Niederlage im Sechspunkte-Spiel in Rapperswil:

Können sich die SCL Tigers die Pre-Playoffs bereits abschminken?

Kämpferische, aber viel zu fehlerhafte SCL Tigers beziehen in Rapperswil eine 2:4 - Niederlage. Damit wird ihre Lage hinsichtlich der Pre-Playoffs nahezu aussichtslos. Zu gefallen wussten aber die beiden Langenthaler Leihgaben Dario Kummer und Luca Christen.

Spielbericht • • von b

Die Verletztenliste der SCL Tigers ist derzeit lang. Sehr lang. Und sie umfasst wichtige Spieler. So sah sich Sportchef Marc Eichmann gezwungen, in Langenthal zwei B-Lizenzen einzulösen. Dario Kummer (26.), der kommende Captain der Oberaargauer sowie das Verteidigertalent Luca Cristen (21) verstärkten die Tiger. Das Wort "verstärkten" wurde mit Bedacht gewählt. Denn die beiden waren tatsächlich eine Bereicherung. Eine längerfristige Verpflichtung, die wohl aber nicht in Frage kommt, würde den Emmentalern gut tun. Doch Dario Kummer hat unlängst in Langenthal für drei Jahre verlängert. Besser könnte es bei Luca Christen aussehen. Marc Eichmann sagt dazu: "Christen steht noch ein Jahr in Langenthal unter Vertrag, also kommt er für uns nicht in Frage." Allerdings dürfte eine solche Vertragsituation für einen Klub aus der höchsten Liga kein besonderes Hindernis darstellen. Diese Art der Rhetorik darf nicht allzu ernst genommen werden.

Die SCL Tigers verloren am Freitag ihr offizielles Jubiläums-Spiel zum 75-jährigen Bestehen des Klubs, bzw. des Unternehmens peinlich hoch mit 4:9. Es war also Wiedergutmachung angesagt. Diese gelang nicht. Aber es fehlte nicht am Willen, sondern an der Ausführung. Der Sieg lag in Reichweite. Aber da war wie immer auch ein Weg in die Niederlage. Stehen die Langnauer am Scheideweg zu Erfolg und Misserfolg, laufen sie allzuoft in die falsche Richtung. Wobei die falsche Richtung natürlich nicht von einem einzigen Entscheid abhängig ist, sondern von einer Vielzahl immer wieder falscher Entscheidungen, Unkonzentriertheiten und Fehlern auf dem Eis.

Nur der letzte Treffer der Partie ins leere Tor fiel bei spielerischem Gleichstand. Ausgerechnet Luca Christen machte den Fehler, der Marco Lehmann die definitive Entscheidung ermöglichte (59.). Luca Christen lieferte ansonsten eine starke Leistung ab, leistete viel Eiszeit und hatte keinerlei Mühe mit dem Tempo und der Intensität in der National League. Alle fünf anderen Treffer fielen in Spezialsituationen. Und für einmal trafen die Langnauer einmal mehr als der Gegner. Die Freude darüber dürfte sich in Grenzen halten. Denn Marcus Nilsson traf in der 27. Minute bei einer Teamstrafe gegen die Lakers wegen zuvieler Spieler auf dem Eis ins eigene Tor. Die Szene war an Kuriosität kaum mehr zu überbieten. Denn zuerst verlor der Liga-Topscorer der letztjährigen Schwedischen Meisterschaft, der einen rabenschwarzen Tag einzog, den Puck in der offensiven Zone, so dass die Lakers einen Gegenangriff starten konnten. Als der Puck in der eigenen Zone wieder unter Kontrolle war, bezwang Nilsson den verdutzten Gianluca Zaetta aus spitzem Winkel zur 1:2 - Führung für die Platzherren. Dabei war nicht ersichtlich, ob es sich um einen Rückpass (aus welchem Grund auch immer dieser erfolgt sein sollte) oder um einen versprungenen Puck handelte. Nilsson wurde dabei nicht einmal gross bedrängt. Ein äusserst ärgerliches wie auch seltenes Gegentor. Gutgeschrieben wurde es Fabian Maier, der aber tatsächlich nur wenig damit zu tun hatte.

