Eine negative Meldung jagt die andere:

Was ist los bei den SCL Tigers?

Chris DiDomenico wird per sofort freigestellt. Für sich allein ist diese Meldung nicht beunruhigend. Denn sie lässt sich begründen. Die Häufung der zuletzt bekannt gegebenen negativen Meldungen bereitet Sorgen!

Blog • • von Bruno Wüthrich

Die Massnahme überrascht nicht einmal sonderlich. Chris DiDomenicos Freistellung zeichnete sich ab. Die Leistungen des Kanadiers waren zuletzt nicht mehr genügend. Der Disput mit den gegnerischen Fans schien zuweilen wichtiger als die Leistung auf dem Eis für die Langnauer. «DiDo» war nur noch ein Schatten seiner selbst. Gross war zuletzt lediglich noch sein Ego. Gemäss einer sicheren Quelle, die nicht genannt sein will, hat sich dies auch im Training gezeigt. Es soll zum heftigen Disput zwischen Ehlers, der möglichst alle Spiele der Klassierungsrunde gewinnen möchte und deshalb volle Konzentration und harte Arbeit in den Trainings fordert, und Chris DiDomenico gekommen sein. Dieser Disput sei letztlich entscheidend gewesen für die Freistellung des ehemaligen Leitwolfes.

Auch der Zeitpunkt der Freistellung ist gar nicht schlecht gewählt, wobei der Ausdruck «gewählt» wohl falsch gewählt sein dürfte. Derzeit ruht wegen des Corona-Virus’ die Meisterschaft bis mindestens zum 17. März. Es bleibt also Zeit für die Mannschaft, die Meldung zu verdauen und sich zu finden. Der Sieg gegen den EHC Biel kam ohne Mitwirkung von DiDomenico zustande. Die SCL Tigers verfügen nachwievor über fünf spielfähige Ausländer, von denen jeweils lediglich vier spielen können. Vor allem Ben Maxwell und Eero Elo zeigten sich zuletzt in guter Form. Die Sorgen von Coach Heinz Ehlers wegen seinen Ausländern dürften sich in Grenzen halten.

Aber trotzdem beginnen die zuletzt ständigen negativen Schlagzeilen rund um die SCL Tigers langsam Sorgen zu bereiten. Für viel Kritik sorgte das Interview, das Sportchef Marco Bayer im Dezember der Berner Zeitung gegeben hatte. Er stellte dabei in den Raum, dass sich Chris DiDomenico anstrengen müsse, wenn er wolle, das sein Vertrag verlängert werden.

Mit Verlaub: An diesem Interview gibt es nichts zu kritisieren. Diese Aussage muss ein Sportchef machen dürfen. Das gehört zu diesem Sport, vor allem bei einem Spieler mit dem Status von «DiDo». Allerdings lief danach in dieser Causa einiges schief und die Nachricht vom Wechsel von DiDomenico zu Gottéron liess nicht lange auf sich warten.

Kurz darauf war Damiano Ciaccio unzufrieden. Der Playoff-Held der letzten Saison kam in der aktuellen Spielzeit kaum zu Einsätzen und war zudem der statistisch schlechteste Torwart der Liga. Derweil spielte sein Konkurrent Ivars Punnenovs gross auf. Logisch, dass unter diesen Umständen die Nr. 2 nicht viel spielen konnte. Wie wichtig jedoch Ciaccio sein kann, bewies er, als sich Punnenovs erneut verletzte. In der Zeit, als Ciaccio den Atem seines Konkurrenten nicht im Nacken spürte, wurde er beinahe wieder der «Alte». Obwohl aber Ciaccio noch einen Vertrag für die nächste Saison gehabt hätte, liessen ihn die SCL Tigers zum Ligakonkurrenten Ambri ziehen, wo er hinter Langnaus Playoffheld von 2011, Benjamin Conz, die neue Nr. 2 der Leventiner sein wird.

Schon länger hielt sich das Gerücht, dass Heinz Ehlers in Langnau nicht mehr glücklich sei und die Emmentaler deshalb verlassen wolle. Die Bestätigung hierfür folgte in den letzten Tagen. Auch Ehlers hätte noch einen Vertrag für die nächste Saison. Auch ihm gab man das OK für die Vertragsauflösung. Ehlers war für die SCL Tigers ein Glücksfall, weil es ihm gelang, aus insgesamt wenig Potential das Maximum herauszuholen. Nun geht also auch er vorzeitig. Je nachdem, auf wen die Wahl für Ehlers Nachfolge fällt, muss bei den SCL Tigers ein Wechsel in der Philosophie anstehen.

Und nun also die sofortige Freistellung von «DiDo». In Kürze folgen die wichtigsten Partien der Saison. Falls Chris Didomenico nur noch ein Störefried war, führte an diesem Entscheid kein Weg vorbei. Falls aber der Kanadier, wie zuletzt über diverse Kanäle zu erfahren war, innerhalb der Mannschaft beliebt war, sind auch Probleme vorstllbar.

Wie dem auch sei: Der Zeitpunkt, in welchem ein Spieler wie Chris DiDomenco es auf einen Machtkampf ankommen lassen könnte, war definitiv falsch gewählt. In der Situation, in welcher die SCL Tigers derzeit stecken, braucht es unbedingte Loyalität für das Unternehmen, die ganze Mannschaft und den Coach. Als Spieler, der in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein wird und der zuletzt bescheidene Leistungen zeigte, musste DiDomenico diesen Kampf verlieren. Nach der Eskalation im Training hätte jeder andere Entscheid direkt in den Abstieg geführt.

Chris DiDomenico wird in Langnau als zwiespältige Persönlichkeit in Erinnerung bleiben. Grossartigen Leistungen stehen – vor allem nach Spengler Cup – Teilnahmen – immer auch spielerische Flauten und – eben – zwei unrühmliche Abgänge gegenüber. Wir wünschen dem Kanadier bei seinem neuen Arbeitgeber alles Gute. Die Rolle der unbestrittenen Leaderfigur, wie er sie zum Teil in Langnau inne hatte, wird ihm in Fribourg wohl versagt bleiben. Das Potential der Mannschaft ist ein ganz anderes als in Langau, auch wenn dies Gottéron in dieser Saison nur selten unter Beweis stellen konnte.