Lausige Einstellung gegen den HC Ajoie

Schämt euch !!!

Können wir nach der peinlichen Leistung gegen den HC Ajoie einfach zur Tagesordnung übergehen? Nein das können wir nicht! Und das wollen wir nicht. Ein offener Brief an die Spieler der SCL Tigers.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Liebe Spieler der SCL Tigers

Am vergangenen Samstag durften wir im Spiel gegen Lausanne in der heimischen Ilfishalle zum zweiten Mal in dieser Saison miterleben, wie ihr einen 3:0 – Vorsprung noch kläglich vergeigt habt. Ich meine, das kann ja mal vorkommen. Aber zwei Mal? Und dies in lediglich zwei Versuchen? Passiert ist euch dies ja bereits im Startspiel gegen die ZSC Lions. Das ist hart für die Mannschaft. Aber es ist auch hart für die Zuschauer. Und jetzt diese Niederlage im Cup!

Ich gebe es zu: ich habe es auch nicht so mit diesem Cup. Die ersten Runden sind für mich jeweils wirklich kein Vergnügen. Ich habe sie auch schon mal ausgelassen, war nicht vor Ort und habe auch nicht darüber berichtet. Zum Beispiel in den ersten Runden der letzten Saison war dies so. Man kann sagen, dass auch dies eine Ignoranz und nicht zu entschuldigen sei. Aber darum geht es nicht. Ihr alle, liebe Spieler, seid Lohnempfänger des Eishockey-Unternehmens SCL Tigers. Und nach dem Sieg im Achtelfinal über Fribourg-Gottéron winkte im Viertelfinal gegen den B-Ligisten Ajoie die grosse Chance, erstmals im Cup die Halbfinals zu erreichen.

Wie gesagt: ich habe es auch nicht so mit diesem Cup. Aber einmal im Viertelfinal und dann gegen einen B-Ligisten, da kann man doch trotzdem – auch im Cup – ein klein wenig damit beginnen, von einem Titel zu träumen. Von einem relativ unbedeutenden zwar. Aber eben: immerhin ein Titel. Im Cup-System wird ausgemacht, wer unter den 32 besten Mannschaften der Schweiz die Beste ist. Natürlich ist dies nicht zu vergleichen mit der Meisterschaft, wo 50 Runden in der Qualifikation gespielt werden und dann die Playoffs – auch eine Art Cup-System – bei jeder Ausmarchung zwischen zwei Teams über maximal sieben Spiele gehen können. Da erfährt man, wer wirklich die stärkste Mannschaft im Lande ist. Doch ein Titel bleibt ein Titel. Auch im Cup. Und seien wir ehrlich: Einen anderen Titel zu gewinnen, scheint für Langnau in den nächsten paar Jahren eher unwahrscheinlich. Also weshalb nicht den Spatz in der Hand?

Nach dem Debakel im Heimspiel gegen Lausanne war ich mir sicher: Jetzt muss der HC Ajoie dran glauben. Jetzt ist Rechtfertigung angesagt und die Jungs auf dem Eis werden diese Rechtfertigung liefern. Sie werden in Pruntrut Vollgas geben und die Jurassier an die Wand spielen. Ein Unterschätzen des Gegners ist nicht mehr möglich, denn es musste ja bis ins Emmental vorgedrungen sein, dass dies ins Auge gehen kann. Immerhin hatte der HC Ajoie mit dem Lausanne HC und den ZSC Lions bereits zwei A-Vertreter aus dem Wettbewerb geschmissen. Bei diesen beiden Niederlagen zweier NLA-Vertreter könnte Unterschätzung mit ein Grund gewesen sein. Aber etwas, das zwei Mal geschehen ist, wird für den dritten Vertreter der NLA eine Warnung sein. Ein Unterschätzen wird es diesmal nicht geben. Dessen war ich mir sicher. Und weil jeder Sieg Selbstvertrauen bringt, wird in Pruntrut ein deutlicher Sieg mit Vehemenz angestrebt. Auch da war ich mir sicher.

