Zweites Eisfeld:
Weshalb Peter Jakob jetzt nicht umfallen darf
Es kommt Bewegung die die Angelegenheit "zweites Eisfeld" in Langnau. Peter Jakob möchte im Sommer starten. Verwaltungsratskollege Käru Brügger ist dagegen. Jetzt soll eine Kostenrechnung darüber entscheiden, ob gebaut wird oder nicht. Eine Auslegung.
Seit Jahren bemühen sich die SCL Tigers und ihr VR-Präsident Peter Jakob um den Bau des zweiten Eisfeldes. Ein Artikel von Klaus Zaugg auf dem Internetportal "Watson" deckte nun auf, dass innerhalb des Verwaltungsrates diesbezügliche Unstimmigkeiten aufgetreten sein sollen. Peter Jakob soll seinen Verbleib oder Rückzug von dieser Frage abhängig gemacht haben. Doch Verwaltungsratskollege Käru Brügger ist damit nicht einverstanden. Eine Vollkostenrechnung soll nun darüber entscheiden, ob die SCL Tigers sich das zweite Eisfeld überhaupt leisten können. Dabei geht es nicht um die Finanzierung für den Bau, sondern ausschliesslich um den Betrieb danach. Denn auch dieser kostet. Gerechnet wird mit mindestens 500 000 Fraken pro Saison. Dieses Geld müsste ja dann von irgendwo her kommen.
Ein kleiner Einschub: Seit Jahren kämpfen die SCL Tigers nun um dieses zweite Eisfeld. Mal geht es um die Finanzierung, mal geht es darum, dass die Bauern auf den Standort verzichten und umziehen müssen, mal geht es um Einsprachen gegen das Bauvorhaben. Die Einsprachen sind längst beseitigt. Alle Abklärungen hinsichtlich des öffentlichen und privaten Rechts sind gemacht, die Baubewilligung ist längst erteilt - und nun kommt den fünf gestandenen Geschäftsleuten im Tigers-Verwaltungsrat plötzlich in den Sinn, dass bei einem zweiten Eisfeld ja auch Kosten entstehen...
Na sowas aber auch. Da hätte man - mit Verlaub - auch etwas früher drauf kommen können. Aber wir wollen uns nicht hintersinnen.
Karl (Käru) Brügger hat bei den SCL Tigers schon so manches Defizit gedeckt. Er fürchtet nun, dass es die SCL Tigers sein werden, welche die Kosten für das zweite Eisfeld würden tragen müssen. Und dass deswegen neue Defizite drohen. Seine Sorge ist nicht unberechtigt. Das Geld wächst nicht auf den Bäumen.
Doch die Argumente, deretwegen Peter Jakob das zweite Eisfeld unbedingt möchte, lösen sich nicht wegen der Kosten einfach so ins Nichts auf. Die SCL Tigers haben mit nur einem Eisfeld künftig gegenüber der Konkurrenz einen gewaltigen Nachteil. Schon heute müssen die Nachwuchsmannschaften häufig zu unattraktiven Zeit trainieren oder nach Burgdorf, Hasle oder Oberlangenegg ausweichen. Dies ist eine logistisch Herausforderung, welche die SCL Tigers entweder selbst lösen oder aber auf die Eltern der Nachwuchsleute abwälzen müssen. Selbstredend, dass dieser Umstand der Attraktivität abträglich ist. Nur die Besten schaffen schliesslich den Sprung ins Profi-Eishockey. Also eigentlich die (positive) Spitze des Eisberges. Der ganz grosse "Rest", der diesen Sprung nicht schafft, finden wir unter der Wasseroberfläche im Amateur-Eishockey oder - nach einem entsprechenden Wechsel - in anderen Sportarten.
Die SCL Tigers wollen sich als Ausbildungsklub profilieren. Diesen Status und diese Philosophie gibt es nicht zum Nulltarif. Das muss man sich in Langnau bewusst sein (oder bewusst werden, sofern man dies noch nicht ist). Das heisst: Die 1. Mannschaft muss in den ersten beiden Blöcken gut genug sein, um auch unter dem Umstand, dass im dritten und vierten Block Nachwuchskräfte gefördert werden, konkurrenzfähig zu sein. Unter konkurrenzfähig ist zu verstehen, dass die Mannschaft regelmässig Siege einfahren und sich in der Rangliste am Mittelfeld orientieren kann. Es sollen ja schliesslich Siegertypen ausgebildet werden.
