SCL Tigers verlieren beim Aufbaugegner

ZSC Lions entscheiden in 122 Sekunden das Spiel

Eine starke Phase über 122 Sekunden, teilweise begünstigt durch eine unnötige Strafe der SCL Tigers, genügt den ZSC Lions für den Sieg über ihren "Angstgegner". Dabei schien lange Zeit für den Underdog ein Punktgewinn im Bereich des Möglichen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Es gibt sie, die kleinen Freuden, welche auch die Anhänger des Verliererteams haben könnten, wenn sie denn einen Blick dafür haben. Die letzten drei Vollerfolge in Serie gegen die ZSC Lions hinterliessen bei den Langnauern erfreuliche Spuren. Die Partie erinnerte lange Zeit an die Auftritte anlässlich der gewonnenen Begegnungen gegen diesen Gegner. Die drei Gegentreffer, welche gegen Ende des Mitteldrittels innerhalb von nur 122 Sekunden entgegen genommen werden mussten, erwiesen sich aber als zu hohe Hypothek.

Erfreulich war einmal mehr die Torhüterleistung. Lieferte im ebenfalls verlorenen Spiel gegen den SC Bern Gianluca Zaetta eine einwandfreie Partie ab, so war es diesmal Damian Stettler, der mit einer bärenstarken Leistung dazu beitrug, dass sich seine Langnauer lange Zeit Hoffnung auf Punkte machen konnten. Im Startdrittel hexte er die Zürcher beinahe zur Verzweiflung. Lediglich Dominic Diem vermochte ihn zu bezwingen. Er fing in der Mittelzone ein ärgerliches Fehlzuspiel der Langnauer ab und konnte danach nicht mehr am Torschuss gehindert werden. 14 von 16 Schüssen wehrte Stettler im Starddrittel ab. Mit dabei einige Big Saves. Denis Hollenstein traf zudem in der 9. Minute nur die Latte.

Nichts Neues also gegen Zürich. Für die SCL Tigers ging es gegen die Jungs von Coach Rikard Grönborg wie immer im Startdrittel in erster Linie darum, nicht völlig unter die Räder zu geraten. Wie jedes Mal begann ab dem Mitteldrittel der Steigerungslauf. Dies war auch am Freitag nicht anders. Die Tiger waren nun präsenter und erspielten sich ihrerseits gute Möglichkeiten. Der Ausgleichstreffer war keine Überraschung mehr. Er fiel, als Zürich wegen einer Teamstrafe in Unterzahl agieren mussten. Die beste Mannschaft im Boxplay gegen das schlechteste Team im Powerplay. Und trotzdem ein Tor. Und was für eines. Nicht, dass es ein besonders schöner Treffer war, den Marcus Nilsson mit seinem erst zweiten Treffer für die Emmentaler erzielte. Nein - etwas anderes war erstaunlich. Endlich einmal waren die Langnauer nach einem Abschluss - Anthony Huguenin zog von der blauen Linie ab - gleich mit drei Mann vor dem gegnerischen Tor vertreten. Genau so, wie es sein muss. Schliesslich drückte der Schwede die Scheibe über die Linie. Aber obwohl sich die Gäste danach weitere Möglichkeiten erarbeiteten, fiel der Führungstreffer nicht.

Dafür rumpelte es plötzlich auf ihrer Seite. 37. Minute: Tim Berni krönt eine wirklich sehenswerte Einzelleistung mit dem Tor zur erneuten Führung für die Zürcher. Sämtliche Langnauer waren verurteilt, als Statisten Spalier zu stehen. Nur Sekunden später nahm Larri Leeger eine völlig unnötige Strafe, welche der kleine Finne Teemu Rautiainen zum Ausbau der Führung ausnutzte. Lediglich 72 Sekunden waren seit dem vorhergehenden Treffer vergangen. Und damit noch nicht genug des Unheils: Weitere 50 Sekunden später spielten sich Marco Pedretti, Reto Schäppi und Torschütze Dario Trutmann durch die gegnerische Abwehr. 1:4.

Drei Tore Differenz - das muss es in Partien dieser beiden Mannschaften noch nicht gewesen sein. Denn ihre drei letzten Siege gegen diesen Gegner gelangen den Emmentalern immer dank eines blitzsauberen 3:0 im Schlussdrittel. Und siehe da: Lediglich 63 Sekunden waren in den letzten 20 Minuten gespielt, da hämmerte Captain Pascal Berger höchstpersönlich die Scheibe zum Anschlusstreffer in die Maschen des von Ludovic Waeber gehüteten Zürcher Tores. Das Zuspiel kam von Ben Maxwell, der zuvor schon fast in DiDomenico-Manier seine Kreise gezogen hatte. Ging da tatsächlich erneut etwas? War es möglich, das Husarenstück eines 3:0 gegen die eigentlich hoch überlegenen Zürcher ein viertes Mal zu bewerkstelligen?

Es gelang nicht. Zwar hatten die Tiger noch die eine oder andere Möglichkeit. Aber zwingend waren diese nicht. Ein Fehlzuspiel, das in der Mittelzone abgefangen wurde, führte noch zum 2:5. Sven Andrighetto gelang der Treffer ins leere Tor. Wie bereits beim 0:1 ein äusserst ärgerlicher Gegentreffer. Solche Fehlzuspiele sollten zwingend vermieden werden. Sämtliche Treffer dazwischen, sowohl diejenigen der Zürcher als auch der Langnauer waren das Ergebnis von zwingenden Aktionen. Mit den ZSC Lions gewann zweifellos die richtige Mannschaft.

 

ZSC Lions - SCL Tigers 5:2 (1:0, 3:1, 1:1)

Hallenstadion Zürich, keine Zuschauer. SR: Stricker/Borga, Fuchs/Steeenstra. Tore: D. Diem 1:0. 27. Nilsson (Berger, Huguenin, Teamstrafe ZSC Lions) 1:1. 37. Berni (D. Diem) 2:1. 38. Rautiainen (Sigrist, Noreau, Ausschluss Leeger) 3:1. 39. Trutmann (Schäppi, Berni) 4:1. 42. Berger (Maxwell) 4:2. 59. (58.42) Andrighetto (ins leere Tor) 5:2. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen die ZSC Lions, 5-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (J. Schmutz, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers.

ZSC Lions: Waeber; Marti, Noreau; Geering, P. Baltisberger; Berni, Trutmann; Morant; Hollenstein, Andrighetto, Rautiainen; Bodenmann Sigrist, Lasch; Prassl, D. Diem, Riedi; Wick, Schäppi, Pedretti; Hayes.

SCL Tigers: Stettler; Lardi, Leeger; Huguenin, Erni; Grossniklaus, Schilt; Bircher; Andersons, In-Albon, Rüegsegger; Nilsson, F. Schmutz, J. Schmutz; Sturny, Maxwell, Berger; Weibel, Petrini, Dostoinov.

Bemerkungen: ZSC Lions ohne Flüeler, Blindenbacher, Roe, C. Baltisberger, Krüger, K. Suter, Pettersson (alle verletzt). SCL Tigers ohne Punnenovs, Glauser, Blaser, Earl, N. Diem, Neukom, Kuonen, Melnalksnis, Salzgeber (alle verletzt), Guggenheim (Partnerteam). 9. Lattenschuss Hollenstein. SCL Tigers von 58.15 bis 58.42 ohne Torhüter.