Knapp, aber nicht unverdient:

Tessiner Leidenschaft schlägt Emmentaler Kampfgeist

Die SCL Tigers verlieren erstmal in dieser Saison gegen Ambri. In einem Spiel, welches von Kampfgeist und Leidenschaft, aber nicht von hohem spielerischen Gehalt geprägt ist, obsiegen die Leventiener in der Verlängerung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier wird Ambri-Hüter Damiano Ciaccio für eimal heftig bedrängt. Bild: Marcel Bieri

 

In der letzten Saison bildeten sie noch das Torhüter-Duo in Langnau: Ambris Damiano Ciaccio und Tigers-Hüter Ivars Punnenovs. Beim ersten Zusammentreffen der beiden Mannschaften in der Ilfishalle kam es noch nicht zum Duell der beiden früheren Teamkollegen. Punnenovs war damals noch verletzt und wurde durch seinen Backup Gianluca Zaetta ersetzt. Ciaccio war nur als Ersatz auf dem Matchblatt. Die Partie ging damals ebenfalls in die Verlängerung, in welcher schliesslich die Emmentlaer obsiegten. Es war der erste Saisonsieg der Langnauer und der bisher einzige Sieg des jungen Zaetta in der National League.

Nun kam es also zu einer Premiere in der Ilfishalle. Ivars Punnenovs wurde von Damiano Ciaccio erstmals an dessen alter Wirkungsstätte herausgefordert. Zwar kam es in der Valascia, der Heimstätte von Ambri, am 13. Dezember bereits zu einer Begegnung der beiden, damals mit dem besseren Ende für Punnenovs, denn seine Tiger siegten mit 3:0. Heute also die Revanche. Diese gelang Ciaccio, obwohl auch Punnenovs seine Sache gut gemacht hatte. Bei den drei in dieser Partie gefallenen Toren waren die beiden Torhüter absolut chancenlos.

Sowohl die SCL Tigers wie auch der HC Ambri-Piotta bestechen in dieser Saison in erster Linie durch ihren Kampfgeist und ihre Leidenschaft. Viel mehr haben sie - selbstverständlich nur im Vergleich zu den andern Mannschaften der National League - derzeit nicht zu bieten, zumal auf Seiten von Ambri auch noch Topscorer Julius Nättinen und Matt D'Agostini verletzungshalber fehlen. Ambri brachte es bisher in 29 Partien auf 60 Tore, was einem Schnitt von ganz knapp über zwei entspricht. Sogar noch etwas schlechter die Tiger, die es bei 52 Treffern aus 27 Spielen nicht einmal auf ganz auf zwei Tore pro Spiel bringen. Viel zu wenig, um regelmässig Punkte einzufahren. Als Ambris Diego Kostner die Scheibe auf Zuspiel von Brian Flynn völlig unbedrängt zum 0:1 ins Langnauer Tor hämmerte (23.), war dies der erste Treffer nach 150 torlosen Minuten für die Nordtessiner. Und den Ausgleichstreffer von Anthony Huguenin mit eingerechnet - er trifft mit seinem Schuss von der blauen Linie haargenau in die nähere Torecke (55.), wobei Damiano Ciaccio die sicht verdeckt war - haben die SCL Tigers in den letzten 180 Minuten genau zwei Tore erzielt. Offensive Produktivität sieht anders aus. Dass sich die Tiger damit zumindest einen Punkt ergatterten, ist allerdings auch eine Form von Effizienz.

Wenn ich einem Spielbericht viel über das Duell von zwei ehemaligen Teamkollegen und kaum weniger über die Torproduktion der beiden Mannschaften geschrieben wird als über das Spielgeschehen, dann ist dies kein gutes Zeichen für den Unterhaltungswert der Partie, um die es geht. Und genau so war es. Das Spiel war gekennzeichnet durch viele Fehlpässe, und der direkte Zug aufs Tor wurde meistens schmerzlich vermisst. Vieles spielte sich in den Spielfeldecken ab, also dort, wo nie Torgefahr entstehen kann. Aber an Kampfgeist und Leidenschaft liessen es die beiden Mannschaften bestimmt nicht fehlen. Es wurde gerannt und gestört und gekämpft, was das Zeug hielt. Aber eben: sobald die Scheibe erobert wurde, wurde sie auch bereits wieder verloren. Zwei Highlight gab es aus Sicht der Langnauer nebst dem sehenswerten Ausgleichstreffer: In der 10. Minute setzt Alexei Dostoinov zu einem sehenswerten Sololauf an. Er kommt auch zum Abschluss, sieht aber diesen von Damiano Ciaccio pariert. Und in der 45. Minute pfeffert Sebastian Schilt die Scheibe per Onetimer an den Pfosten des Ambri-Tores. Millimeter fehlten also zu diesem Zeitpunkt zum Ausgleich, der dann aber doch noch fiel.

Die Verlängerung dauerte jedoch gerade mal 27 Sekunden. Diego Kostner, bereits Schütze des ersten Treffers, enteilte der Langnauer Hintermannschaft und markierte den Siegreffer für Ambri. Die Leventiener verdienten sich den Sieg, obwohl die Tiger deutlich mehr dafür taten. aber wann immer es darum ging, waren die Spieler des HC Ambri-Piotta einen Tick reaktionsschneller und auch etwas schneller auf den Beinen. Sie wirkten vor dem gegnerischen Tor auch etwas gefählicher als die Langnauer. Und sie hatten mit Diego Kostner den Akteur in ihren Reihen, der diesmal den Unterschied ausmachte.

SCL Tigers - HC Ambri-Piotta 1:2 n.V. (0:0, 0:1, 1:0)

Ilfishalle, keine Zuschauer. SR: Fluri/Staudenmann, Altmann/Stalder. Tore: 23. Kostner (Flynn, Horansky) 0:1. 55. Huguenin (Maxwell, Sturny) 1:1. 61. (60.27) Kostner (Fora) 1:2. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten gegen Ambri.

SCL Tigers: Punnenovs; Blaser, Schilt; Lardi, Leeger; Hugunin, Erni; Grossniklaus; J. Schmutz, F. Schmutz, Weibel; Nilsson, Maxwell, Petrini; Dostoinov, Berger, Neukom; Andersons, In-Albon, Struny; Salzgeber.

Ambri: Ciaccio; Ngoy, Fora; Fischer, Forler; Z. Dotti, Hächler; Pezzullo, Pinana; Zwerger, Müller, Rohrbach; Horansky, Kostner, Flynn; Neuenschwander, Novotny, Dal Pian; Grassi, Goi, Trisconi

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Earl, Kuonen, Diem, Glauser (alle verletzt), Melnalksnis, Bircher (beide überzählig), Rüegsegger, Stettler, Guggenheim (Partnerteams). Ambri ohne Conz, Nättinen, I. Dotti, Kneubuehler, Bianchi, Mazzolini, D'Agostini, Incir. 45. Pfostenschuss Schilt.