Blitzsauberer 4:0 Sieg

Servette machte die Musik, Langnau die Tore

Toller 4:0 - Erfolg der SCL Tigers über den HC Genf Servette. Aufopferungsbereitschaft, ein überragender Torhüter und das Glück des Tüchtigen waren die Baumeister dieses Erfolges. Es ist der zweite Vollerfolg dieses Wochenendes für die SCL Tigers.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die SCL Tigers hatten den HC Genf Servette fest im Griff. Hier kann Servette Topscorer Linus Omark gegen die drei Langnauer Sebastian Schilt, Robbie Earl und Ivars Punnenovs nichts ausrichten. Bild: zvg.

 

Zwei Vollerfolge für die SCL Tigers an einem Wochenende. Dies ist in dieser Saison ungewöhnlich. Und es ist erklärungsbedürftig. Denn gespielt haben die Langnauer nur einmal. Und zwar gegen den HC Genf-Servette, den sie ebenso überraschend wie verdient bezwangen. Aber alles der Reihe nach.

Am Samstag erreichte die überraschte Fangemeinschaft und so manchen ebenso überraschten Berichterstatter die Meldung, dass mit Marcus Nilsson der schwedische Ligatopscorer der vergangenen Saison verpflichtet wurde. Der 29-jährige, dreifache schwedische Internationale kann auf beiden Flügelpositionen eingesetzt werden. Zwar nur 171 cm gross, aber sehr schnell und mit guten Händen und Augen, erzielte er für seinen letztjährigen Arbeitgeber Färjestad BK in 50 Ligaspielen 54 Punkte (12 Tore und 42 Assists). Damit ist den Emmentalern nicht nur ein spektakulärer Transfer gelungen. Sie geben damit sowohl der Mannschaft, wie auch den Fans und den Sponsoren ein deutliches Signal, dass ihr Rang und ihr Abschneiden in den einzelnen Partien auch der Führung nicht gleichgültig ist. Der Transfer wurde von Verwaltungsratspräsident Peter Jakob aus der eigenen Tasche bezahlt und belastet das Budget der SCL Tigers nicht.  

Ob es dieser Transfer war, der den Tabellenletzten zu diesem überraschend deutlichen 4:0 - Erfolg beflügelte, müssen wir offen lassen. Aber oft sind es gerade solch weiche Faktoren, die eine entscheidende Rolle spielen können. Gerade gegen einen Gegner, gegen welchen die Mannschaft in dieser Saison zuvor zwei Mal verlor, wobei am 15. Oktober mit 1:8.

Die Langnauer, die zwischenzeitlich in Quarantäne waren und ihre letzte Partie 12 Tage zuvor bestritten (1:2 - Niederlage in Zürich) hatten, bekundeten vorerst Mühe mit dem Tempo. Die Genfer wirkten robuster, schneller und passsicherer. Sie waren mehr an der Scheibe und schossen deutlich mehr. Die Gäste führten also in fast allen Statistiken. Doch in den Wichtigsten führten sie nicht. Denn die Anzahl der deutlichen Torchancen war auf beiden Seiten ungefähr gleich. Und im Ausnutzen derselben waren die Langnauer eine Spur effizienter.

Zugegeben, es war auch Glück dabei. Das erste Tor war ein Eigentor. Es wurde Pascal Berger zugeschrieben, der im gegnerischen Drittel ein Bully gegen Joel Vermin verlor und dabei den Puck nicht einmal berührte. Ein Bullytor, bei welchem die Mannschaft, die es schoss, den Puck nicht berührte, ist nicht alltäglich. Aber es zählte und die Langnauer führten bereits in der 6. Minute mit 1:0. Sie gaben diese Führung bis zum Ende der Partie nicht mehr preis.

Als in der 34. Minute Flavio Schmutz auf 2:0 erhöhte, war zu spüren, dass es diemal etwas werden könnte mit einem Sieg. Der Schütze erzielte den Treffer aus spitzem Winkel, nachdem zuvor sein Namensvetter Julian in ausgezeichneter Position gescheitert war. Die Genfer, zuvor wie auch danach stets bemüht und viel Druck entwickelnd, wirkten zunehmend ratlos.

