Trotz unübersichtlicher Tabelle:

Wir vergleichen mit der Saisonprognose

Zwischen sechs und elf differiert die Anzahl absolvierter Spiele in der bisherigen Meisterschaft. Ein Unding, den Umständen geschuldet. Wir unterziehen das bisher Erreichte und die Situation der einzelnen Mannschaften einer Analyse.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Die SCL Tigers haben exakt einen Fünftel ihrer Qualifikation hinter sich und liegen auf Rang 7. Exakt diesen Rang haben wir in der FANTIGER-Vorschau für die Langnauer vorgesehen (prognostiziert), Doch die Prognose galt selbstverständlich für die ganze Quali, also für 50 Spiele. Zu früh also, sich auf die Schulter zu klopfen. Auch weil an unserer Prognose sonst rein gar nichts stimmt.

Weil Prognosen im Sport ja einzig und allein dazu dienen, hinterher darüber nachzudenken und allenfalls zu diskutieren, weshalb sie nicht eingetroffen sind, tun wir hier genau das. Wir denken darüber nach und vergleichen mit dem bisherigen Ergebnis.

Unübersichtliche Tabelle

Wenn wir also vergleichen, müssen wir uns zuerst der Tatsache bewusste werden, dass die Teams jeweils eine völlig unterschiedliche Anzahl Spiele absolviert haben. Es lohnt sich noch nicht einmal, eine Tabelle nach Verlustpunkten zu machen. Denn dieser zufolge wäre das abgeschlagenen Gottéron auf der gleichen Höhe wie die SCL Tigers. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass die Saanestädter aus den drei Partien, die sie weniger bestritten haben als die Langnauer, alle mit dem Punktemaximum beenden werden. Anders sieht es allerdings beim HC Davos aus, welches sogar vier Spiele weniger ausgetragen hat, aber lediglich drei Zähler zurück liegt. Hier muss eine Rangverschiebung vermutet werden. Aber schauen wir doch von Team zu Team.

 

1. ZSC Lions

Wir vermuten die Zürcher zum Ende der Qualifikation auf Rang 3. Deshalb überrascht uns die Spitzenposition der Lions überhaupt nicht. Richtigerweise gingen wir davon aus, dass sich der Z für die verpassten Playoffs im Frühjahr rehabilitieren will. Dies tut er, ohne dabei die Liga zu dominieren. Denn in den bisherigen 11 Spielen hat die Mannschaft von Coach Rikard Grönborg immerhin auch bereits vier Mal verloren. Während sämtliche sechs Heimspiele bei bester Unterhaltung für das Publikum gewonnen wurden (17 Punkte), steht auswärts einzig der Sieg in Langnau in den Büchern. Behalten die Zürcher ihre Heimstärke und punkten gelegentlich auch auswärts, werden sie auch zum Ende der Quali einen der ersten drei Ränge belegen.

2. EHC Biel

Wir sehen den EHC Biel zum Ende der Quali auf Rang 5. Dies war bereits in unserer Prognose so, und dies behalten wir so bei. Die guten Starts in die Meisterschaft sind bei den Seeländern inzwischen schon fast Tradition. Dass sie mit einem Punkteschnitt von 1,82 derzeit auf Rang 2 liegen, spricht für die Ausgeglichenheit der Liga. Auffallend: Bereits fünf Mal mussten die Bieler in die Overtime. Drei Mal behielten sie das bessere Ende für sich. Die Mannschaft von Antti Törmänen befindet sich auf dem Weg zu einem Spitzenteam. Aber sie sind es noch nicht.

