Die gnadenlose FANTIGER-Analyse:
Wieso sind die SCL Tigers so miserabel?
Eine Saison zum Vergessen! Lediglich vier Heimspielsiege! Kaum Einsatz, keine Leidenschaft, Ausreden auf allen Stufen. So, wie die Verantwortlichen den Klub ihren Sponsoren verkaufen, so verkaufen die Spieler ihre Mannschaft auf dem Eis.
«Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.» Vor allem, wenn man den Begriff Bescheidenheit mit Genügsamkeit oder gar mit Faulheit verwechselt. Ist es verwunderlich, dass die SCL Tigers ihre Saison auf dem 12. Rang abschliessen? Ist es verwunderlich, dass der Rückstand auf Rang 11 sagenhafte 30 (!!!) Punkte beträgt? Es ist ein Desaster. Es ist ein Skandal. Und es grenzt an Betrug am zahlenden Publikum. Aber verwunderlich ist es nicht.
Es liegt nämlich nicht allein am ungenügenden Potential des Kaders. Zwar schleckt keine Geiss weg, dass das Potential ungenügend ist. Ob für mehr zu wenig Geld zur Verfügung stand oder ob der Sportchef seinen Job nicht gut genug erledigt hat, bleibe dahingestellt. Für mehr als den 12. Rang reicht es einfach nicht. Aber der Abstand hätte nie und nimmer 30 Punkte betragen dürfen. Mindestens die Hälfte der Heimspiele müssen gewonnen werden. Das ist einfach Pflicht. Dafür haben sowohl die Führung des Klubs mit der Bereitstellung der notwenigen Mittel wie auch das sportliche Personal mit leidenschaftlichen Leistungen zu sorgen. Wird dieses Minimalziel nicht erreicht, muss man über die Bücher. Und die Analyse muss gnadenlos sein.
Was dringend ändern muss
Die ganze Organisation muss professioneller werden. Natürlich – die Stellen, die mit Berufsleuten besetzt sein müssen, sind mit Berufsleuten besetzt. Und bestimmt machen sie vieles richtig. Und vieles ist auch gut gemeint. Aber auf fast allen Stufen, vor allem dort, wo es relevant ist, arbeitet man bei der Konkurrenz deutlich besser. Der HC Ambri-Piotta hat ein ähnliches Budget wie die SCL Tigers. Ambris Präsident Philippo Lombardi behauptet sogar, Ambri hätte das tiefste Budget der Liga. Aber das glauben wir ihm nicht. Trotzdem dürfte es sich in einer ähnlichen Region befinden wie dasjenige der SCL Tigers. Der Unterschied beträgt 31 Punkte. Eine Weltreise! Was braucht es, um 31 Punkte aufzuholen? Über eine ganze Saison? Braucht es viel Geld? Ambri hatte das ja auch nicht?
Es braucht eine Klubführung, die sich nicht zum Vornherein entschuldigt für das, was sie nicht kann. Niemand braucht Ausreden, weshalb dies oder das nicht möglich ist. Wenn es in Ambri möglich ist, sich das Ziel Pre Playoffs zu setzen und dieses zu erreichen, dann muss dies auch in Langnau möglich sein. Aber er reicht eben nicht, halbherzig ein Ziel zu formulieren und danach nicht alles dafür zu tun, es zu erreichen. Die Verfehlungen haben eine lange Geschichte. Wir ersparen es uns, zu weit zurückzugehen und beschränken uns auf ein paar Beispiele der jüngeren Vergangenheit.
Die Torhüter
Dass Ivars Punnenovs verletzungsanfällig, Gianluca Zaetta für die National League völlig untauglich und Damian Stettler noch nicht reif genug ist, wusste man längst vor der Saison. Sportchef Marc Eichmann, selbst ehemaliger Torhüter, hätte sehen müssen, dass das Risiko, mit diesen Torhütern in die Saison zu starten, extrem hoch, ja, bei weitem zu hoch ist. Was dabei herausgekommen ist, sehen wir nun. Auch wenn wir durchaus festhalten, dass es wirklich sehr viel Verletzungs- und Krankheitspech war, das die Tiger auf dieser Position zu verkraften hatten.
