Nach leidenschaftlicher, aber ungenügender Leistung:

Playoffs nach Niederlage gegen Kloten definitiv weg!

Vom Rockn'Roll bis zur Trauerballade war alles dabei, - nur kein Ehlers-Hockey. Die SCL Tigers verspielen gegen den Tabellenletzten EHC Kloten völlig unnötig ihre letzte Playoff-Chance. Für die Sicherung des Ligaerhalts wird dringend eine defensive Steigerung benötigt.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

An Kampf und Leidenschaft hat es den SCL Tigers nicht gefehlt. Aber an Cleverness, Effizienz und Disziplin. Hier Alexei Dostoinov in einer Szene aus dem Startdrittel. Bild: Susanne Bärtschi

 

Riesig war die Vorfreude auf die beiden, die Playoff bringen sollenden Spiele gegen den HC Genf-Servette und den EHC Kloten. Der Beton-Taktiker Heinz Ehlers wird es mit seinen Mannen schon richtin. Davon waren im Emmental viele, wenn nicht sogar die meisten überzeugt. Doch ausgerechnet in diesen beiden Partien sahen wir kein Ehlers-Hockey. Ausgerechnet in diesen beiden Spielen erlebten wir offensives Hurra-Hockey mit defensivem Schlendrian. So kann man auch gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten nicht gewinnen. Obwohl – und dies sei zugegeben – Chancen für zwei Siege vorhanden gewesen wären. Die Langnauer agierten insgesamt 14 Minuten in Überzahl, volle zwei davon sogar in doppelter. Doch gerade diese doppelte Überzahl, ab 54.16 und beim Stande von 3:4 war die Ausgleichschance par Excellence. Doch diese wurde richtiggehend vertubelt oder vertrottelt, je nachdem wie wir die ausdrücken wollten. Immer wieder gelang es den drei Klotener Feldspielern, zwischen die Zuspiele zu fahren und den Puck aus dem eigenen Drittel zu spedieren. Zu durchsichtig, langsam und zu ungenau agierten die Langnauer. Das soppelte Überzahl-Trauerspiel gipfelte in einem Kontertor durch Daniele Grassi, welches nicht gegeben wurde, weil der Schiedsrichter bereits abgepfiffen hatte. Den letzten Treffer ins leere Tor kassierten die Langnauer dann ebenfall in nummerischer Überzahl. Wer den Puck bei fünf gegen drei nicht im gegnerischen Drittel halten kann, dem gelingt dies bei sechs gegen vier ebenfalls nicht. Daniele Grassi, welchem zuvor das Tor noch aberkannt wurde, holte das Versäumte noch nach.

Es war zeitweise Rockn'Roll. Es war Spektakel. Es war etwas los in der Ilfishalle. Vor allem im ersten Drittel. Doch dass das, was das Publikum zu sehen bekam, kein Ehlers-Hockey war, wurde bereits in dieser Phase offensichtlich. Wäre dies ein normales Spiel gewesen, eines unter der Saison, von denen man danach sagt, es sei noch genügend Zeit, ein anders Mal falle der Puck wieder auf die richtige Seite, diesmal habe es einfach nicht sollen sein, dann wäre das Publikum trotz Niederlage einigermassen zufrieden nach hause gegangen. Im Emmental gilt: die Mannsdchaft darf verlieren, wenn sie leidenschaftlich gekämpft hat. Eines kann man den SCL Tigers nicht vorwerfen: Man kann ihnen nicht vorwerfen, sie hätten diesen Sieg nicht gewollt. Wir können ihnen auch nicht vorwerfen, sie hätten nicht leidenschaftlich gekämpft. Denn das haben sie! Und wie sie gekämpft haben. Sie haben gefightet, sie haben nach vorne gespielt, sie haben Chancen kreiert, aber sie haben sie nicht, - pardon! - zu wenig verwertet. Die Verwertung ihrer zahlreichen Möglichkeiten war im Spiel gegen vorne das Einzige, das man den Langnauern vorhalten konnte.

Erfolgreich waren die SCL Tigers in dieser Saison vor allem immer dann, wenn sie defensiv diszipliniert agierten. Sie zeigten ihrem treuen Publikum zuweilen Spiele, in denen sie derart diszipliniert spielten, dass sie jeden Gegner zur Verzweiflung brachten und praktisch keine Fehler begingen. Wir haben in dieser Saison drei Spiele in Folge gesehen, in welchen die Tiger kein einziges Gegentor erhielten. Doch diese Spiele waren vor der Olympiapause. Bereits in der Partie gegen Servette mussten sich die Emmentaler defensiven Schlendrian vorwerfen lassen. Diesen Vorwurf müssen wir nach dem Spiel gegen Servette nicht nur wiederholen, wir müssen ihn erhärten. Was die Tigers heute boten, war zwar zeitweise spektakuläres Angriffshockey, aber nicht erfolgreich. Und ich wiederhole es nochmals: Es war kein Ehlers- Hockey. Zwei schwere Fehler führten im ersten Drittel zum 0:2 Rückstand. Bereits in der ersten Minute vertändelten die Langnauer den Puck in der Mittelzone. Denis Hollenstein behändigte sich dessen, liess sich danach nicht zwei Mal bitten. Der frühe Rückstand war Tastsache. Es folgten zwei Strafen der Klotener, in welchen die SCL Tigers vehement auf den Rückstand zu reagieren versuchten. Als die zweite Strafe gerade abgelaufen war, lief das Powerplay noch weiter. Der Puck kam zu Miro Zryd, der zuerst direkt abziehen wollte, dann aber zögerte und sich den Puck von ThierryBader abnehmen liess. Bader zog allein Richtung Punnenovs und liess diesem keine Chance. Mit dem Spielstand von 0:2 ging es in die erste Drittelspause. Den vehementen, aber erfolglosen Angriffsbemühungen der Emmentaler standen zwei Kontertore nach Fehlern gegenüber.

