3:4 gegen Gottéron:

So nahe am Dreier - und trotzdem verloren

Die SCL Tigers verlieren gegen Fribourg-Gottéron mit 3:4 nach Verlängerung. Diesmal beklagen die Langnauer eindeutig zwei verlorene Punkte. Doch den Sieg vermasseln sie sich durch eine dumme Strafe kurz vor Spielende gleich selbst.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier beschäftigt Gottérons Jérémie Kamerzin gleich fünf Langnauer. Bild: zvg

 

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Denn diesmal muss man aus Langnauer Sicht von zwei verlorenen Punkten, und kann nicht von einem gewonnenen Punkt sprechen. Aber wie kann es sein, dass die SCL Tigers diesen aufgelegten Sieg noch vergeigen? 3:2 in Führung liegend, leisten sie sich 90 Sekunden vor Schluss eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Eine dumme Strafe zu einem dummen Zeitpunkt. Fribourg-Coach Christian Dubé nimmt sein Timeout, Torhüter Reto Berra macht einem sechsten Feldspieler Platz, und tatsächlich dauert es gegen vier Langnauer nur 20 Sekunden, bis der Ausgleich bewerkstelligt ist. Torschütze ist Yannick Herren. Den Stock entscheidend mit im Spiel hat Chris DiDomenico mit dem zweiten Assist. Es ist sein zweiter Skorerpunkt nach seinem Treffer zum 1:1 - Ausgleich nur fünf Sekunden vor dem Ende des Startdrittels. Aber es ist noch nicht sein letzter. Womit bereits klar ist, wer in der Verlängerung den Zusatzpunkt gewinnt. Es ist nach lediglich 54 Sekunden der Overtime Gottéron, welches gegen ein in dieser Situation zu zögerlich agierendes Langnau den Siegtreffer realisiert. Auch beim entscheidenden Treffer von Ryan Gunderson steuert wiederum "DiDo" einen zweiten Assist bei. Der frühere Leitwolf der Tiger hat dammit massgeblichen Anteil am Sieg seiner Mannschaft.

Zu sagen, dass eine Mannschaft, die den möglichen, aufgelegten Erfolg auf derart fahrlässige Art und Weise noch vergeigt, den Sieg auch nicht verdient hat, ist nicht völlig verkehrt. Zumal ja der Gegener zuletzt eine zehntägige Quarantäne zu überstehen und seit 17 Tagen kein Spiel bestritten hatte. Es fehlten zumindest zu Beginn der Rhythmus und die Spritzigkeit. Yannick Blaser meinte nach dem Spiel: "Gottéron war heute schwach. Aber wir konnten zu wenig Nutzen daruas ziehen. So etwas nennt man Unvermögen". Aber diese negative Sichtweise ist nur die eine Seite und wird der Leistung der Mannschaft von Rikard Franzén nicht gerecht.

Denn die SCL Tigers zeigten über weite Strecken ein gutes Spiel. Franzén gelingt es, seine Mannschaft weiter zu entwickeln, und wenn so weiter gearbeitet wird, ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis sich die ersten Vollerfolge einstellen. Es zeigt sich, dass die Mannschaft derzeit über drei gute Ausländer verfügt. Erik Brännström schoss in der 14. Minute das 1:0 mittels eines Onetimers von der blauen Linie aus. Chris DiDomenico sass gerade eine viel zu harte Strafe wegen einer angeblichen Schwalbe ab. Zudem lieferte Brännström auch einen Assist zum vermeintlich siegbringenden Treffer. Beim 3:2 - Führungstreffer in der 56. Minute hatte auch Robbie Earl seinen Stock im Spiel. Auch der US-Amerikaner zeigte eine gute Partie, spielte auffällig, und es macht den Anschein, als könne er sich weiter steigern. Dazu hatten die Langnauer auch viel Pech. Keijo Weibel traf in der 11. Minute lediglich den Pfosten, und in der 37, Minute erging es Benjamin Neukom mit seinem Lattenschuss genau gleich. Und auch in der 60. Minute waren die heftig auf den Fribourger-Ausgleich reagierenden Langnauer nochmals nahe dran. Aber das "Knipsen" haben die Emmentaler derzeit nicht erfunden. Hätten sie aber den Sieg über die Runden gebracht, er wäre hoch verdient gewesen.

So blieb der Mannschaft vor geisterhafter Kulisse (keine Zuschauer) zum Schluss nur der Frust. "Eine gute Leistung reicht uns nicht. Mir wäre es lieber, es würde heissen, schlecht gespielt und trotzdem gewonnen, statt gut gespielt, aber verloren", gab Yannick Blaser seine Stimmung wieder. "Wir müssen jetzt endlich mal nach 60 Minuten gewinnen, sonst laufen wir in ein mentales Problem." Und Alexei Dostoinov, der Schütze zum 2:2 - Ausgleich in der 46. Minute (im Anschluss an ein Bully) meinte: "Immer nur einer oder maximal zwei Punkte können uns nicht reichen. Wir wollen jetzt endlich mal das volle Paket.

Zum Schluss bleibt auch die Erkenntnis, dass es Spiele ohne Zuschauer eigentlich nicht sein können. Wird vor leeren Rängen gespielt, fehlt ein entscheidender Faktor. Die Energie, welche normalerweise durch die Emotionen von den Rängen entsteht, fehlt deutlich spürbar. Vor vollen Rängen, mit den Emotionen der mitfiebernden Zuschauer, wird aus einem Spiel wie demjenigen zwischen den SCL Tigers und dem HC Fribourg-Gottéron eine hochdramatische, ernste Angelegenheit, die niemanden kalt lässt. Fehlen die Zuschauer, so ist es einfach nur ein Spiel.

 

SCL Tigers - HC Fribourg-Gottéron 3:4 n.V. (1:1, 0:1, 2:1)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Salonen/Müller, Pitton/Gurtner. Tore: 14. Brännström (Glauser, Maxwell, Auschluss DiDomenico) 1:0. 20. (19.55) DiDomenico 1:1. 26. Walser (Bougro) 1:2. 46. Dostoinov (Berger, Diem) 2:2. 56.  Maxwell (Earl, Brännström) 3:2. 59. Herren (Gunderson, DiDomenico, Teamstrafe SCL Tigers) 3:3. 61. (60.54) Gunderson (Herren, DiDomenico) 3:4. Strafen: je 2-mal zwei Minuten.

SCL Tigers: Punnenovs; Brännström, Glauser; Leeger, Blaser; Erni, Grossniklaus; Huguenin, Schilt; Weibel, Maxwell, Earl; Berger, Diem, Dostoinov; J. Schmutz, F. Schmutz, Neukom; Kuonen, Melmalksnis, Sturny.

Gottéron: Berra; Jecker, Sutter; Chaviallaz, Gunderson; Kamerzin, Aebischer; Brasey, Bougro; Stalber, Marchon, Brodin; Herren, Schmid, DiDomenico; Mottet, Bykov, Sprunger; Jörg, Walser, Rossi.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Salzgeber (verletzt), Lardi, Andersons, In-albon, Guggenheim (alle überzählig), Rüegsegger, Bircher (Partnerteams). Gottéron ohne Abplanalp, Forrer, Jobin (alle verletzt), Desharnais (überzähliger Ausländer). 11. Pfostenschuss Weibel, 37. Lattenschuss Neukom. 58.10: Timeout Gottéron. Gottéron von 58.10 bis 58.30 ohne Torhüter.