Presseschau ohne Berner Zeitung:

Weshalb die Berner Zeitung in der FANTIGER-Presseschau fast nicht vorkommt

Selten ist eine Presseschau rund um die SCL Tigers so interessant wie unmittelbar vor der Saison. Doch momentan findet die grösste Berner Tageszeitung bei FANTIGER-online fast nicht statt.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Blick-online, 20 Minuten-online, Watson, aber auch die Wochen-Zeitung aus Langnau, - sie alle tauchten zuletzt in der Presseschau von FANTIGER-online auf. Doch ausgerechnet die BZ fehlt meistens in unserer Umschau.

Dies liegt in erster Linie daran, dass die Leserschaft bei dieser Zeitung für den Konsum des Lesestoffs bezahlen muss, sofern es sich um recherchierte Hintergrundsberichte oder Interviews mit Funktionären, Trainern oder Spielern handelt. Einzig die Spielberichte und die Medienmitteilungen werden frei zugänglich gemacht. So weit, so gut und auch logisch. Denn wo die Werbeeinnahmen nicht reichen, müssen es die Abo-Gebühren richten, wenn man journalistisch gut recherchierte und aufbereitete Inhalte lesen möchte. Denn gute Journalisten arbeiten nicht gratis.

Doch es gibt zwei Probleme: Einerseits kommt der geneigte Leser heute problemlos gratis an Inhalte heran. Man muss nicht die Berner Zeitung lesen, wenn man etwas über die SCL Tigers erfahren möchte. Und wir können und wollen in unserer FANTIGER-Presseschau nicht auf Artikel verlinken, für welche die Leser bezahlen müssen. Wir bieten mit unserer Presseschau einen Service für unsere Leser. Aber wir machen keine Gratiswerbung für Bezahlinhalte.

Wer Tigers lesen will, muss bezahlen

Wir leben in der Zeit der Digitalisierung und Algorythmen. Wenn es um personalisierte Werbung geht, stören sich die meisten Leute nicht daran, obwohl... - aber lassen wir das. Störend wird es aber, wenn Algorithmen zu unseren Ungunsten eingesetzt werden. Anhand der Klicks ist für einen Anbieter schnell erkennbar, für welche Inhalte wir uns interessieren. So werden Fans der SCL Tigers schnell mal als solche erkannt und werden alsdann zur Kasse gebeten. Und zwar immer dann, wenn sie einen Artikel über ihren Lieblingsklub lesen wollen. Die Artikel über alle andern Vereine sind und bleiben meistens frei zugänglich.

Die BZ ist heute Teil der TA-Medien mit Sitz in Zürich. Im Sport und speziell im Eishockey bedeutet dies, dass die Leserschaft über das Internetportal der BZ nicht nur mit Inhalten über die Berner Klubs, sondern auch mit Artikeln über die ZSC Lions, die Lakers und den HC Davos bedient wird. Für die User bedeutet dies ein Mehrwert, wenn auch mit dem Wermutstropfen, dass ausgerechnet die Berichte über den eigenen Verein bezahlpflichtig sind. Doch wer bezahlt heute für Inhalte, wenn er so viel Lesestoff gratis haben kann? Zumal die Kosten die zum Teil schmalen Budgets erheblich belasten. Weil aber auch die Gratismedien von Zürich dominiert werden, kann ein Nicht-Konsum von Artikeln aus der BZ zu einer Verschiebung der Wahrnehmung über die Wichtigkeit der verschiedenen Sport-Unternehmen führen. Ein Medienpartner sollte – eigentlich – anders funktionieren. Deshalb müssten die Algorithmen – im Sinne der Partnerschaft – dafür sorgen, dass die Artikel über die SCL Tigers für die Langnau-Fans gratis sind, während alle andern bezahlpflichtig werden. Nur so sorgt eine Zeitung oder ein Portal  dafür, dass der Partner korrekt behandelt wird.

Hauptsponsor konnte nicht ersetzt werden

Die SCL Tigers verloren in diesem Sommer mit der Firma Doetsch-Grether einen ihrer Hauptsponsoren. Eigentlich sollte sollte es doch möglich sein, nach einer sportlich überaus erfolgreichen Saison im Sponsoring vorwärts zu machen. Aber bei den Langnauern ist das genaue Gegenteil geschehen. Statt mehr Einnahmen aus dem Sponsoring sind es nun weniger. An der Generalversammlung der SCL Tigers wurde bekannt gegeben, dass der Abgang von Doetsch-Grether nicht vollständig ersetzt werden konnte. Das ist schade.

Es wäre jedoch fatal, hier einen grösseren Zusammenhang mit der Berner Zeitung herstellen zu wollen. Dass die Medienpartnerschaft zwischen der Berner Zeitung und den SCL Tigers für Letztere nicht ganz aufgeht, ist aber trotzdem ein kleiner Teil von dem, was beim Langnauer Eishockey-Unternehmen bezüglich Öffentlichkeitsarbeit nicht ganz optimal läuft.

Die SCL Tigers spielen auf der gleichen Bühne wie die ZSC Lions, der HC Davos oder der SC Bern. Seit der Übernahme durch Peter Jakob und seine Verwaltungsrats-Crew gedeihen die Emmentaler immer mehr zu einer nicht nur bekannten, sondern auch als sehr seriös wahrgenommenen Marke. Sponsoren müssen heute nicht mehr – wie dies früher der Fall war - Finanzlöcher stopfen. Sponsorings bewirken in Langnau längst ein Vorwärtskommen im sportlichen Bereich. Dies ist nur möglich, weil in Langnau seriös, gewissenhaft und klug gearbeitet wird. Doch dies müsste sich doch eigentlich besser verkaufen lassen. Müsste man meinen! Zumal sich ja der sportliche Erfolg inzwischen eingestellt hat.

