Aller guten Dinge sind drei Siege

Die Vergangenheit zeigt – mindestens drei Siege in den letzten fünf Qualifikationsspielen waren stets die beste Ausgangslage für einen erfolgreichen Kampf um den Ligaerhalt. Dieser beginnt in zehn Tagen.

Presse • • von Wochen-Zeitung, Werner Haller

Einen Sieg haben sich die SCL Tigers schon erkämpft, das 6:5 n.V. im Heimderby gegen den SCB. Einen zweiten verpassten sie in Zürich gegen den Schweizer Meister nach einer kämpferisch wiederum guten Leistung nur ganz knapp. Noch haben sie drei Chancen, um im Hinblick auf die Best-of-7-Playoutserie gegen Biel oder Kloten so richtig in Fahrt zu kommen. Morgen in Zug sind sie Aussenseiter mit dem Ziel, das zweitbeste Heimteam der NLA voll herauszufordern. Deutlich höher sind die Erwartungen in den beiden letzten Heimspielen der Qualifikation gegen den möglichen Playoutgegner Biel (Samstag) und Ser-
vette (Dienstag): Zwei Siege und das Maximum von sechs Punkten.

 

Im gleichen Stil fortfahren
Wenige Tage vor dem Beginn des Abstiegskampfes ist es im Grunde genommen nichts anderes als reine Pflicht, mit der gleichen Einstellung wie gegen den SCB und die ZSC Lions zu spielen. Alles andere wäre ein Rückschlag. Denn eines darf man nicht vergessen – in den Playoutspielen werden Erfolgsdruck und Kadenz nochmals höher sein, als in den letzten Begegnungen der Qualifikation.


Das Derby gegen den SCB sollten sich die SCL Tigers in ihren Köpfen als wegweisendes Spiel für den Kampf um den Ligaerhalt abspeichern. Wer mit viel Herz und Willen und restlosem Einsatz spielt und bis zuletzt nicht aufgibt, kann Tiefs überwinden. So wie beispielsweise der 0:2- und 3:5-Rückstand gegen die Berner. Es ist absolut kein Zufall, wer in den Schlussminuten in einer scheinbar aussichtslosen Situation die Wende von 3:5 auf 6:5 n.V. mit zwei Toren in Unterzahl einleitete: Simon Moser und Etienne Froidevaux. Sie sind unermüdliche Zweiwegstürmer voller Energie, die 24 Stunden nach dem Derby ihre Qualitäten in Zürich bestätigten, zweimal für den Ausgleich sorgten und damit der Mannschaft die Chance für einen Punktgewinn gaben. Mit Joel Genazzi kann Headcoach Alex Reinhard ab sofort einen weiteren Energiespieler einsetzen. Und der Cheftrainer ist sicherlich erleichtert, dass die Abwehr mit Bryce Lampman um einen sicheren Wert ergänzt werden konnte. Kann der amerikanische Defensivverteidiger sein in den beiden ersten Spielen gezeigtes Niveau halten, dann ist er ein Gewinn.

 



Der Playoutkader der SCL Tigers
Den beiden SCL Tigers-Coaches Alex Reinhard und Konstantin Kuraschew steht für das Playout ein Kader von total 37 Spielern zur Verfügung. Torhüter (4): Bäumle, Giovannini, Zaugg (Elitejunioren Young Tigers) und Ciaccio (La Chaux-de-Fonds; nach Abschluss des NLB-Playoffs mit dem Klub). Verteidiger (11): Lampman (USA), Reber, Simon Lüthi, Lardi, Christian Moser, Stettler, Lindemann, Rytz, El Assaoui (La Chaux-de-Fonds; nach Abschluss des NLB-Playoffs), Valentin Lüthi und Nando Wüthrich (Basel). Mark Popovic (Ka) steht voraussichtlich nicht zur Verfügung. Er leidet nach wie vor an den Folgen einer schweren Hirnerschütterung. Stürmer (22): McLean, Pelletier, Bomersback (alle Ka), Simon Moser, Froidevaux, Genazzi (nach Hirnerschütterung wieder einsatzbereit), Haas, Bucher, Adrian Gerber, Jacquemet, Rexha, Leblanc, Claudio Moggi, Sandro Moggi, Brunner, Nüssli, Sterchi und Montandon.
Nach Abschluss des NLB-Playoffs ihrer Klubs: Brunold (Visp), Schlapbach, Mäder, Sigrist (alle Ajoie).


Die lange Reise von «Mister Zuverlässig»
NHL-Scout Bob Crocker empfahl im Sommer 2001 den New York Rangers, sich im Draft die Rechte eines amerikanischen Juniorenverteidigers zu sichern: Bryce Lampman, der letzte Woche von den SCL Tigers bis Saisonende verpflichtet wurde. «Bryce Lampman», schrieb Crocker in seinem Scoutingreport, «ist in der eigenen Verteidigungszone ein ‹Mister Zuverlässig›. Zwei Qualitäten zeichnen ihn aus: Die Fähigkeit, das Defensivspiel schnell zu analysieren und auf die jeweilige Situation richtig zu reagieren.»


119 Positionen vor Martin Gerber
Die New York Rangers drafteten Lampman in der vierten Runde, 119 Positionen vor Martin Gerber, welcher Mitte Juni 2011 von Anaheim verpflichtet wurde. In der Zwischenzeit hat sich der Kreis geschlossen und Lampman hat bei Gerbers Stammklub eine neue Chance erhalten. Es ist bereits die zehnte in den letzten sechs Jahren in fünf verschiedenen Ligen: Norfolk, Iowa, Peoria, Houston, Portland (alle AHL), Orlando (ECHL), Khabarowsk (KHL; Russland), Ingolstadt, Hannover (beide DEL) und jetzt Langnau. Der neue SCL Tigers-Verteidiger ist einer von ungezählten Spielern, deren Karriere nicht so verlief wie man hätte vermuten können. «Ich hätte auch lieber nur für zwei, drei Teams gespielt», sagt Lampman. «Was aber mit mir in den letzten sechs Jahren geschehen ist, gehört zum Geschäft. Man darf sich nur nicht entmutigen lassen, sondern muss versuchen, jede neue Chance so gut wie nur möglich zu nutzen.» Zu Beginn seiner Karriere allerdings ist Lampman im richtigen Moment am richtigen Ort gestanden. 2001 gewann er als Captain der Omaha Lancers den Meistertitel der United States Hockey League, der bedeutendsten Juniorenliga der USA, und wurde für die U20-WM aufgeboten. Er wurde von den New York Rangers gedraftet und ab Dezember 2002 spielte er in der AHL für das Farmteam Hartford. «Dort hatte ich», sagt Lampman, «was man als junger Spieler für eine positive Entwicklung braucht: Kontinuität. In den ersten drei der fünf Saisons spielte ich immer mit Lawrence Nycholat zusammen.»

 
Mehrmals an der Türe zur NHL
In 287 AHL-Spielen erzielte Bryce Lampman zwar nur 22 Tore und 61 Assists, dafür kamen aber seine Defensivqualitäten in einer erstklassigen Plus-55-Bilanz deutlich zum Ausdruck. Mehrmals wurde er ins Trainingscamp und in den Kader der New York Rangers berufen, doch zu mehr als zehn Spielen in der weltbesten Liga reichte es nicht. Im Sommer 2007 war Lampman in ein Tauschgeschäft zwischen den Rangers und Tampa verwickelt. Es war der Anfang einer langen Reise, die vorläufig im Emmental ein Ende gefunden hat.