Klotens Coach Kevin Schläpfer dürfte seinen Jungs in der ersten Drittelspause eingetrichtert haben, dass sie sich nicht derart hinten rein drücken lassen dürfen. Denn immer konnte dies nicht gut gehen. Das Spielgeschehen glich sich folglich etwas aus. Totzden waren es gegen Spielmitte wiederum die Langauer, welche zu guten Möglichkeiten kamen. Stellvertretende in der 32. Minute Nils Berger, der die einzige Langnauer Strafe abzusitzen hatte und gerade von der Strafbank kam. Er scheiterte kanpp. Doch in der gleichen Minute klappte es dann doch noch. Pascal Berger zog nach einem Zuspiel von Mikael Johansson direkt ab. 1:2 – und die Hoffnung war zurück. Bloss 62 Sekunden später versuchte es Alexei Dostoinov aus spitzem Winkel. - Drinn! 2:2. - Doch die Freude währte nur kurz. Weitere 57 Sekunden später stellte Denis Hollenstein die Führung der Zürcher wieder her. Er verwertete ein Zuspiel von Roman Schlagenhauf backhand.

Doch dies war im zweiten Drittel leider noch nicht alles. Miro Zryd, der einen ganz unglücklichen Abend einzog, verlor erneut in der Mittelzone eine Scheibe an einen Gegner. Diesmal war es Tim Bozon, der danach loszog, sich auch durch einen weiteren Langnauer nicht bremsen liess und die Schiebe unter die Latte zimmerte (39.).

Mit seinem zweiten persönlichen Treffer an diesem Abend brachte Captain Pascal Berger die Hoffnung in der 52. Minute nochmal zurück. Als der Puck zu ihm gelangte, zog er einfach ab und traf. Es folgten fünf Strafen gegen Kloten mit der bereits erwähnten doppelten Überzahl für die Langnauer. Doch es half alles nichts.

Vor dem Spiel fragte mich ein skeptischer Fan, ob ich mich an ein Spiel erinnern könne, bei dem Didier Massy Schiedsrichter gewesen sei, und welches die SCL Tigers gewonnen hätten. Ich antwortete ihm, dass ich keine derartigen Statistiken führen würde und dies deswegen nicht wissen könne. Aber ich weiss, dass die SCL Tigers das heutige Spiel bestimmt nicht wegen Didier Massy verloren haben. Diese Niederlage haben sie einzig und allein sich selbst zuzuschreiben.

 

 

SCL Tigers - EHc Kloten 3:5 (0:2, 2:2, 1:1)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Eichmann/Massy, Abegglen/Fluri. Tore: 1. (0.48) Hollenstein) 0:1. 7. Bader 0:2. 32. P. Berger (Johansson) 1:2. 33. Dostoinov 2:2. 34. Hollenstein (Schlagenhauf, Grassi) 2:3. 39. Bozon 2:4. 52. P. Berger 3:4. 60. (59.01) Grassi (ins leere Tor) 3:5. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 8-mal zwei Minuten gegen den EHc Kloten.

SCL Tigers: Punnenovs (ab 41. Ciaccio); Seydoux, Zryd; Blaser, Huguenin; Erni, Lardi; Randegger; Dostoinov, Gagnon, Elo; Erinjuntti, Johansson, P. Berger; Nüssli, Albrecht, Kuonen; N. Berger, Gustafsson, Neukom.

EHC Kloten: Poulin; Kellenberger, Back; Bäckman, Egli; Ramholt, Stoop; Harlacher, Kparghai; Marchon, Santala, Bader; Praplan, Sallinen, Bozon; Hollenstein, Schlagenhauf, Grassi; Leone, Trachsler, Obrist.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Thuresson, Stettler, Barker (alle verletzt), Himelfarb, Peter, Müller (alle überzählig), Haas (Olten), Rüegsegger (Langenthal). EHC Kloten ohne Abbott, Weber, Bieber, Lemm, Bircher (alle verletzt), Saikkonen (überzählig). Pfostenschuss Johansson. 19. Lattenschuss Johansson. 56.03: Tor von daniele Grassi, erzielt in doppelter Unterzahl, aberkannt, weil die Partie bereits zuvor unterbrochen war. SCL Tigers von 58.32 bis 59.02 und ab 59.20 ohne Torhüter.