Die Vorentscheidung fiel in der 40. Minute. Linus Omark sass wegen eines Stockhaltens auf der Strafbank, da zog Andrea Glauser von der blauen Linie ab und traf. Daniel Manzato sah den Puck nicht kommen und musste passieren lassen. Danach war klar: wenn Servette nicht in den ersten Minuten des Schlussdrittels der Anschlusstreffer gelingen sollte, war diese Partie gelaufen.

Überraschend souverän brachten die Tiger den Sieg schliesslich in trockene Tücher. Pascal Berger schoss in der 59. Minute auch noch einen richtigen Treffer, also einen, bei dem der Schuss wirklich von ihm kam. Genfs Torhüter hatte den Kasten zu diesem Zeitpunkt zu Gunsten eines sechsten Feldspielers verlassen. Die SCL Tigers spielten wegen einer Strafe gegen Sebastian Schilt nur zu viert. Dieser Treffer war also ein Shorthander.

Aber wie kann es sein, dass eine Mannschaft, die nicht einmal zwei Monate zuvor völlig diskussionslos und ohne jede Siegchance 1:8 verliert, gegen den gleichen Gegner 4:0 gewinnt. Für diesen Sieg gibt es gleich einige Gründe.

1.) Ivars Punnenovs musste sich seinen Shutout hart verdienen. Obwohl von seinen Vorderleuten gut abgeschirmt, waren einige Big Saves zum Erfolg nötig.

2.) Die SCL Tigers erzeilten bei lediglich zwei gegnerischen Strafen einen Treffer in Überzahl, und obwohl sie selbst vier Mal in Unterzahl agieren mussten, kassierten sie keinen Gegnetreffer und erzielten sogar auch hier ein Tor. Die Spezialsituationen gingen also für einmal klar zu ihren Gunsten aus.

3.) Ab dem zweiten Drittel hielten die Langnauer auch tempomässig besser mit. Sie standen kompakt und liessen nicht viel zu.

4.) Sowohl die Disziplin wie auch die Aufopferungsbereitschaft der ganzen Mannschaft war grandios.

Dieser Sieg ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die SCL Tigers quasi mit dem letzten Aufgebot angetreten sind. Zu zwei verletzten gesellten sich fünf kranke Spieler. Und obwohl mit Joel Salzgeber und Bastian Guggenheim zwei Tiger in die U20-Nationalmannschaft eingerückt waren, setzten die Einheimischen schon fast gezwungenermassen auf die Jugend. Keijo Weibel (20), Patrick Petrini (19), Rihards Melnalksnis (21), Stefan Rüegsegger (22) und Eric Brannström (21) sind alle 22 Jahre alt oder jünger.

 

SCL Tigers - HC Genf-Servette 4:0 (1:0, 2:0, 1:0)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Dipietro/Nikolic, Huguet/Vermeille. Tore: 6. Berger 1:0. 34. F. Schmutz (Petrini, J. Schmutz) 2:0. 40. Glauser (Brannström, Earl, Ausschluss Omark) 3:0. 59. Berger (Blaser, Ausschluss Schilt!, ins leere Tor) 4:0. Strafen: 4-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Andersons, Bandencheck) gegen die SCL Tigers. 2-mal zwei Minuten gegen Servette.

SCL Tigers: Punnenovs; Brannström, Glauser; Schilt, Blaser; Leeger, Grossniklaus; Huguenin; Weibel, Maxwell, Earl; Dostoinov, Berger, Neukom; J. Schmutz, F. Schmutz, Petrini; Andersons, Melnalksnis, Rüegsegger.

Servette: Manzato; Tömmernes, Jacquemet; Le Coultre, Karrer; Mercier, Völlmin; Smons; Omar, Vermin, D. Riat; Winnik, Fehr, Rod; Miranda, Smirnovs, Moy; Vouillamoz, Berthon, Fritsche; A. Riat.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Salzgeber, Guggenheim (beide U20-Nati), Kuonen, Diem (beide verletzt), Lardi, In-albon, Zaetta, Erni, Sturny (alle krank), Bircher (Partnerteam). Servette ohne Maurer, Richard, Patry (alle verletzt), Kast (überzählig) 58.13: Timeout Servette. Servette von 57.37 bis 58.27 ohne Torhüter.