Biel nicht mehr in den Fussstapfen von Langnau

Blog • • von Bruno

   

Nach der Niederlage gegen die ZSC Lions sind die Seeländer Playout-Kandidat

 

Die Niederlage von Biel gegen die ZSC Lions und der gleichzeitige Sieg von Servette gegen Fribourg führte zum Zusammenschluss am Strich. Derweil die Genfer erst richtig Fahrt aufnehmen, schlottern den Seeländern die Knie. Fallen die SCL Tigers auf den letzten Platz zurück, gibt es das kleine Berner Derby als Playout-Halbfinal!SEPARATOR

 

Ich gebe es zu: Ich hatte es Kevin Schläpfer gegönnt, wenn er mit seinem EHC Biel die Playoffs erreicht hätte. Dieser Mann tut dem Schweizer Eishockey gut. Er ist kommunikativ, hat Ausstrahlung, und mit seinem jungenhaften Humor wirkt er zuweilen wie ein Clown. Aber wie ein Clown mit Autorität und Kompetenz. Lange Zeit schien der Puck in dieser Saison für den EHC Biel zu laufen, und es machte den Anschein, als befänden sich die Seeländer in den Fussstapren der SCL Tigers. Die Journalisten und Bloger übertrumpften sich mit Erklärungen, weshalb dies so sei, und was von Schläpfers Team erwartet werden könne. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es nichts mit Bieler Playoffs. Der EHC Biel wird ausgerechnet zu dem Zeitpunkt abgefangen, in welchem sich die SCL Tigers ihren unerwarteten Erfolg im letzten Jahr definitiv sicherten. Das Spiel gegen die ZSC Lions zeigte gnadenlos auf, dass Biel zu wenig Potential und derzeit auch zu wenig Power hat, um weiterhin in den Spuren der Tiger zu laufen. Zwar liegen in den letzten Spielen auch ein paar Gratispunkte bereit. Aber damit kann Genf auch rechnen. Lange Zeit konnte unser Kantonsrivale sein fehlendes Talent mit Leidenschaft aufwiegen. Genau so wie letzte Saison die SCL Tigers. Und ungefähr zum gleichen Zeitpunkt wie letztes Jahr den SCL Tigers geht heuer dem EHC Biel der Saft aus. Der Unterschied: Biel ist derzeit noch nicht für die Playoffs qualifiziert. Mehr noch: Nach einem dereinst satten Punktepolster wurden sie gestern Abend von Servette eingeholt und müssen bereits am kommenden Wochenende damit rechnen, unter den Strich zu fallen. Am Freitag spielen die Genfer gegen die SCL Tigers, derweil Biel in Rapperswil antritt . Am Samstag folgt dann die Duell der beiden direkten Konkurrenten in Biel. Zu diesem Zeitpunkt waren in der vergangenen Saison die SCL Tigers bereits für die Playoffs qualifiziert.

 

Bleiben die SCL Tigers auf dem 11. Rang oder stossen sie noch auf Rang 10 vor, so verändert sich für die Langnauer nichts. In diesem Fall wird der Gegner im Playout-Halbfinal Ambri heissen. Ziehen jedoch die Lakers noch an uns vorbei (da stehe Gott vor), wartet nicht mehr Genf-Servette auf die SCL Tigers, sondern der EHC Biel. Spektakel, Emotionen und viele Zuschauer wären garantiert. Wollen die Tiger in der NLA überleben, dürfen sie keinen Gegner fürchten. Da muss der eine sein wie der andere. Eine Mannschaft, die es zu schlagen gilt.

 

Es wird also keine Überraschungsmannschaft in den Playoffs geben. Die Bieler liessen die Eishockeyschweiz immerhin lange Zeit darauf hoffen. Dabei ist es doch immer wieder schön, wenn ein hoch gehandeltes Team in den Niederungen der Playouts auftaucht. Wie wärs mal mit dem SCB?

 

Der sichtlich gut gelaunte Lions-Coach Bob Hartley rühmte nach dem Spiel seinen Nachwuchsstar Lucca Cunti, welcher auch schon für die SCL Tigers auflief, aber im Emmental offenbar durchfiel. Cunti zeigte in der Tat eine starke Leistung, wie oft in letzter Zeit, und Hartley erzählte, wie er nach einem Testspiel zwischen den ZSC Lions und den GCK Lions seine Chefs fragte, was denn das für einer sei. Den wolle er unbedingt im Team. «Sie rieten mir ab. Der sei nicht pflegeleicht und hätte einen miserablen Ruf. Aber ich sagte: Was interessiert mich die Vergangenheit. Jeder Mensch macht Fehler. Ich will es mit ihm versuchen.» Über Cunti ist auf hockeyfans.ch eine Geschichte zu lesen.

 

Derweil wollte Biel-Coach Kevin Schläpfer die Niederlage nicht dramatisieren. «Zürich war einfach eine Spur besser als wir. Jetzt müssen wir am Wochenende punkten.» Schläpfer sprach auch die Belastung an, welche seinem Team und auch ihm selbst zunehmend zu schaffen mache. Er selbst spüre inzwischen die Doppelbelastung als Coach und Sportchef. Es müsse dringend ein Sportchef her. Auf meinen Einwand, dass dies ja dann ein Sportchef wäre, der dem Coach unterstellt sei, lachte Schläpfer und sagte: «Das hätte ich jetzt von mir aus nie selbst gesagt. Aber es stimmt.»

 

Und zum Schluss noch dies: Schläpfer ist mit Markus Bösiger gut befreundet und so wurde auch über die KHL-Pläne und die Helvetics etwas gewitzelt. Aber auf ernsthafte Nachfrage meinte Schläpfer: «Wenn das der internationale Verband nicht verhindern kann, - und wie sollte er dies tun? - dann wird dies niemand verhindern. Und so wie ich Bösiger kenne, wird er das durchziehen.» Dann fügte er noch an: Ich kenne einige Spieler, die bereits jetzt auf eine Chance bei den Helvetics spekulieren. Und es sind nicht die Schlechtesten.»