Grün ist die schönste Farbe:

So geil !!! - Mit dem Derby-Sieg zur Playoff-Quali

Die SCL Tigers sind zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in den NLA-Playoffs. Das Team von Coach Heinz Ehlers bezwingt den SC Bern völlig verdient mit 4:2. Captain Pascal Berger: «Wir wollen mehr !!!»

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 Langnau ist ab heute wieder ein Playoff-Dorf und zudem in Feierlaune. Anders als noch 2011 wähnen sich die Spieler aber noch nicht am Ziel. Captain Pascal Berger: «Wir wollen mehr !!!» Bild: Susanne Bärtschi

 

Die SCL Tigers konnten heute die Nervosität, die sie gestern noch fast handlungsunfähig gemacht hatte, ablegen. Sie bezwingen den Kantonsrivalen SC Bern mit einer grossen Leistung völlig verdient. Die Berner haben dieses Spiel nicht weg geschenkt. Im Gegenteil: Für sie gilt, den Rhythmus für die Playoffs zu finden. Dabei konnten sie völlig ohne Druck antreten. Eine Konstellation, welche es für das unter Druck stehende Team umso schwieriger macht. Doch die Langnauer lösen die Aufgabe mit Bravour. Grossartig war auch die Unterstützung von den Rängen.

Die SCL Tigers wurden von ihren Fans mit grosser Leidenschaft unterstützt. Nach gewonnenem Spiel wurde die Mannschaft tüchtig gefeiert. Bild: Susanne Bärtschi

 

Wie verdient diese Qualifikation für die Playoffs ist, zeigt auch die erfreuliche Tatsache, dass die SCL Tigers in dieser Saison nie auf einem Rang unter dem Strich klassiert waren. Sie verloren bis fast zuletzt nie mehr als zwei Spiele hintereinander und erst ganz zuletzt, als eben tatsächlich doch noch Nervosität einkehrte, folgte noch eine Serie von vier Niederlagen. Insgesamt zeigten die Tiger damit eine eindrückliche Konstanz, mit welcher vor der Saison nicht gerechnet werden konnte.

Es mag manchmal fast ein wenig unverständlich erscheinen, dass eine Mannschaft, wie an diesem Wochenende die SCL Tigers, zuerst gegen den Tabellenletzten kläglich verlieren und am Tag darauf den Qualisieger verdient schlagen. Doch Raphael Kuonen erklärte dies so: «Gestern waren wir viel zu nervös. Heute war es in erster Linie ein Derby. Wir wussten, dass es gegen eine Top-Mannschaft geht, und dass wir eine entsprechende Leistung bringen müssen. Dies ist uns gelungen.» Etwas ausführlicher erklärt heisst dies: Gegen Raperswil hatten die Langnauer zuvor in fünf Meisterschaftsspielen fünf Mal gewonnen und traten als haushoher Favorit an. Ein Chronist, dessen Name uns allen immer wieder entfällt, schrieb auf dem Internetportal watson.ch einen Artikel mit dem Titel: Wer die Lakers nicht schlägt, ist die Playoffs nicht wärt. Ob dieser Artikel gelesen wurde oder nicht, ist nicht bekannt. Aber solche Einschätzungen sind nicht nur in den Köpfen von Chronisten, sondern irgendwie in uns allen drin. Das heisst, alle erwarten einen Sieg gegen die Rapperswiler, für die es derzeit um wenig geht. Es ist auch kein Derby, vor dem immer beide Mannschaften etwas nervös sind. Und für die eine Mannschaft - in deisem Fall die SCL Tigers - geht es um alles. Jetzt, in diesem Moment, kann alles klar gemacht werden. Ob man danach eines der beiden noch ausstehenden schweren Spiele gewinnt, ist völlig offen. An dieser Ausgangslage zu scheitern, ist gar nicht so selten.

Heute waren jedoch die Berner der Favorit. Zumal die Langnauer ja tags zuvor kein Bein vors andere gebracht hatten. Und es war eben ein Derby, bei welchem immer andere Gesetze herrschen. Deshalb konnten die Tiger heute ihre Nervosität weitgehend ablegen und ein grosses Spiel zeigen, in welchem sie nie in Rücklage gerieten. Am Schluss stehen verdientermassen der Sieg und die Playoff-Qualifikation.