Medien-Paranoia“ und „Marketing der Bescheidenheit“

Lange Zeit wagte man es in Langnau nicht, die Playoffs als Saisonziel anzugeben. Zu gross schien die Gefahr, dieses Ziel zu verpassen. Zu gross die Angst, sich danach rechtfertigen zu müssen. Zu wichtig schien und scheint es immer noch, möglichst bescheiden aufzutreten. Erst der ehemalige Spieler und Sportchef Jörg Reber wagte es, vor Publikum die an sich selbstverständliche minimale Zielsetzung „Playoffs“ endlich mal zu formulieren. Und siehe da: obwohl die Zielsetzung auch unter ihm verpasst wurde, erfreut sich Jörg Reber immer noch bester Gesundheit. Niemand hat ihn deshalb angefeindet.

Trotzdem wurde Peter Müller an der HV des Fanclub SCL Tigers – als er die Playoffs mit aller Vorsicht als Ziel auch für diese Saison bestätigte – nicht müde, eindringlich darauf hinzuweisen, wie schwierig es doch sei, unter die ersten Acht zu kommen. Die Angst, sich hinterher rechtfertigen zu müssen, scheint beim Tigers-Geschäftsführer immer noch nicht ganz verflogen zu sein.

Auch die Angst vor negativen Presseberichten ist in Langnau riesig. Es scheint, als würde man lieber auf Medienpräsenz verzichten als Gefahr zu laufen, mit einem negativen Artikel behelligt zu werden. Doch fragt man bei Marc Lüthi, dem CEO und Mitbesitzer des SC Bern nach, tönt es so: «Jeder Bericht in der Presse, egal ob negativ oder positiv, ist, solange er nicht unter die Gürtellinie geht, beste Werbung für das nächste Heimspiel.» Selbstredend, dass der erfolgreichste Vermarkter im Schweizer Eishockey damit nicht nur die Spiele meint, sondern auch alle andern Aktivitäten rund um das Marketing seines Unternehmens. Ebenfalls selbstredend, dass das, was für den Stadtklub gilt, in der Tendenz auch für den Landklub nicht völlig falsch sein kann.

Kann Bescheidenheit falsch sein?

Die Frage, ob Bescheidenheit falsch sein kann, ist nicht einfach zu beantworten. Am ehesten müsste hier ein glasklares „Jein“ stehen. Bescheidenheit wird auch heute noch als sehr sympathisch empfunden und gerade in unseren von Egoismus und Selbstdarstellung geprägten Zeiten wirkt sie äusserst angenehm. Aber sie ist unsexy geworden. Bescheidenheit und Sexyness gehen im Sport nur verkaufswirksam zusammen, wenn der Erfolg stimmt. Das Tiefstapeln von Arno Del Curto, als er noch als Trainer beim HC Davos amtete, war Kult. Der HCD konnte sich trotzdem erfolgreich verkaufen, weil alle wussten, dass die Steinböcke sowieso wieder weit vorne in der Tabelle auftauchen würden. Aber wo der Erfolg nicht selbstverständlich ist, muss man ihn wollen. Und man muss auch kommunizieren, dass man Erfolg haben will. Und weil immer auch ein Misserfolg möglich ist, darf es kein Problem sein, sich danach dem Publikum, den Medien und den enttäuschten Sponsoren zu stellen. Im Gegenteil: Dieses „Sich stellen“ ist immer eine gute Chance, bereits an der Vermarktung der nächsten Saison zu arbeiten.

Keine Angst vor den eigenen Ansprüchen

Niemand wird in Langnau so vermessen sein, den Meistertitel, die Finalteilnahme oder den Qualifikationssieg als Zielsetzung zu nennen. Solche Zielsetzungen sind selbst dann überrissen, wenn sie als machbar erscheinen. Es macht keinen Sinn, unnötig viel selbst auferlegten Druck aufzubauen. Aber der Anspruch, die Playoffs zu erreichen, muss ohne Wenn und Aber und auch ohne Angst vor Rechtfertigung vorhanden sein. Das Ziel Ligaerhalt ist nämlich selbstredend und wird bei einer Qualifikation für die Playoffs automatisch erreicht.

Medienpartnerschaft ist Interessensvertretung

Und nun nochmals zurück zur Berner Zeitung: Die Motivation, sich für redaktionelle Inhalte bezahlen zu lassen, ist verständlich. Doch eine Zeitung wird einer Medienpartnerschaft nicht gerecht, wenn sie die Fans ihres Partners für den Konsum der Artikel ihres Klubs bezahlen lassen, die Artikel über andere Vereine aber grösstenteils frei zugänglich machen. Auch hier müssten die SCL Tigers ihre Ansprüche geltend machen. Ihre Interessen werden in einer solchen Partnerschaft nicht genügend vertreten.

Selbstverständlich werden wir weiterhin auch in der Berner Zeitung nach interessanten Artikeln, die frei zugänglich sind, Ausschau halten und diese allenfalls verlinken. Es lohnt sich aber auch so, immer wieder mal in unsere Presseschau rein zu klicken.