Langnau im Hoch!

SCL Tigers entzaubern den SC Bern

Die SCL Tigers bezwingen den Sc Bern verdient mit 3:1 und brechen damit auch die serie von drei Heimniederlagen in Folge. Die Langnauer realisieren damit ihr erstes Sechs-Punkte-Wochenende und nähern sich den vordersten Rängen der Tabelle an.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Wer gegen den SC Bern in Rückstand gerät, hat es schwer. Deshalb ist dieser Treffer von Raphael Kuonen (links aussen) zur 1:0 - Führung Gold wert. Das Tor fiel bei doppelter Überzahl der Langnauer. Bild: Susanne Bärtschi

 

Die grosse Frage, die sich in den letzten Runden immer wieder stellte war, welche Serie der SCL Tigers eher bricht: Die positive mit den Auswärtssiegen in Serie oder die negative mit den ebenfalls aufeinanderfolgenden Heimpleiten. Gestern in Rapperswil verlängerten die Langnauer ihre Auswärts-Serie um einen weiteren Sieg. Doch nicht wenige dürften daran gezweifelt haben, dass das Ende der Serie von Heimniederlagen ausgerechnet gegen den SC Bern erfolgen würde. Und doch: Ganz unerwartet kommt der Derby-Sieg der Langnauer von heute Abend nicht. Die guten Leistungen auswärts stärken das Selbstvertrauen. Immerhin befinden sich unter den Geschlagenen beispielsweise die ZSC Lions und der HC Lugano. Dagegen muten die Erfolge gegen den HC Davos und die Rapperswil-Jona Lakers auch auf fremdem Eis schon fast wie Pflichtaufgaben an. Ausserdem sahen die Emmentaler bei den Niederlagen in der Ilfishalle jeweils nicht schlecht aus. Es mangelte gegen den HC Ambrr-Piotta und gegen Gottéron einzig an der Torproduktion.

Heute Abend also das Derby gegen den SC Bern. Gegen einen geladenen und top motivierten SC Bern übrigens. Die Berner wollten heute gewinnen. Und sie unterschätzten ihren Konkurrenten aus dem gleichen Kanton in keiner Sekunde. Schliesslich waren die starken Resultate des Teams von Coach Heinz Ehlers bis nach Bern gedrungen. Noch immer sind die Tiger wie der kleine Bruder des Bären, aber halt derzeit wie ein starker kleiner Bruder, einer, der dem Grossen nicht nur in bestimmten, speziellen Konstellationen weh tun kann, zum Beispiel, wenn er unterschätzt wird oder besonders viel Glück hat.

Einer der Erfolgsgaranten war auch heute der Torhüter. Wie bereits gestern hütete Damiano Ciaccio das Tiger-Tor, weil sich Ivars Punnenovs eine leichte muskuläre Verletzung zugezogen hat. Doch Ciaccio ist derzeit in Topform. Wie sein Gegenüber Leonardo Genoni hielt er, was zu halten war, und sogar noch etwas mehr. Beide Hüter waren absolut auf der Höhe ihrer Aufgabe und verliehen ihren Teams Sicherheit. Doch heute gewann Caccio das Duell zweier äusserst starker Hüter.

«Wir haben heute unseren Plan vom Anfang bis zum Ende konsequent umgesetzt», erklärte der zufriedene Pascal Berger, seines Zeichens Captain der Langnauer. «Wir waren geduldig, hatten wohl auch das nötige Glück, aber gestohlen haben wir diesen Sieg sicher nicht.» Recht hat er. Die Tiger gingen als verdienter Sieger aus diesem Derby hervor. Sie gingen das Tempo, das die Berner anschlugen, jederzeit mit und waren immer wieder selbst in der Lage, entweder mit gefährlichen Kontern Nadelstiche zu setzen, oder selbst über längere Phasen Druck zu erzeugen. Sie erarbeiteten sich in jedem Drittel einige ausgezeichnete Chancen und liessen gegen ihren favorisierten Gegner überraschend wenig zu. Und eben: Mit einer Ausnahme bügelte Damiano Ciaccio alles aus, was bis zu ihm durchdrang.

Wichtiger Führungstreffer

Wenn der SC Bern einmal in Führung liegt, ist gegen diesen gut organisierten Gegner fast nicht mehr zu gewinnen. Dies erfuhren die Langnauer am 22. September in Bern, als die Mutzen bereits in der zweiten Minute in führung gehen konnten. Diesmal galt es einen frühen Gegentreffer unbedingt zu verhindern. Dies gelang in der Startpahse mit etwas Glück. Doch die Langnauer fanden selbst schnell ins Spiel und kamen ebenfalls früh zu erfolgsversprechenden Möglichkeiten. So zum Beispiel Aaron Gagnon in der 5. Minute, als er freistehend vor Genoni den Puck nicht kontrollieren konnte, oder in der 6. Minute Larry Leeger, von der Strafbank kommend. Den Führungstreffer erzielten die Emmentaler in der 18. Minute in doppelter Überzahl. Sie benötigten dafür lediglich 28 Sekunden, bis Raphael Kuonen aus spitzem Winkel ein Zuspiel von Harri Pesonen direkt verwertet. Es ist auch gegen die SCL Tigers schwierig, noch zu gewinnen, wenn diese einmal in Front liegen.

