Nach Modus-Supergau:

Wie weiter mit dem Auf- und Abstieg?

Der SC Langenthal darf nicht in die National League aufsteigen. Aus der obersten Spielklasse gibt es deshalb keinen Absteiger. Bereits der Playout-Final, dessen Teilnehmer seit Monaten feststehen, ist eine Farce.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Gut ist es trotzdem, dass die SCL Tigers mit alldem nichts zu tun haben. Man stelle sich das Gespött vor, wenn sich die Langnauer nur dank den Reglementen in der obersten Spielklasse hätten halten können. So wie jetzt der HC Davos und die Rapperswil-Jona Lakers, die ihren Playout-Final ohne jeden Stress spielen können. Doch weshalb eigentlich?

Der SC Langenthal hat soeben die Swiss League gewonnen und sich für die Ligaqualifikations-Serie gegen den Verlierer des Playout-Finals qualifiziert. Doch bereits vor der letzten Partie gegen Playoff-Finalgegner HC La Chaux-de-Fonds machte Liga-Direktor Denis Vaucher gegenüber dem Internetportal Watson klar, was alle längst zumindest stark vermuten (um nicht zu sagen, wissen): Der SC Langenthal kann mit dieser Infrastruktur unmöglich in die National League aufsteigen. Es bestehen auch keine Möglichkeiten zur einer Aufmotzung der Schorenhalle, die der Liga genügen würde. Der SC Langenthal will am Freitag darüber informieren. Was diese Information enthalten wird, können wir uns denken.

Weil neben dem SC Langenthal auch der HC La Chaux-de-Fonds grösste Schwierigkeiten gehabt hätte, seine Eishalle den Anforderungen der National League anzupassen, stand seit dem Ausscheiden des EHC Olten (2:4 gegen Langenthal) fest, dass es weder einen Aufsteiger aus der Swiss League noch einen Absteiger aus der National League geben wird. Ein sportlicher und sportpolitischer Supergau.

Denn die Spannung in einer Liga besteht nicht nur im Rennen um den Meistertitel, sondern auch im Kampf gegen den Abstieg. Zumindest in unserer Hockey-Kultur. Es kann ja nicht sein, dass für einen Klub ab dem Moment, in dem feststeht, dass er die Playoffs verpasst, die Saison quasi vorbei ist. Eine solche Saison interessiert weder die Zuschauer noch die Sponsoren. Zumindest nicht langfristig.

Jammern überflüssig

Trotzdem hört man die Verantwortlichen der von möglichen Abstiegs-Szenarien betroffenen Klubs immer wieder jammern. Sie faseln etwas von Planungssicherheit und malen Schreckensszenarien an die Wand für den Fall, dass sie mal zwei oder drei Saisons in der Swiss League würden bestreiten müssen. Sowohl die SCL Tigers wie auch jüngst die Rapperswil-Jona Lakers zeigten aber, dass es sehr wohl möglich ist, sich in der Swiss League neu aufzustellen und danach rasch wieder aufzusteigen. Selbst mit dem Modus Ligaqualifikation.

Der HC Davos und die Lakers aus Rapperswil spielen also derzeit den Playout-Final. Zu vermuten ist dass der HC Davos diese Serie aufgrund seines grösseren spielerischen Potentials für sich entscheiden wird. Die Bündner führen in der Serie folgerichtig mit 3:1 und stehen damit einen Sieg vor der „definitiven Rettung“. Wir werden jedoch nie erfahren, wie die Serie verlaufen würde, wenn beide Mannschaften das Messer am Hals hätten. Die Rapperswiler sind sich solche Situationen gewohnt. Der HCD nicht.

Der Verlierer darf danach die Liga-Qualifikation, sofern diese Farce dann noch ausgetragen wird, ebenfalls entspannt angehen. Es sind Freundschaftsspiele. Weiter nichts. Allenfalls dazu geeignet, darüber zu phantasieren, was hätte sein können.

