SCL Tigers mit viel Pech:

Am Ende siegen nicht immer die Helden

Vier Tage nach der 2:9 Pleite in Davos schlagen sich die SCL Tigers in der heimischen Ilfishalle gegen den gleichen Gegner bravourös. Ihr Kampfgeist, der sie bis zuletzt vom Sieg hoffen lässt, wird nicht belohnt. Am Ende führt ein Schiedsrichterentscheid in die Niederlage.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Geschlagene Helden! Dieses Bild direkt nach dem entscheidenden Treffer in der Verlängerung sagt alles. Federico Lardi, Ben Maxwell und Ivars Punnenovs (vlnr). Vorne liegt getroffen Sebastian Schilt. Bild: Marcel Bieri.

 

So viel vorweg: Der Berichterstatter ist kein Schiedsrichter. Aber war die Szene in der 61. Minute, also in der ersten Minute der Verlängerung, die zum zweiminütigen Ausschluss von Julian Schmutz führte, wirklich einer Strafe würdig? Und wenn ja, weshalb gegen die SCL Tigers? Was hat ein Torhüter da zu suchen? Selbstverständlich darf er überall eingreifen, wo er es für nötig erachtet. Aber dort, wo er mit Schmutz zusammengestossen ist, nach einem Laufduell um die Scheibe, da ist doch ein Torhüter nicht mehr speziell geschützt. Da agiert er ja wie ein Feldspieler. Eine Regelwidrikeit des Langnauers war nicht zu erkennen. HCD Torhüter Sandro Aeschlimann und Julian Schmutz stiessen zusammen. Aeschlimann stürzte. Sein Kasten war verweist. Die Chance war gross, dass die Tiger dies nützen konnten. Es wäre ihr Sieg gewesen. Und er wäre verdient gewesen. Sie waren an diesem Abend trotz technischer Limiten und dem einen oder anderen haarsträubenden Fehler das bessere Team. Aber es sollte nicht sein.

Weil nach der 2:9 - Klatsche in Davos vom vergangenen Freitag die Partie am Sonntag gegen den HC Genf-Servette wegen Corona ausfiel, kam es am Dienstag Abend in Langnau zur direkten Revanche gegen die Bündner. Da der Unterschied in dieser Saison zwischen diesen beiden Mannschaften zumindest bezüglich der Resultate ziemlich deutlich ausgefallen war (0:5 und 2:9), schien ein Erfolg der Langnauer nur möglich, wenn die Mannschaft von Christian Wohlwend die Jungs von Tigers-Coach Rikard Franzén krass unterschätzen würde. Oder würde auf die beiden ersten Klatschen umgehend die dritte folgen?

Die Langnauer waren nahe an der Revanche. Sehr nahe sogar. Dies obwohl von Unterschätzen auf Seiten der Davoser keine Rede sein konnte. Die Tiger machten diesmal für ihre Verhältnisse sehr vieles richtig. Ungewohnt: sie entschieden die Spezialsituationen für sich. Der Ausgleich zum 2:2 durch Ben Maxwell fiel in Überzahl (42.) und der Führungstreffer durch Julian Schmutz sogar bei nummerischer Unterlegenheit (48.). Der Torschütze enteilte bei einer Strafe gegen Stefan Rüegsegger der Davoser Hintermannschaft und bezwang Sandro Aeschlimann, den Hüter aus dem Emmental in Diensten des HCD, sicher. Bei den sechs eigenen Ausschlüssen liessen sie für einmal kaum etwas zu und kassierten keinen einzigen Gegentreffer. Mit Ausnahme des entscheidenden. Aber der fiel unglücklich.