Die Ausländer
An der Qualität des Ausländerquartetts gibt es für einmal nichts zu kritisieren. Für Langnauer Verhältnisse waren die vier Imports schon fast überirdisch. Doch was gibt es für ein Bild ab, bzw. war sendet man für ein Signal an die Mannschaft, wenn man einen länger ausfallenden Ausländer (Saarela) einfach nicht ersetzt. Natürlich – für zwei, drei Spiele muss die Mannschaft diesen Ausfall kompensieren können. Fällt ein wichtiger Spieler aber länger aus und wird nicht ersetzt, dann ist das Signal eindeutig: Dann sind die Resultate gleichgültig oder zumindest nicht so wichtig. Und genauso hat die Mannschaft dann auch gespielt. Durchaus willig, einen einigermassen guten Job zu machen. Aber eben nicht mehr. Bei den meisten Spielern waren weder Leidenschaft noch Opferbereitschaft auszumachen. Und so reichte es einfach nicht.
Der Nachwuchs
Aus den Reihen der Fans wird immer wieder der Ruf laut, den Nachwuchs mehr zu fördern und vermehrt den Nachwuchsspielern auf Kosten der Arrivierten den Vorzug zu geben. Denn diese seien hungriger, würden mehr «seckle» und was da sonst noch alles gesehen werden will. Die 1:9 – Niederlage gegen ein locker aufspielendes Servette zum Schluss dieser Meisterschaft hat gnadenlos aufgezeigt, welche Eishockey-Kost wir in Langnau noch geniessen dürften, wenn dem Nachwuchs quasi der rote Teppich ausgelegt wird. Es muss weiterhin das gnadenlose Leistungsprinzip gelten. Natürlich müssen die Nachwuchskräfte Möglichkeiten erhalten, sich zu zeigen. Sonst haben sie ja keine Chance, ihre älteren Kollegen irgendwann zu bedrängen oder zu verdrängen. Aber Eishockey ist ein Mannschaftssport. Da geht es immer zuerst um die Mannschaft, und erst in zweiter Linie darum, einzelne Spieler zu fördern. Wer von diesem Prinzip abweicht, erhält dann als Quittung Resultate, wie wir sie in dieser Saison hatten. Wobei wir diese nicht den jungen Spielern ankreiden können. Sie sind ja jeweils einfach in die Bresche gesprungen und haben geliefert, was sie konnten. Mehr ging einfach noch nicht.
Das Kader
Wenn die Ausländer schon fast überirdisch sind, die Mannschaft aber unterirdisch performt, so muss das zwangsläufig entweder an den Trainern, den Schweizer Spielern oder an beiden liegen. Zu erkennen war, dass in Langnau zu viele limitierte Spieler beschäftigt sind. Jeder Einzelne von ihnen kann zwar neben starken Partnern in der National League eingesetzt werden, aber wenn seine Partner nicht besser sind als er, ist die Formation einfach nicht gut genug. Es sind auch deutlich zu wenig Spieler in der Mannschaft, die ihre Mitspieler stärker machen können. Die meisten von ihnen sind auf dem Eis viel zu sehr mit sich selbst und ihren Limiten beschäftigt. Besonders fatal ist das, wenn es sich dabei um arrivierte Spieler handelt. Denn diese haben ihren Zenit bereits erreicht oder überschritten. Im Gegensatz zu den jungen Spielern werden ihre Defizite kaum mehr besser. Die SCL Tigers brauchen dringend den einen oder andern arrivierten Spieler, der die Jungen führen und sie besser machen kann. Sonst wird das nichts werden. Weder mit besseren Resultaten noch mit der Nachwuchsförderung.
