Ausser Spesen nichts gewesen:

SCL Tigers verlieren auch das zweite Tatze-Derby gegen den SC Bern

Der SC Bern siegt im Stade de Suisse nach 2007 auch die zweite Auflage des Tatze-Derbys. Dabei reichten den Bernern gegen die zuvor dominanten Emmentaler 76 Sekunden, um die Weichen mit zwei Treffern auf Sieg zu stellen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Eine schöne Choreo der Langnauer-Fans. Aber... (Bild: Susanne Bärtschi)

 

...der Auftritt der Berner-Fans war viel wuchtiger. Wenngleich sie etliche Schweirigkeiten bekundeten, ihre grosse Fahne aufzuziehen, so wird den Spielern der SCL Tigers ihr Einmarsch etwas "fremd" vorgekommen sein. Bild: Susanne Bärtschi

 

Kein Zweifel: Auch die zweite Auflage des Tatze-Derbys im Stade de Suisse unter freiem Himmel war für die Besucherinnen und Besucher ein Erlebnis. Das Wetter spielte mit. Kaum jemand wird es bereut haben, den Weg nach Bern unter die Füsse oder unter die Räder genommen zu haben. Für die veranstaltenden SCL Tigers dürfte der Anlass aber trotzdem eine leise Enttäuschung gewesen sein. Der Zuschaueraufmarsch dürfte mit 20'632 Zaungästen höchstenfalls die Minimalerwartungen erfüllt haben. Glaubt man den im Vorfeld gemachten Aussagen der Verantwortlichen, so dürfte der Gewinn aus diesem Event, wenn denn einer erzielt werden konnte, äusserst gering ausgefallen sein. Es war eben diesmal einfach ein - wenn auch spezieller - Anlass. Kein Rekordversuch, kein Rekord-Lisme im Vorfeld, und auch kein erstes Mal in der Schweiz. Anders als bei der Erstaustragung Anno 2007 gelang es im Vorfeld nicht in gleichem Masse, eine Euphorie zu entfachen.

Doch eben: speziell war auch dieses Tatze-Derby. Und es war ein Erlebnis. Schade nur, dass die SCL Tigers solch spezielle Spiele nicht zu gewinnen vermögen. Bereits die erste Auflage vor zwölf Jahren ging sang und klanglos 2:5 verloren. Nicht weniger knapp ging es heute aus. 1:4 lautete am Schluss das klare Verdikt. Wobei diesmal die tore alle im letzten Drittel fielen, und es zuvor eher nach einem Sieg der Langnauer aussah. Und noch ein drittes spezielles Spiel ging seinerzeit kläglich in die Hose: Als die Fans 2008 zum 30-jährigen Jubiläum des Haupt-Fanclubs (Fanclub SCL Tigers) mit einem Extrazug und 777 Fans nach Ambri fuhren, verloren die Tiger die PArtie in der Leventina mit 1:4. Stehen die Langnauer in einem speziellen Fokus, vermögen sie nicht zu gewinnen.

Speziell: Die Langnauer marschierten mit Mützen auf dem Kopf ein. Zum Spiel zogen sie aber dann doch die Helme an. Bild: Susanne Bärtschi

Die Geschichte dieses Tatze-Derbys kann man, wenn man sich nur auf das Spiel bezieht, auf einen Zeitraum von 96 Sekunden eingrenzen. Denn in diesem Zeitraum fiel zuerst ein Treffer des SCB, der annuliert wurde, weil das Tor verschoben war. Gleichzeitig wurde Andrew Ebbett wegen unsportlichem Verhalten für zwei Minuten ausgeschlossen. Statt 0:1 in Rückstand zu liegen, bot sich den Langnauern nun also Gelegenheit, während zwei Minuten in Überzahl selbst in Führung zu gehen. Doch zwanzig Sekunden später stand es trotzdem 0:1 für die Berner. Gaetan Haas schloss einen Konter mit Tristan Schwerwy blitzsauber per Shorthander zur Berner Führung ab. Doch damit nicht genug. Während die Tiger immer noch in Überzahl agierten, leistete sich auch Tigers-Topscorer Harri Pesonen einen Ausschluss. Und lediglich 76 Sekunden nach dem Führungstreffer bauten die Berner ihren Vorsprung bereits aus. Wiederum bereitete Tristan Scherwey vor. Diesmal schloss Yanik Burren ab. Das Spiel war gelaufen. Wer noch letzte Zweifel am Ausgang der Partie hatte, dem wurden sie in der 48. Minute durch den Treffer von Marc Arcobello genommen. Am Schluss stand es 1:4. Flurin Randegger konnte in der 56. Minute noch verkürzen. Viel zu spät. Denn es blieb danach beim Ehrentreffer für die SCL Tigers. Andrew Ebbett markierte 47 Sekunden vor Schluss den Treffer zum 1:4 Schlussstand ins leere Tor.

Das Spiel konnten die Zuschauer eher etwas aus der Ferne verfolgen. Aber vor allem nach dem Einnachten war die Stimmung sehr speziell. Bild: Susanne Bärtschi

An ein Eishockeyspiel in einem Fussballstadion geht ein neutraler Zuschauer nicht in erster Linie wegen dem Eishockey, sondern wegen dem Erlebnis an sich. Denn vom Spiel sieht man nicht sehr viel. Mancheiner dürfte Mühe gehabt haben, überhaupt zu erkennen, wo der Puck sich gerade befindet. Trotzdem: Man sollte so einen Event, wenn man denn schon die Gelegenheit dazu hat, zumindest einmal erlebt haben.

Auch Gölä gab sich im Stade de Suisse die Ehre. Gemeinsam mit seinen Bandkollegen präsentierte er den neuen Tigers-Song "Einisch Tiger, immer Tiger". Bild: Susanne Bärtschi.

 

SCL Tigers - SC Bern 1:4 (0:0. 0:0, 1:4)

Stade de Suisse, Bern, 20'672 Zuschauer. SR: Massy/Eichmann, Kaderli/Altmann. Tore: 42. (41.24) Haas (Scherwey, Ausschluss Ebbett) 0:1. 43. (42.40) Burren (Schrewey, Ausschlüsse Ebbett, Pesonen) 0:2. 48. Arcobello 0:3. 56. Randegger (DiDomenico) 1:3. 60. (59.13) Ebbett (Haas, ins leere Tor) 1:4. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 1-mal zwei Minuten gegen den SC Bern.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Lardi/Erni; Huguenin, Cadenau; Randegger; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, Gustafsson, DiDomenico; Neukom, P. Berger, Kuonen; N. Berger, Diem, Rüegsegger, Gerber.

SC Bern: Genoni; Almquist, Burren; Blum, Krueger; B. Gerber, Andersson, Kamerzin; Moser, Arcobello, Boychck; Kämpf, Ebett, Ruefenacht; Scherwey, Haas, Bieber; A. Berger, Heim, Sciaroni; Grassi.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Blaser, Nüssli, Peter (alle verletzt), Johansson, Melnalksnis (überzählig), Kindschi (Kloten). SC Bern ohne Mursak, Untersander (verletzt),  Marti (überzählig). 30. Haas (SCB) scheitert mit Penalty an Ciaccio. 42. (41.04) Tor des SCB annuliert, weil das Gehäuse verschoben war. SCL Tigers von 58.21 bis 59.13 ohne Torhüter.