Viel, aber nicht genug Glück

SCL Tigers verlieren in Zürich ganz knapp

Die SCL Tigers verlieren ihre erste Begegnung mit den ZSC Lions knapp mit 1:2. Der Sieg der Zürcher war hoch verdient, obwohl die Langnauer dieses Spiel eigentlich hätten gewinnen müssen. Denn so viel Glück kommt an einem Tag nur selten zusammen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Bei der Rückkehr vom Spiel, über das ich hier berichte, hörte ich die Sportnachrichten unseres staatstragenden Radiosenders. Der Moderator wusste zu berichten, dass die ZSC Lions zum Schluss der Partie gegen die SCL Tigers unnötig zittern mussten. Dass die Löwen den Sieg eigentlich längst hätten sichern müssen, so dass der Treffer von Jules Sturny in der 57. Minute lediglich noch eine Randnotitz wert gewesen wäre. Es macht einen Unterschied, ob der einzige Treffer einer Mannschaft in einem Spiel lediglich ein Ehrentreffer ist, oder ob das Tor eine Mannschaft zurück ins Spiel bringt. In der Partie der beiden Mannschaften mit den Raubkatzen auf den Dresses war eindeutig Letzteres der Fall.

Ohne geringstes Zögern sind wir geneigt, dem die Sportnachrichten verlesenden Moderator uneingeschränkt Recht zu geben in seiner Meinung, dass der Sieg der Zürcher längst im Trockenen hätte sein müssen. Insgesamt fünf (5 !!!) Mal trafen Rikard Grönborgs Jungs an diesem Abend die Torumrandung. Als Justin Sigrist in der 39. Minute sträflich alleine vor dem Langnauer Tor sowohl den Pfosten als auch die Latte deutlich verfehlte, war dies gleichbedeutend mit dem späten 2:0 für die Platzherren im Mittelabschnitt. Es sollte später ein weiterer Pfostentreffer, aber kein Zürcher Tor mehr dazu kommen. Die Ausbeute blieb mager. Aber es reichte für das Heimteam, die maximale Punktzahl zu erringen.

Aus Sicht der Langnauer sieht die Sache anders auch. Auch hier kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass dieses Spiel unbedingt hätte gewonnen werden müssen. Denn wer so viel Glück hat, der sollte dies auszunützen wissen. Zumal die Chancen hierfür zwar nicht zahlreich, aber sowohl im Start- als auch im Schlussdrittel vorhanden waren. Benjamin Neukom, Ben Maxwell sowie Julian und Flavio Schmutz vergaben gute Möglichkeiten. Zudem wusste sich ZSC-Hüter Lukas Flüeler ebenso gut zu bewähren wie auf der Gegenseite Ivars Punnenovs. Doch bis auf Jules Sturnys Treffer, - nach dem Siegestor gegen den SC Bern war es erst sein zweiter Treffer in der National League - bleib auch auf Langnauer Seite die Ausbeute mager.

Zugegeben, die Zürcher haben diese Partie weitgehend dominiert. Sie nutzten bereits die zweite Strafe gegen einen Langnauer (Pascal Berger) gnadenlos aus. Fredrik Pettersson pfefferte die Scheibe per Onetimer ins Langnauer Gehäuse, ohne dass Ivars Punnenovs, dem durch Chris Baltisberger die Sicht verdeckt wurde, eine Abwehrchance hatte. Der Erfolg der Platzherren war demnach sehr verdient. Trotzdem hatten die Langnauer - auch aufgrund äusserst glücklicher Umstände - bis zuletzt die Chance auf einen Punktgewinn.

Bemerkenswert ist folgender Umstand: Wie immer bei einem knappen, oder zuweilen auch nicht ganz so knappen Rückstand kurz vor Spielende nimmt die im Rückstand liegende Mannschaft den Torhüter raus, um mit einem zusätzlichen Feldspieler Druck auf das gegnerische Tor ausüben zu können. Häufig geht diese Massnahme ins Auge, denn Gegentreffer sind in solchen Phasen deutlich häufiger als Anschluss- oder Ausgleichstreffer. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: bringt sich die verteidigende Mannschaft in Puckbesitz und befördert die Scheibe Richtung gegnerisches Tor, ist oft dort keiner mehr, welcher dieser den Eintritt verwehrt. Geschossen werden darf von überall her. Sogar von hinter dem anderen Tor. Findet der Puck den Weg ins verlassene Tor, ist die Partie entschieden. Wird das Tor verfehlt, wird ein Iceing gepfiffen.

In den bisherigen 11 ausgetragenen Partien nahmen die Langnauer bereits sieben Mal ihren Torhüter vom Feld und ersetzten ihn durch einen zusätzlichen Feldspieler. Insgesamt bestritten sie in diesen Spielen 9,26 Minuten (also fast ein halbes Drittel) ohne Torhüter. Sie kassierten in dieser Zeit lediglich einen einzigen Gegentreffer, erzielten aber deren zwei. Den einzigen Gegentreffer kassierten sie gleich im Startspiel gegen den HC Lausanne. Es war das Tor zum endstand von 5:2 für die Waadtländer. Seither gelang es keiner Mannschaft, gegen die ohne Torhüter agierenden Langnauer einen Treffer zu erzielen. Auffällig ist, wie gut es den Emmentalern in diesen Phasen jeweils gelingt, den Puck zu monopolisieren. Sie wirken in diesen Phasen viel konzentrierter als im ganzen rest der Spiele, begehen kaum Fehler und kommen zu Tormöglichkeiten. Interessant ist dieser Umstand vor allem auch deshalb, weil die Tiger sonst in den Spezialsituationen derartige Qualitäten kaum zu zeigen vermögen

 

ZSC Lions - SCL Tigers 2:1 (1:0, 1:0, 0:1)

Hallenstadion Zürich, keine Zuschauer. SR: Wiegand/Hungerbühler, Schlegel/Steenstra. Tore: 7. Petterson (Noreau, Andrighetto, Ausschluss Berger) 1:0. 39. Sigrist (Krüger) 2:0. 57. Sturny (Grossniklaus, F. Schmutz) 2:1. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die ZSC Lions, 4-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

ZSC Lions: Flüeler; Marti Noreau; Geering, P. Baltisberger; Berni Trutmann; Morant; Andrighetto, Roe, C. Baltisberger; Sigrist, Krüger, Pettersson; Hollenstein, Suter, Bodenmann; Wick, Prassl, Pedretti; Simic.

SCL Tigers: Punnenovs; Brannström, Glauser; Schilt, Blaser; Lardi, Huguenin; Grossniklaus; Berger, Diem, Neukom; Sturny, Maxwell, J. Schmutz; In-Albon, Melnalksnis, Andersons; Dostoinov, F. Schmutz, Earl.

Bemerkungen: ZSC Lions ohne Blindenbacher, Capaul, D. Diem (alle verletzt), Schäppi, Rossi (beide krank). SCL Tigers ohne Salzgeber (verletzt), Weibel, Zaetta (beide krank), Kuonen, Erni, Petrini (überzählig), Rüegsegger, Bircher, Guggenheim (alle Partnerteams). 12. Pfostenschuss ZSC (Berni), 30. Pfostenschuss ZSC (Wick), 35. Lattenschuss ZSC (Suter), 37. Pfostenschuss ZSC (Prassl), 42. Pfostenschuss ZSC (Suter). 58.54: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 58.29 bis 58.54 und ab 59.00 ohne Torhüter.