Keine Spur von November-Blues:

SCL Tigers fliegen und punkten fleissig

Die SCL Tigers machen nach der Natipause genau da weiter, wo sie zuvor aufgehört haben: Sie punkten fleissig. Am Freitag entthronen sie dank des Punktgewinns trotz Niederlage den Leader und am Samstag sorgen sie für die erste Trainerentlassung der Saison: beim EHC Kloten.

Hier erzielt Anthony Louis seinen Treffer zur 2:1 - Führung für die SCL Tigers. Bild: Susanne Bärtschi

 

Der Begriff „fliegen“ kann unterschiedlich verwendet werden. Sowohl positiv, wie bei den SCL Tigers. Denn derzeit „fliegt“ das Team in nicht vermuteten Höhen und punktet praktisch bei jedem Gegner. Beim gestrigen Kontrahenten, dem EHC Kloten „fliegt“ derweil der Trainer. Hier ist der Begriff negativ besetzt.

Garry Flemming ist nicht mehr Trainer des EHC Kloten. Die Zürcher Unterländer trennten sich nach der gestrigen Niederlage in Langnau von ihrem Coach. Flemming war erst auf diese Saison hin als Nachfolger des erfolgreichen, aber aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Jeff Tomlinson eingesetzt worden. Nach diesem Wochenende mit dem Gewinn von lediglich einem Punkt liegen die Klotener mit 21 Zählern auf dem zweitletzten Rang. Am Schluss der letzten Saison belegte diese Mannschaft noch den 9. Rang.

Ich habe beim Auftritt des EHC Kloten keinerlei Zerfallserscheinungen gesehen. Es war ein williges Team am Werk, welches Gas gegeben und versucht hat, seine läuferischen Vorteile auszuspielen, das aber vor dem gegnerischen Tor zu harmlos war. Der sich immer noch einer ausgezeichneten Form erfreuenden Stéphane Charlin im Kasten der Emmentaler bedeutete immer wieder Endstation für die Klotener Bemühungen. Die Zürcher Unterländer haben derzeit auch keinen Skorer, wie es Aleksi Saarela auf Seiten der Emmentaler ist, oder wie sich auch Anthony Louis als einer herausstellen könnte. Saarela egalisierte auf seine inzwischen bekannte Weise mit einem trockenen Schuss ins Lattenkreuz bei einer gegnerischen Strafe den kurz zuvor erzielten Führungstreffer der Klotener (3.). Dieser Treffer war wichtig, denn lediglich 53 Sekunden zuvor waren dan dem Treffer von Dominik Diem, dem Bruder des derzeit noch in Langnau angestellten Nolan Diem, die Gäste früh in Führung gegangen. Nolan wechselt auf die kommende Saison hin zusammen mit Keijo Weibel zu seinem Bruder nach Kloten.

Meines Erachtens hat man in Kloten nach der überraschend guten letzten Saison nicht erkannt, dass dies nicht der Normalfall sein kann. Die Mannschaft ist damals „geflogen“, so, wie jetzt die SCL Tigers „fliegen“. Wenn’s läuft, dann läuft’s, wie man so schön sagt. Das muss man ausnützen. Das gibt Selbstvertrauen. Aber man sollte dabei realistisch bleiben. Denn so eine Sommerpause verändert vieles, und normalerweise ist die zweite Saison nach einem Aufstieg schwieriger zu bewältigen als die erste. Zumal beim EHC Kloten der eine oder andere wichtige Spieler nicht gehalten werden konnte. Was ich damit sagen will: auch die SCL Tigers performen derzeit über Erwarten gut, und es spricht nichts dagegen, dass sie dies über die gesamte Saison durchziehen können. Wenn es dann in der kommenden Saison mal nicht ganz optimal läuft, oder man sich sogar temporär dort befindet, wo man der ExpertInnenmeinug entsprechend hingehören soll, gilt es, dann die Situation nüchtern, aber genau zu analysieren, und nicht gleich die Nerven zu verlieren. Meiner Meinung nach hat man in Kloten vorschnell gehandelt. Ich denke, in Langnau würde man in gleicher Situation die langfristige Entwicklung im Auge behalten.

