Der Apotheker

oder die richtige Mischung zur Rettung der Tiger

«Wenn der Apotheker nicht die richtige Mischung findet, entsteht ein Gift, und kein Medikament.» Dies gab der überglückliche Konstantin Kurashev unmittelbar nach dem 4. Sieg über den EHC Biel zu Protokoll. Mit der richtigen Mischung hat «der Apotheker» die SCL Tigers vor dem Abstieg gerettet.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Konstantin Kurashev ist ein spezieller Coach. Ruhig in seiner Art, markig und oft schonungslos in seinen Worten. Er mischt seine Ingredienzen nicht nur mit Bedacht, sondern auch mit Risiko. Captain Fabian Sutter war verletzt, hätte jedoch spielen können. Der «Apotheker» beliess ihn für die ersten drei Spiele der Serie gegen Biel auf der Tribüne. Er mischte auch die Linien immer wieder neu. Kurashev amtete in der höchsten Liga bisher immer als Assistent. Er gilt als ausgezeichneter Ausbildner, aber er hatte nicht den Ruf eines genialen Bandengenerals. Der Russe belehrte uns eines Besseren.

Der Auftritt der SCL Tigers gestern in Biel trug die Handschrift des «Apothekers». Mit einem überragenden Benjamin Conz im Rücken agierte das ganze Team über 60 Minuten ruhig und abgeklärt. Mit stoischer Ruhe überstanden die Emmentaler die Angriffswirbel der Einheimischen und setzten selbst ihre Treffer. Nicht einmal durch den zwischenzeitlichen Ausgleich der Bieler liessen sich die Langnauer aus der Ruhe bringen. Objektiv betrachtet stand der Sieg der Tiger an diesem Abend kaum je in Gefahr. Das Überraschende dabei: Das Tempo des Spiels war tief! Experten behaupteten im Vorfeld, die Tiger müssten laufen und schnell spielen, um überhaupt eine Chance zu haben. «Es gelang uns, die Emotionen zu kontrollieren,» sagte Kurashev und hielt fest, dass das richtige Mass an Emotionen ein wesentlicher Bestandteil der richtigen Mixtur sind. «Nicht zu viel, sonst läuft alles aus dem Ruder, aber auch nicht zu wenig, denn sonst läuft gar nichts.»

 

Noch nie passte der Tiger als Wappentier besser zum emmentalischen Eishockey-Unternhemen SCL Tigers als in der gerade abgelaufenen Saison. Denn wie die asiatische Raubkatze sind auch die Tiger aus Langnau in ihrer Existenz bedroht. Für Asiens Tiger bleibt die Hoffnung, dass sie einen Apotheker finden wie Konstantin Kurashev, welcher die zur Verfügung stehenden Ingredienzen richtig mischt, damit auch sie Hoffnung schöpfen können.

 

Auch die Tiger aus dem Emmental sind noch nicht gerettet. Der «Apotheker» und seine «Ingredienzen» auf dem Eis haben den wichtigen grossen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es folgen nun die Wirtschafts-Playoffs. Auch da geht es um die richtige Mischung. Die Ingredienzen: NLA-Eishockey, Fans, Leidenschaftlichkeit, Treue, Optimismus, Freude, Tradition, Kultstatus, Weltoffenheit, Selbstsicherheit. Zugegeben, an einigen dieser Ingredienzen sollten wir noch etwas arbeiten. Die meisten sind jedoch in genügendem Masse vorhanden. Dies wird auch Tiger-Geschäftsführer Ruedi Zesiger so sehen. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass nach der sportlichen auch die wirtschaftliche Rettung gelingt.»