2:4 gegen Lugano

Wieder nahe dran - aber wieder verloren

Die SCL Tigers verlieren ihr Heimspiel gegen den HC Lugano mit 2:4. Dabei hätten sie die Partie genauso gut auch gewinnen können. Die Entscheidung fiel innerhalb von 27 Sekunden.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Pascal Berger und Nolan Diem setzen sich mit Luganos Topscorer Marc Arcobello auseinander. Bild: ZVG.

 

Eigentlich ist es immer das gleiche Lied, das wir nach der nunmehr siebten Niederlage im achten Spiel singen können. Oder zumindest fast. Denn ganz so innbrünstig können wir die Melodie von den Spezialsituationen nicht mehr trällern. Es fehlten lediglich vier Sekunden, und die SCL Tigers hätten ihre sieben kleinen Strafen gegen das powerplay-starke Lugano völlig unbeschadet überstanden. Berücksichtigt man, dass die Langnauer bisher in beiden Spezialsituationen, also im Überzahlspiel wie auch im Boxplay, ligaweit die schwächste Mannschaft sind, dürfen wir hier zumindest temporär von einer markanten Leistungssteigerung sprechen.

Sorgenkind bleibt indes das Spiel in Überzahl. Hier fehlt es an Geschwindigkeit. Es fehlt an Präzision. Und es fehlt inzwischen auch an Selbstvertrauen. Es scheint, als glaube die Mannschaft inzwischen gar nicht mehr daran, dass sich eine Chance auf einen eigenen Treffer bietet, wenn ein gegnerischer Spieler auf der Strafbank befindet. Natürlich ist diese Aussage Mumpitz. Aber es schleckt halt keine Geiss weg, dass die Tiger bei sechs kleinen gegnerischen Strafen kaum je gefährlich wurden und dass es häufig bereits grosse Schweirigkeiten bereitet, sich überhaupt im gegnerischen Drittel zu installieren. Denn läuft das Powerplay zu langsam und zu unpräzise, ist immer ein gegnerischer Spieler in der Nähe der Scheibe. Ein Ausspielen des Gegners ist so praktisch nicht möglich. Versucht man dann ausnahmsweise etwas schneller zu spielen, leidet die Präzision noch mehr als sowieso schon.

Bei der Ausgeglichenheit der Mannschaften bei nummerischem Gleichstand sind es oft die Spezialsituationen, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Gerade in diesem Bereich haben die SCL Tigers jedoch stumpfe Waffen.

So spielen die Langnauer immer gut mit. Sie halten sogar deutlich besser mit den Meisterschaftsfavoriten mit, als viele dies vor der Saison gedacht haben. Coach Rikard Franzén gibt den jungen Spielern immer wieder Spielgelegenheiten, und diese entwickeln sich gut. Keijo Weibel spielt mit Ben Maxwell und Robie Earl sogar in der Langnauer Paradelinie, die allerdings gestern ohne Punkte blieb. Denn für die Musik bei den SCL Tigers sorgten gestern zwei, die zwar gleich heissen, aber nicht miteinander verwandt sind.

Noch sind keine zwei Minuten gespielt, da legt Flavio Schmutz bei einem schnellen Angriff zurück auf seinen Namensvetter Julian, und dieser bezwingt Lugano-Hüter Niklas Schlegel bereits nach 87 Sekunden zur frühen Führung. Überhaupt waren die Tiger im Startdrittel das bessere Team. Und trotzdem gingen sie nicht mit einer Führung aus diesem hervor. Einerseits deswegen, weil weitere Möglichkeiten verpasst wurden. Die beste davon durch Nolan Diem, der fünf Minuten nach dem 1:0 allein vor Schlegel die Scheibe nicht an diesem vorbei brachte. Andererseits weil Lugano aus ihrer einzigen Halbchance berereits skorte. Alessio Bertaggia traf im Fallen mit dem Rücken zum Tor dem verdutzten Ivars Punnenovs zwischen den Beinen hindurch. 