Zusätzlich muss dringend die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stehen. Dabei sind die Anforderungen an Langnau eher höher als in Zürich oder Zug, weil das Emmental nicht so dicht besiedelt ist. Es braucht die zusätzlichen Kunsteisbahnen in Hasle, in Burgdorf, Oberlangenegg und wohl auch Huttwil. Aber es braucht eben auch das zweite Eisfeld in Langnau. Bei den operativ tätigen Mitarbeitern der SCL Young Tigers hat sich nach dem Bekanntwerden der verwaltungsrätlichen Unstimmigkeiten die Sorge ausgebreitet, das zweite Eisfeld könnte nun trotzdem scheitern. Nicht nur Peter Jakob macht sich deshalb berechtigte Sorgen, dass es die SCL Tigers in der obersten Spielklasse in zehn Jahren nicht mehr gibt, wenn diese infrastukturelle Massnahme nicht realisiert werden kann. Seine Drohung, sich als VR-Präsident zurückzuziehen mag dramatisch klingen. Sie ist aber vollauf berechtigt. Jakob muss nun Druck machen. Und es durchziehen, wenn er sich nicht durchsetzen kann.
Abgesehen von all diesen auf der Hand liegenden Gründen für das zweite Eisfeld kommt noch ein weiterer Grund hinzu: Die Frage nämlich, welches Zeichen ein Rückzug nach all den Anstrengungen setzen würde. Man stelle sich dies mal vor.
Dann wäre der Beweis erbracht, dass all jene, die immer weider argumentieren, in Langnau könne man doch nicht, das gehe in Langnau nicht, man habe in Langnau nicht die gleichen Möglichkeiten, man sei halt in Langnau einfach etwas benachteiligt, man müsse sich halt in Langnau etc. etc. - dass dann all diese Marketing-Tiefflieger recht erhalten würden. Dann wäre der Beweis erbracht, dass Langnau nicht kann, und dass es halt in Langnau keinen Sinn hat.
Das wäre die Bankrotterklärung.
Das Gegenteil muss endlich der Fall sein. Die Vollkostenrechnung wird ergeben, wie viel Geld der Betrieb des zweiten Eisfeldes inkl. dem eventuellen Ausbau der Nachwuchsabeilung in Langnau insgesamt kostet. Völlig klar, dass diese Zahlen bekannt sein müssen. Denn sonst kann nicht geplant werden. Nochmals die Frage: Weshalb erst jetzt?
Aber dann muss man sich mit der Vermarktung befassen. Dies ist eine grosse Aufgabe. Das lässt sich nicht in einem Nebenamt von einem Lehrling erledigen. Jährlich eine halbe Million kann nur eingespielt werden, wenn jemand am Ball ist, der weiss, wie man damit umgeht. Da braucht es Beziehungen. Da braucht es Verkaufstalent. Da braucht es Durchsetzungsvermögen. Da braucht es Kompetenz! Da braucht es eine Person, die dem Verwaltungsrat auch mal Paroli bieten kann. Und da braucht es einen Verwaltungsrat, der dann auch über der Sache stehen kann und der auch argumentarisch mitzieht.
Dann muss man in Langnau endgültig Abschied nehmen vom Bescheidenheits-Gefasel. Dies hört sich zwar sympthisch an (das schleckt keine Geiss weg). Aber es bringt kein Geld!
Man muss machen! Man muss erklären, weshalb man es macht, und wohin man will. Und man muss es verkaufen!
Es liest sich einfach. Aber es ist höllisch schwierig. Aber andere können es auch.
Ich kenne persönlich niemand, der etwas Grosses geschaft hat unter der Prämisse, es gehe nicht. Immer war jemand da, der oder die daran geglaubt hat. Peter Jakob hat schon einmal an ein Projekt geglaubt.
Er soll es wieder tun.