Der HC Davos brauchte nicht nur einen hervorragend disponierten Torhüter zum Sieg, sondern auch die tatkräftige Mithilfe ihres Gegners und sogar des Schiedsrichters, um zum Sieg nach Verlängerung zu kommen. Beim 0:1 konnte Alain Bircher an der gegnerischen blauen Linie die Scheibe nicht kontrollieren und musste Aaron Palushaj ziehen lassen (12.). Dieser liess Ivars Punnenovs im Tiger-Tor keine Chance. Beim 1:2 verlor Alexei Dostoinov die Scheibe in der offensiven Zone, daraufhin wurde Andres Ambühl lanciert, der für Valentin Nussbaumer auflegte (30). Dazwischen hatte Anthony Huguenin ausgeglichen (27.). Nachdem Sandro Aeschlimann den Ansturm von Samiel Erni und Flavio Schmutz nur ungenügend entschärfen konnte, gelangte die Scheibe zu Huguenin, der Zeit und Platz hatte, diese ins weit offene Davoser Tor zu hämmern.

Vier Mintuen vor Schluss führten die Langnauer immer noch, und obwohl die Davoser sehr viel Druck entwickelten, schienen die Einheimischen alles im Griff zu haben. Doch nun kam zum Fehler auch noch Pech dazu. Ivars Punnenovs eilte wegen der freiliegenden Scheibe aus dem Tor, spielte diese jedoch auf den Stock von Enzo Corvi, dieser spedierte sie weiter zu Andres Ambühl, der sofort abzog. Die Scheibe wäre weit am Tor vorbei geflogen, traf aber unglücklich Samuel Erni, von welchem sie ins eigene Tor abgelenkt wurde. Der in sein Tor zurückeilende Punnenovs wurde damit auf dem falschen Fuss erwischt. Die Gäste retteten sich also mit sehr viel Glück in die Verlängerung.

In dieser kam es zum besagten Laufduell zwischen HCD-Hüter Sandro Aeschlimann und Julian Schmutz. Die Davoser konnten nun zu viert gegen nur drei Langnauer agieren. Magnus Nygren zog von der blauen Linie ab. Sebastian Schilt stand in der Schusslinie, wehrte den scharfen Schuss ab. Doch die Scheibe gelangte direkt zu Enzo Corvi, der keine Mühe hatte, den Siegtreffer zu markieren. Schilt bleib getroffen liegen.

Dem HCD war also die späte Wende geglückt. Auf mehr als glückliche Weise. Oder eben für die Langnauer extrem unglücklich. Ihnen bleibt nur die Erkenntnis, dass es eben nicht immer die Helden sind, die gewinnen. Manchmal kommt es anders. Auch das ist Sport. 

 

SCL Tigers - HC Davos 3:4 n.V. (0:1, 1:1, 2:1)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Müller/Dipietro, Wermeille/Pitton. Tore: 12. Palushaj 0:1. 27. Huguenin (F. Schmutz, Erni) 1:1. 30. Nussbaumer (Ambühl, Barandun) 1:2. 42. Maxwell (Blaser, Petrini, Ausschluss Nygren) 2:2. 48. J. Schmutz (Ausschluss Rüegsegger) 3:2. 57. Ambühl (Corvi) 3:3. 63. (62.25) Corvi (Nygren, Nussbaumer, Ausschluss J. Schmutz) 3:4. Strafen: 6-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Huguenin, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers, 6-mal zwei Minuten gegen den HC Davos.

SCL Tigers: Punnenovs; Huguenin, Erni; Bircher, Leeger; Grossniklaus, Blaser, Schilt, Lardi; Sturny, F. Schmutz, Berger; Nilsson, Maxwell, Petrini; Dostoinov, Melnalksnis, J. Schmutz; Andersons, In-Albon, Rüegsegger.

HC Davos: S. Aeschlimann; Zgraggen, Nygren; Guerra, Heinen; Jung, Stoop; Barandun; Turunen, Corvi, Ambühl; Nussbaumer, Ullström, Palushaj; Herzog, Egli, M. Wieser; Kienzle, M. Aeschlimann, Frehner.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Earl, Salzgeber, Kuonen, Diem, Neukom, Glauser (alle verletzt), Weibel (krank), Stettler, Guggenheim (Partnerteams). Davos ohne D. Wieser, Du Bois, Paschoud, Rubanik, Baumgartner (alle verletzt), Knak, Mayer (beide krank).