Wichtiger Heimsieg gegen Ambri:

Dramatik, Emotionen und drei Punkte

Die SCL Tigers bezwingen den HC Ambri-Piotta mit 4:3. Es war ein Spiel auf des Messers Scheide, welches die Gemütslage der Akteure und der Fans in ein Wellental schickte.

• von Bruno Wüthrich

Vor beiden Toren kam es immer wieder zu unübersichtlichen Situationen. Hier sehen wir die SCL Tigers im Überzahlspiel, das nichts einbrachte (7.). Bild: Bruno Wüthrich

 

Was für Emotionen! Was für eine Dramatik. Es war beileibe nicht hochstehendes Eishockey, was die beiden Mannschaften den 6'000 Zuschauern in der ausverkauftenn Ilfishalle darboten. Aber es war beste Unterhaltung. Keiner der Anwesenden wird sein Kommen bereut haben. Weil das Heimteam die drei Punkte für sich beanspruchte, gingen die meisten Fans nach diesem Wellenbad der Gefühle hoch zufrieden nach Hause. Doch was war geschehen?

Das Wichtigste vorweg: Die SCL Tigers gewannen diese Partie dank den Spezialsituationen Dies, obwohl sie zwei der drei Gegentreffer in Unterzahl kassierten und lediglich eines in Überzahl erzielten. Doch wie kann das sein? Der Grund dafür liegt darin, dass die Langnauer in der entscheiden Phase besser performten.

Nach Matchuhr waren noch genau 5,56 Minuten zu spielen, als das Schiedsrichtergespann zwei Langnauer auf die Strafbank befahl. Julian Schmutz erhielt seine Zweiminutenstrafe wegen Beinstellen. Die zweite Strafe ging an einen Teamoffiziellen wegen unsportlichem Verhalten. Rikard Franzén wird seine Meinung in etwas gar starken Worten kundgetan haben. Der Zeitpunkt war äusserst unglücklich. Es stand unentschieden 3:3. Weniger als zweienhalb Minuten zuvor schoss Brian Flinn die Leventiner in Überzahl 2:3 in Führung. Einmal mehr kassierten die Langnauer eine Teamstrafe wegen eines Wechselfehlers. Es war bereeits der zweite Treffer im Powerplay nach dem Führungstreffer zum 1:2 durch Dario Rohrbach (35.)..Und dies bei bis zu diesem Zeitpunkt lediglich drei Überzahl-Möglichkeiten. Die Emmentaler glichen zwar dies Führung postwendend wieder aus, denn das Tor von Ben Maxwell fiel lediglich 27 Sekunden danach. Trotzdem war klar: Die Gäste können Powerplay. Und diesmal waren sie ja sogar zwei Spieler mehr. Das Schlimmste war zu befürchten. Die Zeit reichte auch für zwei Treffer.

Einer behielt jedoch den Überblick. Er stand auf der Pressetribüne und trägt einen Namen, der uns allen immer wieder entfällt. Er sagte «Diese Strafe werden die Leventiner nicht nützen können, dann wird der Schiedsrichter kompensieren, und die Langnauer werden das Spiel entscheiden.» Der Berichterstatter verbürgt sich dafür, dass dies genau so prophezeiht wurde. Und es kam auch genau so. Die SCL Tigers verteidigten sich geschickt. Ambri fand den Weg zum Tor zu wenig, und wenn doch, war Ivars Punnenovs auf dem Posten. Und kurz nach Ablauf der doppelten Ambri-Überzahl musste Isaco Dotti ebenfalls für zwei Minuten in die Kühlbox. Sein Vergehen hätte wohl ein paar Minuten vorher noch keinen Pfiff zur Folge gehabt. Also wohl tatsächlich Kompensation. Und es kam, wie es kommen musste, und wie es vorher gesagt war: Pascal Berger markierte den entscheidenden Treffer im Powerplay (58.). Der Sieg war im Trockenen, denn er geriet nicht mehr in Gefahr.

Nachdem die SCL Tigers das Startdrittel nach einem Starfurioso der Nordtessiner geschickt verwalteten und in der 16. Minute durch Julian Schmutz in Führung gehen konnten, gerieten sie im Mitteldrittel durch Eigenfehler ins Trudeln. Ein schlimmer Abspielfehler aus der Abwehr heraus (davon sollte es in der Folge noch mehrere geben), brachte den 1:1 - Ausgleich durch den zweifachen Torschützen Dario Rohrbach. Der erstmalige Führungstreffer, wie erwähnt ebenfalls durch Rohrbach fiel in Überzahl. Speziell dann der Ausgleich der Langnauer. Chris DiDomenico liess sich den Puck abluchsen und checkte seinen Kontrahenten von hinten in die Bande. Die Schiedsrichter sahen darin keinen Regelverstoss, aber die Leventiner jedoch schon, und sie kümmerten sich sofort liebevoll um den Kanadier und deckten ihn mit Steicheleinheiten ein. Derweil lief das Spiel aber weiter, und Robbie Earl erzielte auf Zuspiel von Andrea Glauser 30 Sekunden vor der Pausensirene den Ausgleich. Die Gemüter drehten im roten Bereich.

 

SCL Tigers - HC Ambri-Piotta 4:3 (1:0, 1:2, 2:1)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft. SR: Wiegand/Dipietro, Obwegeser/Schlegel. Tore: 16. Schmutz (Earl, Maxwell) 1:0. 27. Rohrbach (Müller, Zwerger) 1:1. 35. Rohrbach (Fora, Müller, Ausschluss DiDomenico) 1:2. 40. (39.30) Earl (Glauser) 2:2. 52. Flynn (Ausschluss SCL Tigers / zuv. Spieler auf Eis) 2:3. 52. Maxwell 3:3. 58. Berger (DiDomenico, Ausschluss Dotti) 4:3. Strafen: 7-mal zwei Minuten + 1-mal zehn Minuten (DiDomenico, unsp. Verhalten) gegen die SCL Tigers, 6-mal zwei Minuten + 1-mal zehn Minuten (Scottie Upshall, unsp. Verhalten) gegen Ambri.

SCL Tigers: Punnenovs; Leeger, Glauser; Schilt, Cadonau; Lardi, Erni; Huguenin; Earl, Maxwell, Schmutz; Pesonen, Berger, DiDomenico; Neukom, Diem, Kuonen; Dostoinov, In-albon, Rüegsegger.; Andersons.

HC Ambri-Piotta: Conz; Fischer, Plastino; Dotti, Fora; Jelovac, Ngoy; Pinana, Fohrler; Upshall, Flynn, D'Agostini; Zweger, Müller, Rohrbach; Bianchi, Goi, Trisconi; Egli, Dal Pian, Neuenschwander.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Blaser (verletzt), Gagnon (überzählig), Melnalksnis, Bircher, Grossniklaus, Sturny (Partnerteams).21. Pfostenschuss Earl. Ambri ab 58.58 ohne torhüter. 59.53: Timeout Ambri.