Starkes Mitteldrittel

Nicht alle in der Ilfishalle waren sich sicher, ob die Langnauer das hohe Tempo der Berner auch im zweiten Abschnitt würden mitgehen können. Und tatsächlich, die ersten Minuten gehörten dem SCB. Doch je älter das Drittel wurde, desto mehr kamen die Tiger wieder auf. Gegen Mitte des Spiels kamen die Möglichkeiten der Emmentaler praktisch im Sekundentakt. Und genau in dieser Phase hängte es zum zweiten Mal an. Harri Pesonen lenkte einen Schuss von Antony Huguenin unhaltbar für Genoni ab. Die Berner kamen zwar in der 36. Minute durch einen Treffer von André Heim auf ein Tor heran, und danach auch wieder besser auf. Doch die Langnauer retteten ihre Führung in die zweite Pause.

Es war ein intensives, schnelles und wirklich gutes Derby, bei welchem es zuweilen hoch zu und her ging. Hier eine Szene aus dem zweiten Drittel. Zur Information: Es sind die Langnauer, welche das Berner-Tor belagern. Bild: Susanne Bärtschi

 

Nichts mehr anbrennen lassen

Nun galt es, den Vorsprung auch im letzten Abschnitt zu verteidigen. Dies gelang auch deshalb, weil die Berner nicht mehr ganz in der Lage waren, weiterhin ein derart hohes Tempo zu spielen. Die ganz grossen Möglichkeiten blieben deshalb weitgehend aus. Mehr noch: Es waren die Langnauer, die zu Chancen kamen. Eine davon nützte wiederum Harri Pesonen. Er lenkte ein Zuspiel von Chris DiDomenico zur Entscheidung in Genonis Kasten. Pesonen war damit an allen Langnauer Toren direkt beteiligt.

Damit haben wir wieder die Berner-Meisterschaft. Der EHC Biel, der heute ebenfalls verlor, vor dem SC Bern und den SCL Tigers. Die Emmentaler sind der Spitze dabei etwas näher gerückt. Nachwievor gilt es aber, den Moment zu geniessen. Es ist ein schönes Bild, und es ist gut für das Saisonziel Playoffs. Aber mehr noch nicht. Und alles kann noch verloren gehen. Und trotzdem: Es sind sechs Vollerfolge in zehn Spielen, und dies ist aller Ehren wert. Das System von Heinz Ehlers verhält und gibt der Mannschaft die Möglichkeit, die erfolgreiche Phase zu verlängern. Wenn die Langnauer derart diszipliniert ans Werk gehen, ist es nicht überraschend, wenn sie weiterhin mehr gewinnen als verlieren. Und wenn sie dies jetzt auch vermehrt zuhause in der Ilfishalle tun, wird dies das Publikum verzücken. Heute war die Stimmung im Stadion hervorragend. Die rot gekleidete Fankurve gab Vollgas. so soll es sein.

SCL Tigers - SC Bern 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Massy/Müller, Castelli/Altmann. Tore: 17. Kuonen (Pesonen, Gustafsson, Ausschlüsse Moser, Ruefenacht) 1:0. 31. Pesonen (Huguenin) 2:0. 36. Mayer (A. Berger) 2:1. 52. Pesonen (DiDomenico) 3:1.Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten gegen den SC Bern.

SCL Tigers: Ciaccio; Blaser, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadenau; Leeger, Kindschi; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, Gustafsson, DiDomenico; Rüegsegger, P. Berger, Kuonen; Neukom, Diem, R. Gerber.

SC Bern: Genoni; Almquist, Burren; Blum, Krueger; B. Gerber, Andersson; Marti, C. Gerber; Moser, Arcobello, Ruefenacht; Kämpf, Ebbett, Mursak; Scherwey, Haas, J. Gerber; Grassi, Heim, A. Berger.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, N. Berger, Nüssli, Peter (alle verletzt), Randegger (Langenthal), Johansson, Melnalksnis (beide überzählig). SC Bern ohne Sciaroni, Bieber, Untersander, Kamerzin. 47. Pfostenschuss DiDomenico. 57.54: Timeout SC Bern. SC Bern ab 57.54 ohne Torhüter.