3. HC Genf Servette

Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet. Wir setzten die Genfer auf dem vorletzten Rang. Und nun dies! Doch allzusehr wollen wir das Team von Coach Patrick Emond nicht nach vorne schreiben. Zwischenzeitlich grüsste ja der GSHC sogar von der Tabellenspitze. Geholfen hat sicherlich der Sieg im Startspiel gegen die SCL Tigers, bei dem Letztere nach Magenproblemen bei vielen Teammitgliedern nicht ganz im Vollbesitz ihrer Kräfte antraten. Doch dieser Sieg verlieh Selbstvertrauen und die Genfer legten nach. Zuletzt begann es jedoch zu harzen. Die letzten vier Spiele verloren die Genfer allesamt. Sie weisen derzeit einen Punkteschnitt von 1,55 auf. Dies hätte – hochgerechnet auf 50 Spiele – in der letzten Saison zu Rang 7 gereicht. Am kommenden Freitag haben die Langnauer in Genf die Gelegenheit, das verlorene Startspiel zu korrigieren.

4. HC Lausanne

Wir haben den HC Lausanne auf Rang 2. Davon sind die Waadtländer nicht weit entfernt. Sie haben nämlich erst 9 Spiele absolviert. Weil ihre neue Eishalle noch nicht betriebsbereit war, trat der LHC zuerst drei Mal auswärts an. Danach versauten der HC Genf-Servette (3:5) und der HC Davos (1:7) der Mannschaft von Ville Pestonen die Einweihung der neuen Spielstätte. Trotzdem befinden sich die Lausannerauf Kurs. Mit 1.67 Punkten pro Spiel liegt der LHC sogar vor seinem Rivalen aus Genf. Wir bleiben dabei: Lausanne ist ein heisser Anwärter auf einen der vordersten Ränge.

5. EV Zug

Wie auch die Experten sahen (und sehen) auch wir den EV Zug als unbestrittenen Favoriten auf den Top-Rang in der Tabelle nach 50 Runden. Doch der Start in die Meisterschaft klappte nicht ganz wunschgemäss. Die Innerschweizer haben ebenfalls erst 9 Spiele absolviert und weisen mit 1,67 genau den gleichen Punkteschnitt aus wie die vor ihnen liegenden Lausanner. Noch befindet sich der EVZ auf einer Berg- und Talfahrt. Doch die für die Mentalität wichtigsten Partien (ZSC Kions 5:4 n.V und SC Bern 5:2) gewannen die Zuger.

6. HC Lugano

Wir hatten den HC Lugano auf Rang 9. Aber die Luganesi haben nach unserer Prognose noch zwei Transfers getätigt. Auch jetzt ist nicht klar, ob wir uns in den Südtessinern getäuscht haben, oder ob sie tatsächlich etwas stärker eingeschätzt werden müssen als vermutet. Zweifellos steckt Potential in dieser Mannschaft. Sicher genug, um die Playoffs relativ locker zu erreichen. Zudem hat die Mannschaft von Coach Sami Kapanen in den letzten fünf Partien stets gepunktet und weist einen Punkteschnitt von 1,56 aus. Trotzdem trauen wir der Sache noch nicht richtig über den Weg.

7, SCL Tigers

Ein Volltreffer. Doch machen wir uns nichts vor: Mit 1,4 Punkten pro Spiel wären wir in der letzten Saison hochkant an der Playoff-Quali gescheitert und auch in dieser Saison dürfen wir uns vom bisherigen Rang nicht blenden lassen. Denn der HC Davos ist derzeit klar besser unterwegs als vermutet und auch als die Langnauer. Vor einem Jahr hatte das Team von Coach Heinz Ehlers nach gleich viel Spielen vier Punkte mehr auf dem Konto und wies einen Schnitt von 1,8 Punkten pro Spiel aus. Und doch: Ohne das wegen unglücklicher Umstände verlorene Startspiel (Magenprobleme bei einem grossen Teil der Mannschaft) wäre die bisherige Performance vergleichbar mit derjenigen der letzten Saison. Wir bleiben deshalb bei unserer Prognose.