Heute bin ich schlauer. Nicht, dass ihr diesen Sieg nicht gewollt hättet. Ihr wolltet ihn schon, aber ihr wolltet ihn billig. Und euch waren die Siege Ajoies gegen Lausanne und die ZSC Lions nicht Warnung genug. Mit Arroganz und im Spaziergang in die Niederlage, so kann man den gestrigen Abend aus Langnauer Sicht beschreiben. Die Niederlage war keineswegs unglücklich. Nein! Ihr hattet Glück, es überhaupt bis in die Verlängerung zu schaffen. In der Phase um die 35. Minute herum, als der HC Ajoie dem Spiel innerhalb weniger Sekunden die zweite Wende gab, habt ihr als Oberklassige ausgesehen wie Schulbuben. Dies war richtig peinlich. Eine derartige Überforderung eines Oberklassigen gegen einen Underdog ist nur möglich, wenn die Einstellung nicht stimmt.

Der HC Ajoie ist nicht irgendwer. Die Pruntruter haben nicht erst in diesem Cup-Wettbewerb Grosses vollbracht. Der B-Meister von 2016 liefert immer wieder sehenswerte Spiele. Euer Gegner hat gekämpft. Leidenschaftlich, mit vollem Engagement. Ajoie wollte diesen Sieg, war gut organisiert und durch die Siege gegen Lausanne und die ZSC Lions auch voller Selbstvertrauen. Und ihr, liebe Spieler der SCL Tigers, habt nicht dagegen gehalten. Habt nicht gekämpft. Habt es verpasst, etwas für euer Selbstvertrauen zu tun. Habt es verpasst, einem Titelgewinn wenigstens eine kleine Chance zu geben. Verpasst, verpasst, verpasst!

Diese Niederlage ist eine Schande! Nicht deswegen, weil man gegen einen B-Ligisten nicht auch mal verlieren kann. Schon gar nicht ist es eine Schande, gegen den HC Ajoie zu verlieren. Aber dass eine Mannschaft, die in der NLA-Meisterschaft auf dem zweitletzten Rang platziert ist, die richtige Einstellung gegen einen ambitionierten B-Ligisten nicht findet, ist die Schande. Ihr enttäuscht eure Anhängerschaft. Verschaukelt sie sogar. Und das geht gar nicht.

Wer den Cup verschmäht, so wie ihr es gestern getan habt, muss – zwingend – die Playoffs erreichen. Zwingend !!! Verpasst ihr dieses Ziel, werden wir euch diese Cup-Niederlage nie verzeihen. Nie!

Wir haben es satt, selbst dann die Verlierer zu sein, wenn die Chance auf den Sieg eigentlich riesig wäre. Wir haben es satt, neben den Niederlagen, die zwingend sind und gegen die nichts einzuwenden ist, auch dann zu verlieren, wenn der Sieg griffbereit wäre. Wir fordern Demut vor eurer privilegierten Stellung als Spieler der SCL Tigers gegenüber der arbeitenden Bevölkerung. Wir verabscheuen eure Arroganz gegenüber einem vermeintlich schwächeren Gegner. Wir fordern leidenschaftliche Auftritte gegen jeden Gegner, bei jeder Resultat- oder Tabellenkonstellation und egal, ob eure Formkurve gerade nach oben oder nach unten zeigt. Wir wollen nicht, dass ihr nach einem 3:0 – Vorsprung versucht, das Spiel zu verwalten und den Vorsprung irgendwie nach hause zu schaukeln. Denn ihr seid einer solchen Spielweise nicht fähig, wie man im Spiel gegen Lausanne gesehen hat. Es reicht nur dann zum Sieg, wenn ihr bis zum letzten Sirenenton voll bei der Sache seid. Und zwar mit Engagement, Respekt vor dem Gegner und mit Leidenschaft. Also exakt mit dem Gegenteil von dem, was ihr gegen Ajoie gezeigt habt.

Wer solche Spiele wie das gestrige verliert, ist ein echter Loser. Wir fordern, dass an diesem Image gearbeitet wird. Sofort, unerbittlich und mit Erfolg. Und zwar nicht, um es zu zementieren, sondern um es los zu werden. Ihr alle, jeder einzelne von euch, jeder Spieler der SCL Tigers, ob Leader, vermeintlicher Star oder Indianer, steht in der Verantwortung!

Wir haben Verständnis für vieles. Aber für diese lausige, peinliche und völlig unmögliche Einstellung im gestrigen Spiel nicht. Schämt euch!

In diesem Sinne

Bruno Wüthrich

PS: Respekt an den HC Ajoie. Ihr habt die sich bietende Chance gnadenlos ausgenützt. Gut gemacht. Ihr seid die wahren Vorbilder. Bravo.