0:5 gegen Gottéron

Brutale Heimklatsche für unkonstante Tiger

Die SCL Tigers hatten gegen Gottéron nichts zu bestellen und gingen in der heimischen Ilfishalle gleich mit 0:5 unter. Zwei Tage nach dem cleveren Sieg in Ambri ging bei den Emmentalern gar nichts mehr.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Letzte Saison waren sie noch Teamkollegen: Langnaus Topscorer Ben Maxwell und Freiburgs Chris DiDomenico. Bild: zvg.

 

Hinten löchrig wie ein Emmentaler Käse, vorne wenig durchschlagkräftig, zu viele unerzwungene Fehler und ein Überzahlspiel, das seinen Namen nicht verdient, - das waren die Faktoren, die in die saftige Niederlage der SCL Tigers gegen den HC Fribourg-Gottéron führten. Es war bereits die dritte Begegnung dieser beiden Mannschaften in dieser Meisterschaft. Während sich die Tiger insgesamt über diese Saison laufend verbesserten, geschieht in den Partien gegen die Freiburger das genaue Gegenteil. Die Leistungen gegen diesen Gegner wurden von Spiel zu Spiel schlechter.

Die rote Laterne bleibt in Langnau. Dabei durfte der Anhang nach dem formidablen Auswärtssieg in Ambri darauf hoffen, dass mit einem weiteren Erfolg der sich im Aufwind befindenden Emmentalern zumindest der SC Bern überholt werden könnte. Doch daraus wurde nichts. Dass es so kommen könnte, musste bereits nach 10 Minuten befürchtet werden. Nach exakt 9,25 Minuten nahm Coach Rikard Franzén sein Timeout. Dieses war dringend nötig, auch wenn seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt erst mit 0:1 im Hintertreffen lag. Ryan Gunderson konnte nach zu Beginn der 7. Minute ungestört durchmarschieren und den Führungstreffer markieren. Clever dabei auch das Zuspiel von Chris DiDomenico. Was die Einheimischen bis zu diesem Zeitpunkt ablieferten, war vor allem in defensiver Hinsicht völlig ungenügend. Über einen Dreitore-Rückstand bereits zu diesem Zeitpunkt hätte sich niemand beklagen dürfen. Pech hatte in der 4. Minute Stefan Rüegsegger, der nur den Pfosten traf.

Das Timeout wirkte. Von nun an glich sich das Spielgeschehen aus, und auch die Langnauer kamen vermehrt zu Chancen. Wie bereits vier Tage zuvor in Freiburg wurden sie jedoch von einer kleinlich gepfiffenen Strafe eingebremst. Erneut zeigte auch diesmal ein Torerfolg von Gottéron in Überzahl, wohin erneut der Weg führen würde. In der 18. Minute erzielte Andrey Bykov, ideal eingesetzt von Viktor Stalberg, das wegweisende 0:2. Sebastian Schilt sass in der Kühlbox.

Bei einer Mannschaft wie den SCL Tigers muss vieles, wenn nicht sogar alles stimmen, will sie gegen andere Gegner aus der National League zum Erfolg kommen. Ist dies einmal nicht der Fall, kann es auch zu Resultaten kommen wie dem 1:8 in Genf oder eben diesem 0:5 gestern gegen die Saanestädter. Und es stimmte wirklich so einiges nicht. Immer wieder leisteten sich die Spieler leichte Fehler. Im Tennis würde man "unforced Error" dazu sagen. Dazu gehören Abspielfehler aus unbedrängter Position, unnötige Scheibenverluste, viele Strafen etc. Wenn dann noch die Spezialdisziplinen Boxplay und Powerplay nicht funktionieren, wird das Siegen nicht nur schwierig, sondern geradezu unmöglich.

Gleich drei Gegentreffer kassierten die Langnauer bei nummerischer Unterlegenheit. Wobei, entscheidenden Charakter hatte lediglich der erste. Die Tore Nr. 4 und 5 waren lediglich noch Zugaben, und wären auch als Powerplay-Treffer kaum erwähnenswert, wäre nicht bei beiden Toren ein gewisser Julien Sprunger beteiligt gewesen. Mit seinem Assist zum 0:4 und dem Tor zum 0:5 avancierte Sprunger zum Rekord-Punktesammler der Gäste. Kein anderer Spieler vor ihm hat für Gottéron soviele Punkte (Tore und Assists) gesammelt wie der Fribourger Captain. Er steht mittlerweile in seiner 19. Saison für seinen Klub, und mittlerweile hat er sich 652 Punkte gutschreiben lassen. Einen mehr als die Gottéron-Legende Slava Bykov. Dieser hatte allerdings lediglich acht Saisons Zeit dazu.