Trainer
Rikard Franzén mag einem leid getan haben, als er nach der Saison 2020/21 gehen musste, obwohl man mit seiner Arbeit zufrieden war. Weil man neue Impulse setzen wollte. Denn das war eigentlich ein löblicher und auch mutiger Entscheid. Fast ein wenig entgegen der Langnauer Mentalität, die da lautet, bescheiden zu sein, wenn man einigermassen zufrieden sein darf. Leider hat Sportchef Marc Eichmann dann aber einen Trainer geholt, welcher nicht zur Mannschaft passte. Und hat viel zu lange gebraucht, bis er gemerkt hat, dass dieser Irrtum ins Verderben führt. Eichmann kannte Jason O’Leary von Langenthal her. Er wusste, wie er arbeitet, wie ehrgeizig er ist. Er hatte seinerzeit perfekt zum SC Langenthal, dem «kleinen SCL» gepasst. Aber er passte eben nicht nach Langnau.
Der nächste Trainer muss sitzen. Mit einem falschen Übungsleiter geht es – und dies ist mehr als eine Befürchtung – direkt in den Abgrund. Umso unverständlicher war es, dass man aus dem Verwaltungsrat verlauten liess, als nächsten Trainer wünsche man sich einen Schweizer. Ein Schweizer wäre natürlich ebenfalls recht. Lange Jahre hat man Schweizer Trainer in unserem Land allzu oft einfach übersehen. Trotzdem macht eine Auswahlbeschränkung auf Schweizer-Trainer keinen Sinn. Die SCL Tigers brauchen jetzt den bestmöglichen Trainer. Seine Nationalität ist dabei völlig egal. Er muss zur Mannschaft passen und in der Lage sein, diese vorwärtszubringen.
Aus diesem Grund ist die Absage von Michael Liniger an die Langnauer wahrscheinlich auch für die SCL Tigers ein guter Entscheid. Denn seine Verpflichtung wäre ein Experiment gewesen. Liniger leistet bei den GCK Lions offenbar ausgezeichnete Arbeit. Aber die GCK Lions sind nicht die SCL Tigers. Die Nachwuchsabteilung der ZSC Lions arbeitet quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Publikum besteht aus Angehörigen der Spieler. Die Aufgabe des Trainer in Küsnacht ist die Förderung und Weiterentwicklung des Kaders. Allein daran wird der Coach gemessen. Die Aufgabe in Langnau hätte sich ziemlich anders gestaltet. In der derzeitigen Situation dürfen sich die SCL Tigers keine Experimente leisten.
Das Management und der Verwaltungsrat
Schön wäre es, wenn das Management und der Verwaltungsrat endlich so auftreten würde, als wären wir auch in Langnau wer. Was Ambri leisten kann, müsste doch auch bei uns möglich sein. Vor allem, wenn wir selber daran glauben und es uns zutrauen. In Ambri tut man genau das! Zwar sind wir halt trockene Emmentaler und unterscheiden uns von der Feurigkeit der Leventiner. Wir haben keinen Luca Cereda des Emmentals, den wir als einheimischen Trainer installieren können. Zwar haben auch wir kompetente Leute. Aber wir brauchen jemand, der die Leidenschaft ins Emmental bringt. In der Leventina ist die Leidenchaft zuhause. Im Emmental müssen wir sie importieren. Deshalb können wir auch nicht einfach einen einheimischen Trainer fordern wie ihn sich Ambri leisten kann. Wir brauchen einen Trainer, der auch Leuten unserer Mentalität Feuer unter dem Hintern machen kann. So jemand darf aber nicht auf sich allein gestellt, kein einsamer Rufer in der Wüste sein. Deshalb braucht es Leute im Hintergrund, die ebenso fordernd sind wie es der Trainer sein muss und die diese Philosophie vorleben. Wenn der Verwaltungsrat gegenüber den Sponsoren und dem Publikum etwas von Bescheidenheit und nicht vorhandenen Möglichkeiten vorjammert, dann bleibt dies auch den Spielern nicht verborgen. Wie soll dann der Trainer, so feurig er selber auch sein mag, seinen Spielern Feuer unter dem Hintern machen und die Leidenschaft wecken?
Die SCL Tigers müssen ihre Mentalität ändern, wenn sie in der obersten Spielklasse überleben wollen.