Zurück zu den SCL Tigers, denn sie sind es, die uns wirklich interessieren. Diese haben mit Vili Saarijärvi, Juuso Riikola, Harri Pesonen, Aleksi Saarela, Saku Mäenalanen und Sean Malone für die kommende Saison bereits alle sechs Ausländer beieinander. Mäenalanen wurde als Ersatz für den im zweiten Spiel der Saison gegen den HC Lausanne (3 Skorerpunkte) ausgefallenen Anthony Louis engagiert und mit einem Dreijahres-Vertrag ausgestattet. Louis ist am Freitag gegen den EV Zug in die Mannschaft zurückgekehrt und hat gleich wieder geskort, und gegen den EHC Kloten gleich nachgedoppelt. Der US-Amerikaner hat in vier Spielen sieben (3 Tore, 4 Assists) Skorerpunkte realisiert, ist aber der einzige der sieben in Langnau engagierten Ausländer, der für die kommende Saison keinen Vertrag hat. Ihm wurde also die Verletzung zum Verhängnis. Wenn er jedoch so weiter skort, wird er schon bald einen Vertrag für die kommende Saison erhalten. Wohl einfach nicht in Langnau, dafür aber zu stark verbesserten Konditionen. Bereits sein Treffer in Zug war sehenswert. Aber wie Louis gestern den 2:1 – Führungstreffer für seine Mannschaft realisierte, war Klasse. Beim Zuspiel von Saarela blitzte bei mir der Gedamke auf, "so, und jetzt hinauf in den Netzhimmel", und schon zappelte die Scheibe da, wo sie hin sollte.

Noch etwas zu Saku Mäenalanen. Der Finne konnte, wie bisher auch sein Landsmann Harri Pesonen, in dieser Saison noch nicht sein gesamtes Potential abrufen. Eine Krankheit hat dies verhindert. Viele, die derzeit krank sind oder es waren, können ein Lied davon singen, wie hartnäckig sich die Folgen auch bei ihnen halten. Im Spitzensport werden selbst ein paar wenige Prozente, die leistungsmässig fehlen, gnadenlos sichtbar. Beide Finnen waren und sind jedoch selbst reduziert wichtige Bestandteile eines erfolgreichen Teams. Und beide werden uns, wenn sie vollständig gesund sind, noch viel Freude bereiten. Mäenalanen bestritt in der letzten Saison 69 Partien für die Winnipeg Jets (NHL). Die Emmentaler performen auch deswegen so gut, weil sie ausgezeichnetes ausländisches Personal haben, aber auch, weil Coach Thierry Paterlini dafür sorgt, dass sich auch das einheimische Personal gut entwickeln kann. Dabei hilft es, dass Juuso Riikola und Noah Meier im Spiel gegen den EHC Kloten ihren ersten Saisontreffer realisieren konnten. Riikola, der bereits bei 11 Assists steht, hat nun 12 Punkte auf dem Konto. Bei Noah Meier sind es auch bereits deren vier. Pascal Berger erzielte seinen ersten Treffer der Saison am Tag zuvor beim Punktgewinn gegen den EV Zug. Ein Spiel, das bereits zeigte, dass die Emmentaler ausgezeichnet aus der Natipause zurückkommen. Es läuft derzeit ausgezeichnet bei den SCL Tigers. Rang 9 ist der verdiente Lohn für die guten Leistungen. Derzeit ist man 11 Punkte von Rang 13 entfernt, also von dort, wo man nicht sein will. Oder wenn wir uns frecherweise etwas nach vorne orientieren: den Tigern fehlen drei Punkte zu Rang 6, der zur direkten Playoff-Qualifikation (ohne Pre-Playoffs) führen würde.

Übrigens: Früher hatte der November-Blues schon fast – wenn auch auf unliebsame Weise – Tradition in Langnau. Ich kann mich an November erinnern, in welchen die Tiger kaum einen Punkt realisieren konnten. Nun haben die Langnauer in diesem November aus vier Spielen neun Punkte geholt (2 x 3 Punkte, 1 x 2 Punkte und 1 x 1 Punkt). Der November ist zwar grau, aber in Langnau leuchtet er.