Apropoz Gianluca Zaetta. Er stand für den verletzten Ivars Punnenovs im Langnauer Tor. Und er machte seine Sache sehr gut. Vor allem in der ersten Hälfte des Mitteldrittels zeigte er mehrere Big-Saves und hielt seine Mannschaft im Spiel. An den gegentreffern, und vor allem am Eigentor von Marcus Nilsson war er absolut schuldlos. Seine Leistung hätte einen Sieg seiner Mannschaft verdient gehabt. 

Erneut war auch das Boxplay nicht berauschend. Fünf kleine Strafen mussten die Langnauer nehmen. Zwei davon nutzten die Rapperswiler aus. Wie immer fielen die Tiger dabei durch grosse Passivität im Boxplay auf. Sie stellen sich zwar immer wieder aufopferungsvoll und mutig den Schüssen entgegen und blocken auch tatsächlich viele davon, aber lassen ihren Gegner ansonsten einfach gewähren. Eine Taktik, die, wenn sie gut wäre, nicht so oft zu Gegentoren führen würde.

Neun Mal hatten die Tiger die Gelegenheit, in Überzahl zu spielen. Sie erzielten dabei zwei Treffer ins gegnerische Tor. Die Quote von 22 Prozent kann sich für einmal durchaus sehen lassen, wobei die Lakers in Unterzahl ein äusserst agressives Boxplay spielten. Der Wert ist umso erstaunlicher, weil Marcus Nilssons Lapsus im Powerplay längst nicht der einzige war. Immer wieder unterliefen den Langnauer Abspielfehler oder Unkonzentriertheiten. Aber der Ausgleich zum 1:1 war einmal mehr eine Co-Produktion der beiden Namensvettern Flavio und Julian Schmutz, und beim Ausgleich von Tim Grossniklaus zum 2:2 griff Rappi-Hüter Noel Bader mit seiner Fanghand daneben.

Fazit: Die Rapperswiler waren auch diesmal ganz bestimmt nicht der unbezwingbare Gegner. Zwar verloren die Emmentaler bereits die ersten beiden Partien gegen die Jungs vom Obersee, aber auch diese Spiele endeten äusserst knapp, einmal davon sogar erst in der Verlängerung. Schlussendlich werden es aber diese Spiele sein, die über Pre-Playoffs oder Nicht Pre-Playoffs entscheiden. Die Tiger haben mittlerweile äusserst schlechte Karten.

 

SC Rapperswil-Jona Lakers - SCL Tigers 4:2 (1:1, 1:1, 2:0)

St. Galler Kanonalbank Arena Jona, keine Zuschauer. SR: Mollard/Dipietro, Betschart/Ammann. Tore: 7. Profico (Cervenka, Ausschluss Leeger) 1:0. 16. F. Schmutz (J. Schmutz, Ausschluss Randegger) 1:1. 27. Maier (Eigentor Nilsson, Teamstrafe Lakers!) 2:1. 32. Grossniklaus (J. Schmutz, Ausschluss Rowe) 2:2. 42. Egli (Cervenka, Ausschluss Christen) 3:2. 59. (58.51) Lehmann (ins leere Tor) 4:2. Strafen: 9-mal zwei Minuten gegen die Lakers, 5-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

Lakers: Bader; Profico, Egli; Dufner, Randegger; Jelovac, Vukovic; Maier, Sataric; Cervenka, Lehmann, Clark; Eggenberger, Rowe, Moses; Wick, Dünner, Schweri; Lhotak, Wetter, Forrer.

SCL Tigers: Zaetta; Huguenin, Erni; Grossniklaus, Schilt; Christen, Leeger; Bircher, Lardi; Dostoinov, F. Schmutz, Berger; Nilsson, Maxwell, Petrini; J. Schmutz, Kummer, Sturny; Andersons, In-Albon, Rüegsegger.

Bemerkungen: Lakers ohne Nyffeler, Payr (beide verletzt). SCL Tigers ohne Punnenovs, Earl, Glauser, Blaser, Diem, Neukom, Melsnalksnis, Salzgeber, Kuonen (alle verletzt), Weibel (krank), Bieri, Guggenheim (Partnerteams). 56.30 Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 57.46 bis 58.51 ohne Torhüter.