Auch das Mitteldrittel hätte eigentlich den Emmentalern gehören sollen. Zuerst war es allerdings Giovanni Morini, der einen Schuss von Romain Loeffel zur Lugano-Führung ablenkte. Yannick Blaser stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor Ablauf seiner Strafe zur Rückkehr aufs Eisfeld bereit. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene lange im Video an, weil sich Morini bei seinem Ablenker im Grenzbereich zur Torhüterbehinderung befand. Doch der Treffer wurde gegeben (25.).

Doch keine drei Minuten später folgte der gorsse Auftritt des Flavio Schmutz. Allererste Sahne sein Solo mit dem krönenden Treffer zum Abschluss. Der Ausgleich war Tatsache (28.). Und weil Yannick Blaser in der 35. Minute seinen Abschluss von der Latte wegspringen sah, war es auch nach 40 Minuten nichts mit einer Langnauer-Führung. Das Schlussdrittel musste entscheiden.

Das tat es dann auch. Oder besser gesagt, die Luganesi taten es. Und sie machten es schnell und effizient. Und sich machten es unter gütiger Mithelfe der Langnauer innerhalb von lediglich 27 Sekunden. 48. Minute: Nach einem der seltenen Fehler von Yannick Blaser gelangt die Scheibe zum allein vor dem Langnauer Tor positionierten Marc Arcobello. Weil Punnenovs ins Leere hechtet, hat der Lugano Topscorer keinerlei Mühe, die Scheibe ins verlassene Tor zu hiessen. Und eben, lediglich 27 Sekunden später trifft Elia Riva ganz genau aus spitzem Winkel in die nähere Torecke. Die Partie war entschieden.

Erneut nahm Rikard Franzén früh den Torhüter raus, um einem sechsten Feldspieler Platz zu machen. Erneut kassierten die Langnauer dabei kein Gegentor. Aber sie erzielten dabei eben auch keinen eigenen Treffer.

 

SCL Tigers - HC Lugano 2:4 (1:1, 1:1, 0:2)

Ilfishalle, keine uschauer, SR: Salonen/Fluri, Progin/Duarte. Tore: 2. J. Schmutz (F. Schmutz) 1:0. 19. Bertaggia (Lammer, Herburger) 1:1. 25. Morini (Loeffel, Kurashev, Ausschluss Blaser) 1:2. 28. F. Schmutz (Neukom) 2:2. 48. (47.48) Arcobello (Carr) 2:3. 49. (48.15) Riva (Bodker, Carr) 2:4. Strafen: 7-nal zwei Minute + 1-mal 10 Minuter (Earl, unsp. Verhalten) gegen die SCL Tigers, 6-mal zwei Minuten " 1--mal 10 Minuten (Arcobello, Check gegen den Kopf) gegen Lugano.

SCL Tigers: Punnenovs: Brännström, Glauser; Leeger, Blaser; Schilt, Grossniklaus; Lardi, Guggenheim; Weibel, Maxwell, Earl; J. Schmutz, F. Schmutz, Neukom; Berger, Diem, Sturny; Kuonen, In-Albon, Andersons.

HC Lugano: Schlegel; Riva, Heed; Wellinger, Loeffel; Chiesa, Nodari; Wolf, Traber; Fazzini, Arcobello, Bodker; Carr, Kurashev, Bürgler; Suri, Herburger, Lammer; Bertaggia, Morini, Walker.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Salzgeber (verletzt), Melnalksnis, Huguenin, Stettler, Dosroinov, Erni, Petrini (alle überzählig), Rüegsegger, Bircher (Partnerteams). Lugano ohne Lajunen, Sannitz, Zurkirchen (alle verletzt). 35. Lattenschuss Blaser. 54.56: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 54.56  bis 55.36 und ab 56.58 ohne Torhüter.