Samuel Erni (23. Minute zum 1:0), Raphael Kuonen (43. Minute zum 2:1) und zwei Mal Eero Elo (57. Minute zum 3:1 und 60. Minute zum 4:1) waren die Langnauer Torschützen. Eric-Ray Blum (34.) und Zach Boychuck (50.) glichen für die Berner zwei Mal aus. Die Entscheidung fiel somit erst in den Schlussminuten. Die Fans mussten sich also lange gedulden, denn das Spiel stand auf Messers Scheide. 

Die SCL Tigers haben diesen Sieg sicherlich nicht gestohlen. Der SC Bern schoss zwar mehr als die Langnauer (26:32 Torschüsse) und hatte zumindest gefühlt mehr Spielanteile. Aber die Tiger hatten die besseren Torchancen. Eine ganz grosse Möglichkeit vergibt im zweiten Drittel Langnaus Kanadier Aaron Gagnon nach einem Zuspiel von Alexei Dostoinov. Bild: Susanne Bärtschi.

Die Tabelle, in welcher auch die SCL Tigers mit der wunderschönen, grünen Farbe eingefärbt sind zeigt, dass es am kommenden Montag zwei Finalspiele geben wird. Das eine findet in Genf statt. Dort empfängt Chris McSorleys Genf-Servette im Rennen um den letzten noch offenen Playoff-Rang die ZSC Lions, welche unter Coach Arno Del Curto tatsächlich die Playoffs verpassen könnten. Der andere Final findet in Langnau statt. Die Tiger empfangen den HC Lausanne. Bei einem Sieg nach 60 Minuten sichern sich die Langnauer sogar noch den Heimvorteil im Playoff-Viertelfinal. Und sollte der EHC Biel sein letztes Spiel verlieren, liegt für die Emmentaler sogar noch der dritte Schluussrang nach der Qualifikation drinn.

Klar ist bereits, dass die Langnauer nicht mehr auf die Ränge sieben oder acht zurückfallen können. Sie werden also im Viertelfinale bestimmt weder auf den SC Bern noch auf den EV Zug treffen, sondern entweder auf Biel, Lausanne oder Ambri. Gegen alle drei Teams bestehen gute Halbfinal-Chancen

Deshalb dürften die Fans den Satz, den Pascal Berger ins Stadion-Mikrophon sagte, gerne gehört haben. Er sagte: «Wir sind noch nicht am Ziel. Wir wollen mehr.» Und in den Katakomben des Ilfisstadions sagte er zu den Chroniisten: «In den Playoffs ist alles möglich.»

Wir freuen uns darauf.

 

SCL Tigers - SC Bern 4:2 (0:0, 1:1, 3:1)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Wiegand/Müller, Obwegeser/Altmann. Tore: 23. Erni (Dostoinov) 1:0. 34. Blum 1:1. 43. Kuonen (Huguenin) 2:1. 50. Boychuck (Blum, Ausschluss Ciaccio) 2:2. 57. Elo (Dostoinov) 3:2. 60. (59.18) Elo (ins leere Tor) 4:2. Strafen: 3-mal zwei Minuten + 1-mal zehn Minuten + 1-mal Spieldauerdisziplinarstrafe (DiDomenico, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten + 1-mal zehn Minuten (Arcobello, unsp. verhalten) gegen den SC Bern.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau; Randegger; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, P. Berger, DiDomenico; Neukom, Diem, Kuonen; N. Berger, Gustafsson, Rüegsegger; Gerber.

SC Bern: Genoni; Almquist, Burren; Blum, Krueger; B. Gerber, Andersson; Kamerzin; Moser, Arcobello, Ruefenacht; Kämpf, Mursak, Boychuck; Scherwey, Haas, Bieber; A. Berger, Heim, Sciaroni; Grassi.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Punnenovs, Johansson, Blaser, Nüssli, Peter 8alle verletzt) Giliati, Kindschi, Melnalksnis (alle überzählig. SC Bern ohne Ebbett, Untersander (beide verletzt. SC Bern von 58.12 bis 59.18 ohne Torhüter