Betrug am Publikum

Zurecht prangerte der Blick vor ein paar Tagen in einem Artikel diesen „Betrug am Publikum“ an. Vor allem auch, weil zuvor so getan wurde, als würde es um etwas gehen. Geht es um den Ligaerhalt, um Auf- und Abstieg, kommt das Publikum. Bei Freundschaftsspielen bleibt es zuhause. Deshalb ist die Vorgaukelung falscher Tatsachen Geld wert. Liga-Dirktor Denis Vaucher hat dem nun Abhilfe geschaffen. Doch wie soll es weiter gehen?

Der Blick fordert den direkten Auf- und Abstieg. Kann man machen. Damit würde man eine allenfalls dramatische Serie zwischen dem Verlierer des Playout-Finals der National League und den aufstiegswilligen und -berechtigten Sieger der Swiss League ohne Not einfach auslassen. Ist der Sieger der Swiss League nicht aufstiegsberechtigt, ist mit dem so geäderten Modus ebenfalls nichts gewonnen. Aber wieso überhaupt direkter Auf- und Abstieg? Das Szenario mit der Ligaqualifikation erwies sich doch zuletzt als äusserst durchlässig. Seit der Saison 2012/13 ist der Aufstiegsaspirant (Sieger der Swiss League) immer aufgestiegen, wenn er denn aufstiegsberechtigt war. 2012/13 der HC Lausanne (Abstieger: SCL Tigers), 2014/15 SCL Tigers (Absteiger: Rapperswil-Jona Lakers) und 2017/18 die Rapperswil-Jona Lakers (Absteiger: EHC Kloten). Diesen Modus müssen wir also nicht ändern.

Auflagen, nichts als Auflagen

Was stört, sind allerdings die Auflagen, die ein Aufsteiger zu erfüllen hat. Ernstzunehmende Frage: Weshalb soll in der National League nicht genügen, was in der Swiss League genügt. Wenn Eishallen wie der Schoren in Langenthal oder die Voyeboeuf in Pruntrut, wo der HC Ajoie spielt, ausverkauft sind (und dies sind sie zuweilen auch in der Swiss League), darf man sich zurecht fragen, wo denn der Unterschied ist zur National League. Ist in der obersten Spielklasse der Zuschauer mehr wert als eine Liga weiter unten? Mir erschliesst sich diese Denkweise nicht. Bleiben also die finanziellen Auflagen. Dass die Liga sicherstellen will, dass ein Klub eine Saison auch ordentlich zu Ende spielen kann, ist wichtig und liegt deshalb auf der Hand. Aber darüber hinaus? Was soll denn sonst noch sicher gestellt werden, wenn von offizieller Seite die eingereichten Zahlen nicht überprüft werden dürfen. In der Saison 2011/12 soll der EHC Kloten – wie sich nachträglich herausgestellt haben soll – falsche Zahlen eingereicht haben. Was entschieden worden wäre, wenn korrekte Zahlen eingereicht worden wären, wissen wir nicht. Wir wissen jedoch, dass der EHC Kloten danach nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen heraus fand, was immer auch mit seinen Finanzen zu tun hatte. Wir wissen jedoch ebenfalls, dass es den EHC Kloten immer noch gibt, wenn auch eine Liga tiefer.

Wenn ein Klub also eine Saison in der Swiss League finanzieren kann, die am Schluss im Aufstieg gipfelt, sollte man ihm auch zutrauen, eine Saison in der National League finanzieren zu können. Notfalls halt mit einem nur leicht modifizierten Kader und mit ähnlichen Löhnen wie im Aufstiegsjahr. Immerhin fliessen in der obersten Spielklasse zusätzliche Fernsehgelder in die Kassen.

