, weil Spitzensportler, die es so weit gebracht haben (in einen Playoff-Final), einfach so gestrickt sind. Sie spielen, um zu gewinnen. Hier geht es nicht mehr darum, wie viel Geld Ende Monat in der Lohntüte ist, sondern um Erfolg, Ruhm und sportliche Ehre. Wäre ein Spieler nicht so gestrickt, hätte er in keiner der beiden Final-Mannschaften einen Platz.

 

Was der Druck aus den Spielern macht, erkennt man unter anderem an der Verwertung der Torchancen. Läuft ein Spiel gut und ist entschieden, so fallen die Tore oft noch wie reife Früchte. Ist der Druck mal weg, lassen sich Torchancen viel relaxter nutzen. Doch weshalb bringt ein Spieler den Puck nicht rein, wenn dieser unbedingt ins gegnerische Tor müsste? Wieso verfehlte Sven Lindemann das leere Tor? Wieso konnte Sandro Moggi den Puck nicht über den hilflos am Boden liegenden Michael Tobler heben? Beides sind Szenen aus dem verlorenen vierten Spiel (1:2) in Olten. Der EHC Olten konnte nach der Partie zuvor (Spiel 3, 4:1 für die Langnauer) ins gleiche Klagelied einstimmen. Zwar gewannen dies die Tiger, weil sie gesamthaft gesehen das bessere Team waren. Trotzdem schleckt keine Geiss weg, dass die Solothurner die Partie bis zur Spielmitte für sich hätten entschieden haben können.

 

Kein Spieler versemmelt eine Torchance absichtlich. Kein Spieler ist in einer solchen Situation zu nonchalant. Unter Druck funktionieren manchmal Dinge nicht, die sonst immer funktionieren. Besser mit dem Druck umgehen können heisst, trotz zitternden Händen eine oder zwei Torchancen mehr zu nutzen als der Gegner. Doch das ist einfacher gesagt als getan, wie die Spieler beider Mannschaften mit Sicherheit bestätigen können.

 

Dieser Final steht nun also auf des Messers Scheide. Geht die Serie über sieben Spiele, haben die Langnauer einen leichten Vorteil, weil sie ein Heimspiel mehr austragen dürfen als der EHC Olten. Doch wie viel ist dies wert? Beide Mannschaften haben in dieser Serie ja bewiesen, dass sie ihren Gegner auch auswärts schlagen können. Oder wollen wir es einmal aus anderer Optik sagen: Beide Mannschaften haben bereits schmerzlich erfahren müssen, dass ihr Gegner sie auch in ihrem heimischen Stadion bezwingen kann. Als «Matchpuck» wird bezeichnet, was sich eine der beiden Mannschaften in Spiel fünf erspielen wird. Besser wäre «Championchippuck»! Will heissen, der nächste Sieg des gleichen Teams entscheidet nicht nur die Serie, sondern die Meisterschaft. Spiel, Serie und Titelgewinn! Der Sieger der Partie von morgen hat die Meisterschaft noch nicht gewonnen. Aber er hat sich in eine gute Ausgangsposition manövriert. Es geht um viel!