Im Schlussdrittel eingebrochen:

SCL Tigers: Auch in Zürich mit Debakel

Die ZSC Lions waren erneut zu stark. Die SCL Tigers brechen in Zürich zum Schluss ein und verlieren erneut hoch mit 1:6. Auf Heinz Ehlers wartet viel Arbeit.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Letzte Saison noch Playoffheld, ist Damiano Ciaccio in dieser Spielzeit, excusez l’expression, eine arme Sau. Sieben Mal spielte er, und jedes Mal ging seine Mannschaft als Verlierer vom Eis. Nach der 1:6 Klatsche mit Ivars Punnenovs im Tor gegen den gleichen Gegner in Langnau vom vergangenen Freitag, durfte im «Rückspiel» vom Dienstag in Zürich wieder einmal Ciaccio ran. Und erneut gingen die SCL Tigers als Verlierer vom Feld und Ciaccio, der zwei Drittel lang grandios gehalten hatte, beendete die Partie mit einer Abwehrquote von 84,6 Prozent.

Es gibt Spiele, die laufen von Beginn weg in eine Richtung. Man ahnt sofort, wie sie ausgehen könnten und man irrt sich nur selten. Und dann gibt es eben Partien, bei denen man nicht sofort weiss, wie sie verlaufen werden. Wo es zuerst sowohl in eine wie auch die andere Richtung gehen könnte, und die irgendwann eine Wendung nehmen. Eine solche Partie erlebten die SCL Tigers trotz des 1:6 in Zürich.

Wir schreiben die 41. Minute. Die ZSC Lions liegen mit 1:2 vorne. Samuel Erni und Harri Pesonen vergeben eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Ausgleich. Im Gegenzug erzielen jedoch die Löwen den Treffer zum Ausbau der Führung. Dabei kann Ciaccio einen Schuss von Denis Hollenstein nicht festhalten, der Puck fällt Simon Bodenmann vor die Füsse. Um ihn kümmert sich niemand, und so erzielt er ohne Mühe das Tor. Ab diesem Zeitpunkt ist den 8'418 Zuschauern im Hallenstadion klar: Der Sieger heute Abend wird ZSC Lions heissen. Die Frage ist nur noch, wie deutlich der Sieg ausfallen wird.

Leider fällt er – wie bereits am Freitag zuvor – wiederum sehr deutlich aus. Erneut fallen die Langnauer, nachdem die Entscheidung einmal gefallen ist, als Mannschaft komplett auseinander. Am Freitag verloren sie das Schlussdrittel mit 0:3. Am Dienstag war es sogar ein 0:4. Insgesamt haben die Tiger in den letzten drei Partien besorgniserregende 17 Gegentreffer erhalten. Das ist viel zu viel. Das hat mit dem berühmten Ehlers-Hockey nichts zu tun. Der Coach war denn auch spürbar angesäuert. Bemängelte die Disziplin vor allem auch seiner Leader. «Was soll ich machen, wenn meine Führungsspieler Strafen nehmen?» Sorgen bereitet, dass es Eigenfehler und Unkonzentriertheiten, oder eben Disziplinlosigkeiten sind, welche die Wende zur oder die endgültige Bestätigung der Niederlage bedeuten. Bei der 4:5 – Niederlage in Fribourg war es der dumme Gegentreffer zum 2:3 Anschlusstreffer vier Sekunden vor Ende des zweiten Drittels, welcher dem Gegner wieder Schub verlieh, am Freitag im Spiel gegen die ZSC Lions war es die erstmalige Führung der Löwen lediglich drei Sekunden vor Ende des Startdrittels, welche die eigene Mannschaft bremste, und am Dienstag eben der unnötige Gegentreffer bereits in der ersten Minute des Schlussdrittels, welcher die letzte Hoffnung raubte. Was dann folgte, war lediglich noch ein Schaulaufen der Löwen.

