Wochen-Zeitung, Werner Haller

Adrian Gerber und die «Kunst» der Konzentration aufs Wesentliche

Adrian Gerber ist in der NLB geblieben, was er schon in der NLA war: Einer der wert- und wirkungsvollsten Spieler, einer der nichts anderes kennt als 100 Prozent.

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Adrian Gerber sagt von sich: «Ich bin kein Topskorer und auch kein Supertechniker, der spektakuläre Tricks auf Lager hat. Und ich bin auch nicht ein Spielmacher, der sich mit seinen Nebenspielern durch die gegnerischen Reihen zaubert.» Adrian Gerber beherrscht dafür die «Kunst», sich während eines Spieles von der ersten bis zur letzten Minute auf das Wesentliche zu Konzentrieren. Klingt einfacher als es ist. Konzentration auf das Wesentliche ist im Eishockey die Fähigkeit, bei jedem einzelnen Einsatz die wichtigste Aufgabe, die es zu lösen gibt, so schnell wie möglich zu erkennen, die richtige Entscheidung zu treffen und diese mit höchster Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit bis zum erfolgreichen Ende auszuführen. Egal, ob das Team führt oder in Rückstand liegt, ob es den Nebenspielern läuft oder nicht, ob der Gegner stark oder schwach ist.


So wertvoll wie Tore und Assists

Konzentration auf das Wesentliche erfordert eine selbstkritische Einschätzung von Stärken und Schwächen. «Ich weiss was ich kann», sagt Adrian Gerber. «Aber ich weiss ebenso gut, was ich nicht kann. Um der Mannschaft helfen zu können, muss ich mich auf das konzentrieren, was ich kann.» Tönt bescheiden, dabei kann der defensiv starke Zweiwegstürmer wesentlich mehr als viele auf den ersten Blick wahrnehmen. Er ist einer der schnellsten Langnauer, er ist unnachgiebig und deshalb stark in den Zweikämpfen, er ist diszipliniert, zuverlässig, willig, vielseitig einsetzbar und kassiert wenig Gegentore und Strafminuten. Er macht in der eigenen, der neutralen und der gegnerischen Zone wenig Fehler. Qualitäten, die in den Topskorerlisten nicht ersichtlich sind, aber für eine erfolgversprechende Mannschaftsleistung mindestens so wertvoll sind wie Tore und Assists. Fragt man Headcoach Bengt-Ake Gustafsson nach den Führungsspielern in seiner Mannschaft, dann fällt der Name Adrian Gerber immer als einer der ersten: «Vor allem weil er so konstant spielt und sich immer bemüht, sein Potenzial auszuschöpfen. Er ist ein absolut sicherer Wert, lässt Trainer und Mannschaft nie im Stich.» 


Ganz im Dienst der Mannschaft

Adrian Gerber kennt nichts anderes als sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Er spielt dort, wo ihn die Trainer am nötigsten haben. Diese Saison beispielweise mit Alban Rexha, Remo Schlapbach und Simon Sterchi, die zwei Drittel ihrer Skorerpunkte mit Adrian Gerber als Mittelstürmer erzielt haben. «Schön, dass junge Spieler von mir profitieren können. Grundsätzlich aber spielt es für mich keine Rolle, ob meine Nebenspieler 20 oder 40 sind. Ich konzentriere mich darauf, mein einfaches, schnelles Spiel zu spielen. Wenn ich versuche würde, meine Spielweise neu zu erfinden, würde ich nicht besser, im Gegenteil.»



Der «wilderen» NLB angepasst


Zum Thema «Anpassungsfähigkeit» gehört auch, dass Adrian Gerber einer der ganz wenigen Langnauer Spieler ist, welchen nach dem Abstieg die Umstellung vom NLA- zum NLB-Eishockey auf Anhieb gelungen ist. Während viele mit der «wilden» und weniger systematischen Spielweise in der Zweitklassigkeit mehr oder weniger grosse Probleme hatten, vermochte Adrian Gerber sein schon in der höchsten Spielklasse gezeigtes Niveau zu halten. «Die NLB hat sich seit meiner Saison bei Visp vor zehn Jahren im positiven Sinn entwickelt. Die Anzahl junger, gut ausgebildeter und vor allem läuferisch starker Spieler ist enorm gestiegen. Sie wollen sich einen Platz in einem NLA-Team erkämpfen. Dafür geben sie alles und man darf ihnen im Verlauf eines Spieles nichts geben, sonst packen sie zu. Alle NLB-Gegner verdienen den nötigen Respekt. Tut man dies nicht, befindet man sich schon auf dem Weg in die Niederlage.»