Welche Rolle spielen die SCL Tigers:

Statisten oder Spielverderber bei Del Curtos Inthronisierung?

Nach seiner Ernennung als Headcoach bestreitet Arno Del Curto an diesem Wochenende die ersten beiden Spiele mit den ZSC Lions. Ausgerechnet gegen die SCL Tigers, die gegen die Zürcher in dieser Saison immer gut ausgesehen haben.

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Unter Inthronisierung versteht man die Zeremonie, mit welcher ein Monarch in sein Amt eingeführt wird. Er steigt auf den Thron. Hier sehen wir bereits, dass die Bezeichnung "Inthronisierung" in diesem Fall nicht ganz passt. Denn normalerweise ist ein Monarch das Oberhaupt im Staat, oder hat, wie in einigen Monarchien, lediglich eine repräsentative Rolle. Beides stimmt für Arno Del Curto bei den ZSC Lions nicht. Seine Rolle bei den Zürchern ist keinesfalls nur repräsentativ. Trotzdem steht er "nur" an der Spitze der Mannschaft, und nicht - wie zuvor beim HC Davos - quasi an der Spitze der Organisation. Über ihm stehen Sportchef Sven Leuenberger und CEO Peter Zahner. Ein Umstand, mit welchem die meisten Coachs im Mannschaftssport (nicht nur im Eishockey) zurecht kommen müssen. Also an sich nicht Ungewöhnliches. Aber für Arno Del Curto galt dies eben in den letzten 22 Jahren nicht.

Arno Del Curto konnte in Davos quasi schalten und walten, wie er wollte. Und ihm stand meistens viel Geld zur Verfügung. Sechs Titel holte er mit den Bündnern in dieser Zeit. Oft werden auch noch die "Titel" beim Spengler Cup hinzu gezählt. Wir verzichten jedoch darauf, dem gut vermarkteten Grümpelturnier irgendwelchen sportlichen Wert zuzugestehen.

Nun gut: jetzt steht also Arno Del Curto nach seinem Abgang in Davos neu bei den Zürchern an der Bande. Und das Medieninteresse dürfte riesig sein. Wie bei einer Inthronisierung eben. Immerhin wurde ja Arno von der Presse immer als Übertrainer präsentiert. ADC hier, ADC da, ADC überall. Und tatsächlich: die Erfolge dürfen wir nicht einfach übersehen. Sie sind auch unter den Umständen, wie Arno Del Curto sie in Davos vorfand, nicht selbstverständlich. Aber wenn wir bedenken, was Tigers-Coach Heinz Ehlers im Emmental mit sehr viel weniger Geld und nicht ganz so viel Allmacht vollbringt, wäre es ihm eigentlich zu gönnen, einmal für ein paar Saisons so schalten und walten zu können wie Arno Del Curto in Davos.

Wenn Arno Del Curto in Zürich scheitert, könnten viele Journalisten versucht sein, dies mit seinem Alter zu begründen der mit dem Umstand, dass er zwischen den Engagements in Davos und Zürich zu wenig Zeit habe verstreichen lassen. Immerhin wirkte Arno in seiner letzten Zeit in Davos oft etwas ratlos und fast ein wenig ausgebrannt. Aber es könnte auch sein, dass das "Denkmal" Arno Del Curto, welches derzeit noch nationale Ausstrahlung hat, in Mitleidenschaft gezogen wird. Arno ist an die Stätte zurück gekehrt, an welcher er in der ersten Hälfte der 1990er Jahre schon einmal war, mit den Zürchern in einer heroischen Serie im Viertelfinal der Playoffs den damals grossen HC Lugano eliminierte, letztendlich aber doch entlassen wurde. Arno Del Curto entlassen? Ja, auch dies ist einmal gechehen.

Arno Del Curto wird in Zürich beweisen müssen, ob er auch mit Umständen erfolgreich sein kann, wie sie andere (scheinbar gewöhnliche) Trainer vorfinden. Immerhin darf er dies mit dem wohl besten Kader der Liga versuchen. So viel Potential hat es in keiner anderen Mannschaft der National League. Etwas Vorteil muss schliesslich sein.

Doch die Barone von Zürich gelten als schwer führbar, wenn es nicht gerade in den Playoffs ums Weiterkommen und um den Titel geht. Eine gewisse Wichtigkeit kommt deshalb den beiden ersten Spielen nach Del Curtos Amtsantritt gegen die SCL Tigers zu. Zu erwarten ist eine volle Ilfishalle. Und natürlich: Für die meisten Zuschauer in der Halle sind die SCL Tigers die Helden. Doch für die nationalen Medien sind sie in diesen beiden Spielen nur Statisten. Ausser sie werden zum Spielverderber.

Nach schlechten Leistungen zeigten die Tiger in dieser Saison immer eine Reaktion. Das Spiel in Lausanne war mit Ausnahme der Startminuten miserabel. Eine Reaktion ist deshalb - wie immer - fällig. Die ZSC Lions und Arno Del Curto müssen sich auf harten Widerstand gefasst machen. Sie treffen auf eine Mannschaft mit intaktem Selbstvertrauen. Und in Langnau weiss jeder um die bevorstehende Aufgabe. In den ersten Spielen unter einem neuen Coach will sich jeder Spieler in das bestmögliche Licht stellen. Dies ist auch bei den Baronen von Zürich nicht anders. Die Langnauer brauchen also eine aussergewöhnliche Leistung, um in diesen beiden Partien (oder in einer der beiden) zu punkten. Aber in dieser Saison scheint rein gar nichts unmöglich. Und immerhin. in den drei ersten Meisterschaftspartien gewannen die Langnauer zwei Mal deutlich (jeweils 4:1) und verloren das dritte Mal lediglich in nach Penaltyschiessen. Auch im Cup gewannen die Tiger.

Auch wenn es für die nationalen Medien heute nur um die ZSC Lions geht: die Emmentaler sind auch noch da. Und wer weiss, vielleicht geht es ja heute und morgen Abend mehr um die SCL Tigers, als viele jetzt denken. Hopp Langnou !!!