Der Faktor DiDomenico

Entscheidenden Anteil am Ausgang der Partie hatten diesmal die ausländischen Arbeitskräfte. Bei den SCL Tigers fehlte Robbie Earl. Er ist wegen einer Familienangelegenheit temporär in die USA zurückgekehrt. Während die Tiger also lediglich mit zwei Ausländern antraten, sass bei Gottéron David Desharnais als überzähliger Ausländer auf der Tribüne. Gottérons "Imports", wie die Ausländer auch genennt werden, realisierten zwei Tore und sechs Assists. Herausragend war dabei Chris DiDomenico. Der Kanadier, der letzte Saison noch für die Langnauer rockte, liess sich vier Assists gutschreiben und holte zudem die Strafe heraus, die zum 0:5 führte.

Der Gerechtigkeit halber wollen wir festhalten, dass die Emmentaler ihrem Gegner ab der 10. Minute bis hinein ins letzte Drittel Paroli boten. Das frühe Timeout zeigt nämlich zumindest vorübergehend Wirkung. Pech hatte gut eine Minute später auch Marcus Nilsson, als er mit seinem satten Handgelenkschuss nur die Latte traf. Zudem war die Strafe, die zum 0:2 führte, wie erwähnt, sehr hart gepfiffen. Wäre im Mitteldrittel der Anschlusstreffer gefallen, hätte dieser die Wende bedeuten können. Doch die Aktionen waren insgesamt zu wenig zwingend. Das Feuer fehlte irgendwie. 

Captain Pascal Berger wollte nach dem Spiel nichts von einer Berg und Talfahrt seiner Mannschaft wissen. "Wir waren bereits in Ambri nicht gut", gab er zu Protokoll. "Wir hatten da einfach viel Glück". Aber auch er sah die ungenügende Leistung seiner Mannschaft. "Wir machen einfach zu viele Fehler. Das müssen wir abstellen."

Die Niederlage muss nicht überbewertet werden, auch wenn die Leistung an diesem Abend schlicht zu schwach war, um in einen Erfolg zu führen. Mannschaften, die mangels Talent immer ans Limit gehen müssen, um zu punkten, ziehen zwischenzeitlich solche Spiele ein. Nach dem 1:8 - Debakel in Genf folgte geleich der erste Saisonsieg (3:2 n.V. gegen Ambri). Die Mannschaft von Rikard Franzén kann also reagieren. Es stehen drei weitere Heimspiele in Serie an (18.12. Davos, 19.12. Rapperswil und 22.12. ZSC Lions).

 

SCL Tigers - HC Fribouirg-Gottéron 0:5 (0:2, 0:0, 0:3)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Salonen/Staudenmann, Progin/Duarte. Tore: 7. Gunderson (DiDomenico, Schmid) 0:1. 18. Bykov (Stalberg, Rossi, Ausschluss Schilt) 0:2. 43. Herren (Schmid, DiDomenico) 0:3. 48. Brodin (Sprunger, DiDomenico, Ausschluss Bircher) 0:4. 58. Sprunger (Gunderson, DiDomenico) 0:5. Strafen: 6-mal zwei Minuten + 2-mal 10 Minuten (Berger und Blaser, beide Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers. 4-mal zwei Minuten gegen Gottéron.

SCL Tigers: Punnenovs; Schilt, Blaser; Grossniklaus, Glauser; Lardi, Huguenin; Bircher; J. Schmutz, F. Schmutz, Sturny; Nilsson, Maxwell, Weibel; Dostoinov, Berger, Neukom; Andersons, Melnalksnis, Rüegsegger; Petrini.

Gottéron: Hughes; Chacaillaz, Gudenrson; Abplanalp, Aebischer; Jecker, Sutter; Kamerzin, Bougro; Herren, Schmid, Didomenico; Stalberg, Marchon, Brodin; Mottet, Bykov, Sprunger; Jörg, Walser, Rossi.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Kuonen, Diem (beide verletzt), Zaetta, Leeger, Erni (alle krank), Salzgeber, Guggenheim (U20-Nati), Earl (abwesend), In-Albon (überzählig). Gottéron ohne Furrer (verletzt), Jobin (abwesend), Desharnais (überzähliger Ausländer). 4. Pfostenschuss Rüegsegger. 9.25: Timeout SCL Tigers. 11. Lattenschuss Nilsson. 21.49: Stalberg scheitert mit Penalty.