Am Sonntag wird Fust bei den Tigers entlassen

von Klaus Zaugg - Es ist vollbracht: Langnaus Verwaltungsrat hat am Mittwochabend beschlossen, Trainer John Fust am Sonntag seines Amtes zu entheben - wenn er die beiden nächsten Partien verliert.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg


 

Die Ohnmacht des Trainers gesehen

So ein Mann wird nicht so einfach des Amtes enthoben. Am letzten Dienstag haben die Verwaltungsräte bei garstigem Wetter die weite Reise ins Züribiet hinab nicht gescheut, um noch einmal der «Mähre zum Auge zu schauen.» Die Mähre ist im Emmentaler Agrarjargon eine Stute. Der Stute zum Auge zu schauen will heissen, etwas noch einmal einer ganz sorgfältigen Prüfung zu unterziehen.

 

Die Herren sassen während des Spiels der Kloten Flyers gegen die SCL Tigers (5:0) direkt hinter der Langnauer Spielerbank und konnten aus nächster Nähe die Ohnmacht ihres tüchtigen Trainers erleben. Die Erkenntnis reifte: Es geht einfach nicht mehr. Es ist besser, John Fust von der Bürde des Amtes zu erlösen.

 

Vertrag bis 2015

Der Entscheid sollte ursprünglich erst am nächsten Montag gefällt werden. Doch nun einigte man sich bereits am Mittwochabend auf das Vorgehen: John Fust steht noch am Freitag gegen Fribourg und am Samstag in Lugano an der Bande. Dann soll er freigestellt werden und vorerst eine wohlverdiente Erholungspause bekommen. Erst nach der Weihnachtspause soll dann ausgehandelt werden, wie es weiter gehen soll: John Fust hat ja noch einen Vertrag bis ins Frühjahr 2015 und verdient etwas mehr als 250 000 Franken im Jahr.

 

Auf diesen Entscheid kommt der Verwaltungsrat gemäss verlässlichen Informationen nur dann zurück, wenn die Mannschaft am Freitag gegen Fribourg-Gottéron und am Samstag in Lugano auf ganz und gar überzeugende Art und Weise siegen sollte. Interessant wird sein, ob der Entscheid umgestossen wird, wenn es beispielsweise in den zwei Partien einen glücklichen, erknorzten und unverdienten Sieg sowie eine unglückliche und unverdiente Niederlage absetzen sollte.

 

Der Nachfolger heisst Kuraschew

Aber eben: Der Glaube an die Wende ist offenbar nach dem Frontbesuch in Kloten verloren gegangen. Denn am Mittwochabend ist auch eine Lösung für die kurzfristige Fust-Nachfolge gefunden worden. Die Mannschaft soll vorerst von Konstantin Kuraschew, dem Trainer der Elite-Junioren, übernommen werden. Der Russe hat bereits einmal in der Saison 2009/10 die SCL Tigers erfolgreich durch den Abstiegskampf geführt. Als Trainer Christian Weber wegen vorzeitiger Vertragsunterschrift bei den Lakers freigestellt werden musste.

 

Offenbar fehlt formell nur noch das Einverständnis von Verwaltungsrat Karl Brügger, der als Präsident der SCL Young Tigers die Nachwuchsabteilung führt und in den letzten Jahren mit viel Engagement auf den besten Stand seit 25 Jahren weiter entwickelt hat. Brügger war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

 

Der charismatischste Nothelfer wäre natürlich der in Kloten nicht mehr weiterbeschäftigte Trainer Felix Hollenstein. Er sagt gegenüber 20 Minuten Online, er sei für neue Herausforderungen bereit. Doch offenbar sind Langnaus Verwaltungsräte bereits rätig geworden, so oder so vorerst auf Hollensteins Dienste zu verzichten. Klar ist auch, dass Sportchef Jakob Kölliker nicht als Nothelfer an die Bande stehen wird. Soweit also unsere Wiedergabe der vertraulichen und glaubwürdigen Rapporte der Gewährsleute aus Langnau.

 

Fust schon bald in Langenthal?

Nun noch ein Blick in die Zukunft: Wenn die Amtsenthebung von John Fust erst einmal öffentlich verkündet und beschlossen sein sollte, werden die Spekulationen ins Kraut schiessen. Der Vertrag von Langenthals Erfolgstrainer Heinz Ehlers läuft Ende Saison aus.

 

Gewährsleute aus dem Tal melden, dass Ehlers Agent Andy Rufener in der Sache bereits ganz unverbindlich mit Langnaus Sportchef Jakob Kölliker geplaudert habe. Und sollten die Langenthaler Ende Saison Trainer Heinz Ehlers verlieren, dann würde ein charismatischer, aber vorübergehend glückloser NLA-Trainer ein Thema im Oberaargau, der auch schon mit grossem Erfolg in der NLB gearbeitet hat: John Fust.