Dabei hatte doch alles sehr gut begonnen. Trotz eines Schussverhältnisses von 17:7 aus Sicht der Zürcher waren die Tiger im Startdrittel keineswegs die schlechtere Mannschaft. Im Gegenteil: Die beste Torchance erspielte sich Robbie Earl mit seinem Sololauf gleich selbst, scheiterte aber an Lions-Hüter Joni Ortio. Und Damiano Ciaccio wehrte hinten hervorragend.

Das Mitteldrittel war gerade Mal 18 Sekunden alt, als es im Zürcher Kasten einschlug. Claudio Cadonau gab dem Puck eine Chance, und dieser fand via Schlittschuh von Maxim Noreau zur Überraschung aller den Weg ins Tor. Diese Führung hielt dann knappe neun Minuten lang bis kurz vor Spielmitte. Dann schlug Noreau in Überzahl einen scharfen Pass zum am entfernten Pfosten unbewacht stehenden Lions-Topscorer Pius Suter, der nur noch abzulenken brauchte. In der 39. Minute setzte sich Chris Baltisberger nach einem eher zufällig ihm gelangten Zuspiel von Roman Wick gegen Nolan Diem durch und erzielte auf etwas glückliche Weise die erstmalige Führung für die Gastgeber. Nach zwei Dritteln schnupperten die Langnauer also zurecht immer noch am Punktgewinn. Jedoch nicht mehr lange.

Die ZSC Lions haben diese Partie verdient gewonnen. Eindrücklich, welcher Teamgeist in dieser Mannschaft steckt. Ganz anders noch als ein Jahr zuvor. Die Künstler sind heute bereit zu beissen. Sie spielen intensiv, und so ist es nicht überraschend, dass sie sich gegen eine Mannschaft wie die SCL Tigers durchsetzen. Aber zwei Mal hintereinander sechs Gegentore zu erhalten, und beide Male im Schlussdrittel derart einzubrechen, kann nicht gefallen. Auch in der Offensive sind die Langnauer derzeit harmlos. In 120 Minuten brachten sie gegen die Löwen gerade mal zwei Tore zustande, eines davon erst noch zufällig. Das Überzahlspiel ist ein Ärgernis, und auch die Ausländer performen nicht wie gewünscht. Seit der Bekanntgabe von Chris Didomenicos Abgang holten die Tiger nie mehr sämtliche drei Punkte. In Zürich war DiDo, aber nicht nur er, ganz blass.

 

ZSC Lions – SCL Tigers 6:1 (0:0, 2:1, 4:0)

Hallenstadion, 8'418 Zuschauer. SR: Hebeisen/Salonen, Fuchs/Ambrosetti. Tore: 21. Cadonau (Maxwell, Earl) 0:1. 30. Suter (Noreau, D. Diem) 1:1. 39. C. Baltisberger (Wick, Marti) 2:1. 41. (40.58) Bodenmann (Hollenstein) 3:1. 56. (55.59) C. Baltisberger (Pettersson, D. Diem) 4:1. 57. (56.11) Hollenstein (Prassl) 5:1. 60. Hollenstein (D. Diem, P. Baltisberger) 6:1. Strafen: je 7-mal zwei Minuten.

ZSC Lions: Ortio; Marti, Noreau; Geering, P. Baltisberger; Berni, Trutmann; Blindenbacher; Backman, Suter, Pettersson; Hollenstein, D. Diem, Bodenmann; Wick, Prassl, C. Baltisberger; Pedretti, Schäppi, Sigrist; Simic.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Cadonau; Lardi, Erni; Huguenin, Blaser; Grossniklaus; Earl, Maxwell, Schmutz; Pesonen, Berger, DiDomenico; Neukom, N. Diem, Kuonen; Sturny, In-Albon, Rüegsegger.

Bemerkungen: ZSC Lions ohne Krüger, Flüeler (beide verletzt), Roe (krank), Sutter (überzählig). SCL Tigers ohne Dostoinov, Schilt, Glauser (alle verletzt), Gagnon, Elo (überzählige Ausländer), Melnalksnis, Andersons, Bircher (Partnerteams). 57. Pfostenschuss Prassl.