Frage vor dem Berner-Derby

Wohin des Weges?

Sowohl für den SC Bern wie auch für die SCL Tigers sind das kommende Wochenende und insbesondere das Berner Derby wegweisend. Psychologisch betrachtet dürfte diese Partie für beide Mannschaften die bisher wichtigste der laufenden Meisterschaft sein.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Zwei FANTIGER-Checks mussten die Mannschaften der National League bisher über sich ergehen lassen. Bereits bei unserem ersten Check am 8. Oktober lag der SC Bern lediglich auf dem 10. Rang. Wegen der total unterschiedlichen Anzahl Spiele erstellten wir bereits damals eine Tabelle nach Punkteschnitt. Die Mannschaft von Kari Jalonen brachte es zu diesem Zeitpunkt auf gerade mal 1,3 Punkte pro Spiel. 10 Spiele hatte der SCB damals absolviert. Für die Berner, die in den letzten drei Saisons je zwei Mal die Qualifikation und die Meisterschaft gewonnen hatten, war bereits dies ein unterirdischer Schnitt. Aber es geht noch tiefer.

SC Bern in tiefer Krise

Aktuell hat das Team aus der Hauptstadt 19 Partien absolviert. Bei unserem zweiten Check zu Beginn der Natipause waren 22 Punkte auf dem Konto, was einem Schnitt von gerade mal noch 1,16 entspricht. Wir können die Situation, in welcher sich die Berner befinden, noch etwas mehr dramatisieren, wenn wir auf deren Punkteschnitt zwischen den beiden Checks hinweisen. Dieser liegt gerade mal noch bei 1,0. Zur Erinnerung drei Zahlen: 1.) Im Normalfall ist für die Erreichung der Playoffs ein Schnitt von mindestens 1,4 Punkten pro Spiel nötig (= 70 Punkte). 2.) In der letzten Saison (18/19) waren dafür 1,5 Punkte (oder 75 Punkte) nötig. 3.) Der SC Bern hatte im Frühjahr am Ende der Qualifikation 101 Punkte auf dem Konto, was einen Schnitt von 2,02 Punkten bedeutet.

Berner brauchen dringend Erfolgserlebnis

Daraus leiten wir ab, dass die Berner, um am Ende der diesjährigen Quali auf sichere 1,5 Punkte pro Spiel zu kommen, ab sofort einen Schnitt von 1,71 Punkten realisieren müssen. Es muss also eine markante Steigerung her. Das weiss in Bern jeder. An der Motivation für das Derby von morgen Freitag in Langnau dürfte es deshalb nicht fehlen.

Für die SCL Tigers, welche sich derzeit im Rennen um die Playoffs in einer relativ akzeptablen, aber keineswegs komfortablen Lage befinden, bedeutet dies, dass sie höllisch aufpassen müssen. Denn sie haben es auf ihren Stöcken, den grossen, derzeit hinter ihnen liegenden Rivalen einerseits auf Distanz zu halten und ihn andererseits noch tiefer in die Krise zu stürzen. Aber sie können auch als Steigbügelhalter für einen Berner Neustart nach der Natipause herhalten. Bei einem Sieg nach 60 Minuten bauen die Langnauer ihren Vorsprung auf fünf Punkte aus. Bei einer Niederlage nach 60 Minuten fallen sie einen Punkt hinter die Berner zurück. Berücksichtigen müssen wir selbstverständlich, dass die Mannschaft von Heinz Ehlers derzeit zwei Spiele weniger ausgetragen hat.

Natipause als Chance für Krisenteams

Die Natipause gibt kriselnden Mannschaften die Gelegenheit, sich wieder etwas zu finden. Die Köpfe etwas zu leeren. Gewisse Dinge zu justieren. Einen Neustart zu machen. Für den SC Bern ist das kommende Derby gegen die Langnauer das bisher wichtigste Spiel in dieser Saison. Denn misslingt dieser Neustart, ist guter Rat teuer. Die erste gute Gelegenheit der Saison wäre damit verpasst. Die Mannschaft wäre bereits wieder verunsichert, denn nach dem bisherigen Saisonverlauf braucht es dafür nicht viel.

Erschwerend käme für die Berner hinzu, dass sie sich auch in der Champions League nicht mit Ruhm bekleckern konnten. Am vergangenen Dienstag verloren sie ihr Heimspiel gegen Luleå Hockey gleich mit 0:3, was erstens ein Weiterkommen unwahrscheinlich macht und zweitens die Krise bei einer Niederlage im Emmental noch verschärfen würde. Am Samstag nach dem Derby empfangen die Berner mit den ZSC Lions den unbestrittenen Leader dieser Spielzeit.

Wegweisend auch für die SCL Tigers

Doch weshalb breiten wir die Situation des SC Bern in dieser Vorschau derart detailliert aus? Wir befinden uns hier doch auf einem Portal, das sich mit den SCL Tigers befasst.

Wir tun dies deshalb, um die Wichtigkeit dieser Partie auch für die Langnauer aufzuzeigen. Sie befinden sich derzeit auf Rang 8 mit einer bescheidenen Reserve von zwei Punkten auf das zuletzt deutlich erstarkte Gottéron und den kriselnden SC Bern, der, einmal aufgeweckt und mit etwas Selbstvertrauen betankt, durchaus auch wieder für höhere Aufgaben in Frage kommen könnte. In Griffweite befindet sich immerhin der ebenfalls kriselnde HC Lugano, der Gegner vom kommenden Samstag in der Resega. Das Team von Heinz Ehlers kann sich mit zwei Siegen gegen äusserst gefährliche, aber kriselnde Mannschaften in eine deutlich bessere Position bringen. Bei zwei Niederlagen wird jedoch die eigene Situation schwierig. Die SCL Tigers sind derzeit knapp auf Kurs. Sie müssen punkten, wenn sie diesen halten wollen.

Tigers mit schmerzhaften Absenzen

In der letzten Saison waren die SCL Tigers die einzige Mannschaft, die sämtliche Spiele mit vier Ausländern bestreiten konnten. Weil auch in dieser Spielzeit wieder fünf Ausländer engagiert wurden, fiel der Ausfall von Aaron Gagnon zunächst noch nicht übermässig ins Gewicht. Der Kanadier hat wieder mit dem Training begonnen, ist aber noch nicht so weit, um bereits an diesem Wochenende ins Geschehen eingreifen zu können. Weil auch Chris DiDomenico nach seiner Schulterverletzung, die er sich in der Partie gegen die Lakers aus Rapperswil zugezogen hat, noch nicht wieder vollständgig genesen ist, treten die Emmentaler an diesem Wochenende lediglich mit drei Ausländern an. Schmerzlich auch der Verlust von Nationalverteidiger Andrea Glauser, der sich beim Deutschland-Cup eine Hirnerschütterung einfing. Auch er wird zumindest an diesem Wochenende nicht zum Einsatz kommen. Ebenfalls wegen einer Hirnerschütterung weiterhin ausfallen wird Samuel Erni. Doch es gibt auch gute Neuigkeiten. Loic In-Albon hat seine Verletzung (Hirnerschütterung im Startspiel zur Saison gegen den HC Genf-Servette) auskuriert und hat in der Swiss League beim SC Langenthal bereits wieder erste Einsätze geleistet. Er ist zurück im Line-Up.