Viel eher müssten wir uns über den Modus in der National League Gedanken machen. Denn sind wir ehrlich: Wollen wir Ranking-Rounds wie diejenige der gerade auslaufenden Meisterschaft? Das kann doch wirklich nicht sein. Die ZSC Lions und der HC Fribourg-Gottéron hatten je sechs Partien zu absolvieren, bei denen es um rein gar nichts mehr ging. Mit verständlicherweise entsprechendem Publikumsinteresse. In den letzten beiden Spielzeiten starteten jeweils die SCL Tigers mit grossem Vorsprung auf die abstiegsgefährdeten Ränge in diese kleine Meisterschaft unter den letzten Vier. Gut, dass man dem Langnauer Anhang Angst machen kann, wenn noch irgendwo ein Pünktlein fehlt, das zu realisieren man sechs Spiele Zeit hat, und das eventuell nicht einmal gewonnen werden muss, weil andere Klubs dieses auch verlieren können. Die beiden in dieser Spielzeit bereits vor dem Start der Ranking-Round geretteten Klubs werden das Desinteresse des Publikums problemlos verkraften können. Trotzdem stellt sich die Frage nach dem Modus.

Ranking-Round ein Ärgernis

Die seit der Saison 2013/14 anstelle der Playout-Halbfinalserien eingeführte Ranking-Round ist ein Ärgernis, und meistens die totale Farce. Ein Muster ohne jeden Wert. Natürlich fällt den Klubs auf den Rängen neun und zehn, deren journalistischem Anhang und den Fans ein Stein vom Herzen, wenn sie nicht mehr um den Ligaerhalt bangen müssen. Und natürlich ist uns allen noch die Saison 2005/06 in bester Erinnerung, als es den HC Firbourg-Gottéron beinahe getroffen hätte. Hauchdünn scheiterten die Fribourger an der Playoff-Quali. Mit gleich vielen Punkten wie der Achte (40) wurden sie unter den Strich verbannt, verloren dann die Playout-Halbfinalserie gegen den Tabellenletzten (die SCL Tigers, darum erinnern wir uns ja auch so gut) mit 2:4 Siegen und gingen danach im Playout-Final gegen die ZSC Lions gleich mit 0:4 unter. Erst in der Ligaqualifikation obsiegten sie knapp mit 4:2 Siegen gegen den EHC Biel.

Hierzu noch folgende Angaben. In dieser Saison 2005/06 lagen zwischen Rang 8 (Kloten Flyers, 40 Punkte) und Rang 11 (HC Genf-Servette, 39 Punkte) nur gerade ein einziger Punkt. Lediglich die SCL Tigers lagen abgeschlagen mit 26 Punkten am Tabellenende und waren Abstiegskandidat. Es folgte die grosse Stunde der Mentaltrainerin Marlies Bernhard, die ein Jahr zuvor den jungen Töff-Helden Tom Lüthi zum Weltmeister gecoacht hatte. Der Sexy-Mentaltrainerin gelang das Kunststück, die SCL Tigers im Kopf so stark zu machen, dass sie sich in der Folge gleich in der ersten Serie (eben gegen Gottéron) retten konnten. Zu Hilfe kam den Emmentalern dabei wohl auch, dass das Team von Gottéron nach dem äusserst knappen Verpassen der Playoffs in ein mentales Loch geriet. Aber eben: die Mentaltrainerin war bei uns.

Ranking-Round mit Bonuspunkten

Man müsste ja nicht zwingend die Halbfinal-Serien in den Playouts wieder einführen. Dass jedoch bei der Ranking-Round die volle Punktzahl aus der Qualifikation mitgenommen werden darf, geht auch nicht. Man könnte ja mit Bonuspunkten beginnen. Rang 12, 0 Punkte, Rang 11, 2 Punkte, Rang 10, 4 Punkte und Rang 9, 6 Punkte. Damit wäre auch in der Ranking-Round noch alles möglich, aber mit Vorteilen für die besser klassierten Klubs.

Klar ist aber, dass es so nicht weiter gehen kann. Der Verband und die Liga sollten (und werden sich wohl auch) sich sofort Gedanken darüber machen, wie sie künftig den Modus um Auf- und Abstieg gestalten wollen. Eine derartige Farce wie in der gerade ablaufenden Saison darf es nie mehr geben.