1:12 - gefährlich für das Schweizer Eishockey?

Bei Annahme der 1:12 – Initiative ist Kreativität gefragt

Fragt man die CEOs der Sportklubs, so ist die Annahme der 1:12 – Initiative das Ende des Spitzensports in unserem Land. Georges Müller ist einer der bedeutendsten Spieleragenten im Schweizerischen Eishockey. Auch er ist gegen die Initiative. Doch seine Argumentation ist längst nicht so dramatisch.

News • • von Bruno Wüthrich

 

profilbild_georges_mueller

 

FANTIGER gibt sich immer Mühe, weitgehend unpolitisch zu sein und zu bleiben. Dies gelingt uns nicht immer, und letztendlich ist uns dies auch egal. Zumindest bei Vorlagen, die auch den Sport und theoretisch sogar die SCL Tigers betreffen könnten, sehen wir uns schon fast gezwungen,Ausnahmen zu machen. Dies ist bei der vorliegenden, am kommenden Wochenende zur Abstimmung gelangenden «1:12 – Initiative» der Fall. Nachdem bisher vornehmlich Geschäftsführer der Schweizer Grossklubs ihre Meinung dienstfertigen Sportjournalisten in deren Notizblöcke diktierten, will FANTIGER eine andere Sichtweise in die Diskussion einbringen. Nämlich diejenige der Spielervermittler. Diese – so unsere Vermutung - werden sich nämlich intensivst mit den Auswirkungen dieser Initiative befasst haben. Wir fragten Georges Müller (39), den Agenten von Simon Moser, Roman Josi und ca. 40 weiteren namhaften Eishockeyanern der Schweiz. Müller ist Mitinhaber der renommierten Anwaltskanzlei Müller & Paparis mit Sitz an der ebenfalls renommierten und weltbekannten Bahnhofstrasse in Zürich, und hat sich seinen ausgezeichneten Ruf als Spielervermittler quasi im Nebenamt erarbeitet. Dass er meinungsmässig ins gleiche Horn bläst wie die Sportklub-Verantwortlichen, stört uns nicht im geringsten. Viel wichtiger sind seine Argumentationen. Diese verbreiten nämlich keinerlei Weltuntergangsstimmung, sondern sind sachlich, und zeigen Möglichkeiten selbst bei einer Annahme der Initiative.

 

FANTIGER: Herr Müller, es geht in die Endphase der Meinungsbildung rund um die 1:12 – Initiative. Auf den Sportseiten der Print- und Onlinepresse wird schon fast panisch auf die Folgen einer Annahme hingewiesen. Verstehen Sie diese Panikmache?

 

Georges Müller: Die möglichen Konsequenzen bei Annahme der Initiative sind durchaus ernst zu nehmen. Panikmache ist jedoch nicht die richtige Reaktion, vielmehr ist Aufklärung gefragt. Auf der anderen Seite kann die Panikmache auch wachrütteln.

 

Nehmen wir an, die Initiative findet im Volk mehrheitlich Zustimmung. Was würde der Anwalt und Spieleragent Georges Müller unternehmen, damit seine Spieler a) in der Schweiz weiter spielen können, und b) keine finanziellen Einbussen erleiden würden? Bei dieser Frage gehen wir davon aus, dass die Bereitschaft der Spieler, in der Schweiz zu spielen, und der Klubs, ihre wichtigsten Arbeitnehmer gut zu bezahlen, etwas gleich gross sind, wie bisher.

 

Nun ja, es dürften in der Schweiz wohl nur die allerwenigsten Eishockeyspieler mehr als das Zwölffache verdienen als andere Angestellte im selben Unternehmen. Trotzdem ist zu hoffen, dass die Initiative nicht mehrheitlich Zustimmung findet. Sollte dies wider Erwarten doch eintreten, ist – sollte die Lohnschere weiter aufgehen – Kreativität gefragt. Es gäbe wohl durchaus Möglichkeiten. Ich denke da z.B. an eine eigene AG für die Spieler, Trainer und das Management. Viele Klubs kennen schon heute ähnliche Konstrukte, wenn auch nicht ganz vergleichbar.

 

Ist es denkbar, dass Spieler mit hochdotierten Verträgen künftig – bei Annahme der Initiative – im Mandat für die Klubs tätig sind? Oder ist dies aus rechtlicher Sicht bedenklich?

 

Das müsste man genauer Anschauen, aber davon würde ich – mindestens aus heutiger Sicht – abraten. Spieler sind ganz normale Arbeitnehmer, daran wird sich nichts ändern. Wichtig ist, dass man die dannzumal geltenden Regelungen nicht umgeht, sondern Wege sucht, welche rechtskonform sind.

 

Ist es denkbar, dass der Agent künftig die Spielerlöhne bezahlt, und dafür den Klubs Rechnung stellt? Oder anders ausgedrückt: Ist es denkbar, dass künftig der Agent als Arbeitgeber von einzelnen Spielern auftritt?

 

Das halte ich für ausgeschlossen.

 

Könnte die 1:12 – Initiative die Gehälter für Sportler (bzw. Abgeltungen für sportliche Leistungen) tatsächlich beeinflussen, oder würde trotzdem der Markt auch nach deren Annahme weiter spielen?

 

Auszuschliessen ist nichts, aber das glaube ich nicht. Vielmehr werden legale Wege beschritten, um die Auswirkungen abzufedern oder gar zu beseitigen.

 

Wie gross wäre bei einer Annahme der Initiative die Gefahr, dass es unsere besten Eishockeyspieler noch mehr als bisher ins Ausland zieht?

 

Diese Gefahr ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Insbesondere dann nicht, wenn sich in absehbarer Zeit keine vernünftigen Lösungen für einen Verbleib in der Schweiz abzeichnen. Doch wie erwähnt ist die Lohnschere im Schweizer Eishockey nicht so gross. Der Fussball z.B. ist da eher „gefährdet“.