8. SC Bern

Zweifellos eine Enttäuschung ist bisher der SC Bern. Magere 1,3 Punkte haben sich die Berner bisher pro Spiel ergattert, und hätten sie nicht gegen die SCL Tigers alles Glück der Welt gehabt, wären es noch einer oder sogar zwei Punkte weniger. Der Bär ist nach drei Qualisiegen und zwei Meistertiteln in den letzten drei Jahren satt geworden. Dies haben wir richtig vermutet, doch das Ergebnis ist entspricht trotzdem nicht unserer Vorhersage (Rang 4). Die Berner werden sich steigern müssen, wollen sie verhindern, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal widerfährt wie in diesem Frühjahr den ZSC Lions. Für Trainer Kari Jalonen wäre sowohl eine Entlassung als auch ein Scheitern an der Playoff-Quali ein wüster Tolggen im Reinheft.

9. SCRJ Lakers

Die „Seebuben“ sind bisher eine der positiven Überraschungen der Saison. Mit einem Punkteschnitt von 1,33 sind sie sogar besser als der SC Bern, sind aber deutlich weniger gut als der hinter ihnen liegenden HC Davos. Ergo ist der derzeitige Rang gemäss den bisher gezeigten Leistungen genau der Richtige. Doch vorausgesagt war der 12. Rang. Und zwar abgeschlagen. Davon kann derzeit keine Rede sein. Unter den besiegten Mannschaften befinden sich auch der EV Zug und Spitzenreiter ZSC Lions. Das Mitmischen der Lakers etwas weiter vorne als ganz am Tabellenende belebt das Geschehen der ganzen Liga.

10. HC Davos

Unser vermeintlich zweiter Volltreffer. Rang 10 vorausgesagt, Zwischenrang 10 nach – lediglich 6 Runden. Die Bündner haben beispielsweise fünf Spiele weniger ausgetragen als das momentane Spitzentrio und würde dieses bei einer guten Performance in den Nachholpartien locker überflügeln. Der Punkteschnitt von 1,83 reicht für Rang 2 in dieser Zählweise. Unschwer erkennbar also, dass noch selten ein Volltreffer derart in die Hose gegangen ist wie der vorliegend. Wie stark die Mannschaft von Coach Christian Wohlwend tatsächlich ist, lässt sich noch nicht abschliessend sagen. Zu vermuten ist, dass unsere Prognose den tatsächlichen Verhältnissen nicht nahe kommen wird.

11. HC Ambri-Piotta

Wir haben Rang 8 vorausgesagt im Wissen, dass dies eine sehr optimistische Prognose ist. Denn ausser ihrer leidenschaftlichen Spielweise gibt es bei den Leventinern nicht viel, was für sie spricht. Entsprechend schwierig war denn auch der Start in diese Meisterschaft. Es dauerte bis zum fünften Spiel, bis endlich der erste Sieg eingefahren werden konnte. Nach einer mässigen Leistung überliessen ausgerechnet die SCL Tigers sämtliche Punkte dem HCAP. Inzwischen hat die Mannschaft von Luca Cereda auch den EHC Biel und Gottéron bezwungen und weist nach 10 Spielen einen Schnitt von genau einem Punkt aus. Auch hier zeichnet sich ab, dass unsere Prognose kein Volltreffer wird.

12. HC Fribourg-Gottéron

Die Saanestädter sind nach Servette unsere grösste Fehlprognose. Wir setzten sie auf Rang 6. Doch lediglich 0,71 Punkte pro Spiel weisen die Fribourger derzeit aus. Viel zu wenig, und dies hat Coach Mark French den Job gekostet. Geht es nun mit Gottéron aufwärts? Das erste Spiel unter dem interimistischen Führungsduo Dübé/Rosa wurde jedenfalls gleich gewonnen. Steigbügelhalter waren die Lakers. Doch bereits im nächsten Spiel empfangen die Fribourger den EHC Biel. Ein wichtiges Spiel, das den weiteren Verlauf der Meisterschaft aus Fribourger-Sicht massgeblich mitgestalten kann. Gottéron hat das Potential, um sich nach vorne zu arbeiten. Doch wenn dies gelingen soll, müssen sofort Siege eingefahren werden.

 

Tabelle nach Punkte pro Spiel

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