ZSC Lions - SCL Tigers 3:5 (1:1, 2:2, 0:2)

Das Zürcher Geschenk dankend angenommen

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Als bei den Zürchern der Schlendrian einkehrte, schlugen die Tiger zu. Drei ebenso wichtige wie unerwartete Punkte beim Leader.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Zu Beginn spielten die Zürcher konzentriert und sorgten vor dem Tor der SCL Tigers öfters für hektische Momente. Bild: Susanne Bärtschi.

 

Unglaublich! Als Severin Blindenbacher in der 29. Minute das 3:1 für die ZSC Lions erzielte, hätte keiner mehr auf einen Punktgewinn der SCL Tigers gewettet. Das Tor fiel in Überzahl. Gerade mal fünf Sekunden brauchte der Schütze, es zu erzielen. Und es war bereits der zweite Powerplay-Treffer, den die Platzherren erzielten, die insgesamt zwei von drei Langnauer Strafen gnadenlos ausnützten. Bereits das 1:0 durch Chris Baltisberger kassierten die Tiger zu viert. Danach glichen die Langnauer durch Rob Schremp (vom Zürcher-Speaker konsequent Schrumpf genannt) aus. Immerhin ging es mit dem unentschiedenen Spielstand in die erste Pause. Doch so oder so schien nach dem Ausgleich alles seinen gewohnten, unspektakulären Gang zu nehmen, wie dies seit mittlerweilen achteinhalb Jahren der Fall war. Den letzten Sieg gegen die Zürcher feierten die Emmentaler im Februar 2008. In der 23. Minute erzielte Fabrice Herzog im Alleingang das 2:1. Eine Minute später traf Severin Blindenbacher den Pfosten. Es folgte Grosschance auf Grosschance für die Einheimischen. Das 3:1, wie oben beschrieben, war mehr als logisch. Weshalb es diesmal anders als zu einem weiteren, programmierten Erfolg der Zürcher kommen sollte, war zur Spielmitte beim besten Willen nicht ersichtlich, auch weil Ronald Kenins (34.) noch den Pfosten traf.

 

Dass ihnen der Sieg nicht mehr zu nehmen sein würde, dachten wohl auch die Zürcher. Denn auf einmal kehrte bei ihnen der Schlendrian ein. Statt 5:1 oder 6:1 nach 40 Minuten hiess es plötzlich 3:3. Nils Berger in seinem ersten Meisterschaftsspiel für die SCL Tigers in dieser Saison (35.) und Eero Elo (vom Platzspeaker Eelo Ero genannt / 38.) glichen bis Ende des zweiten Abschnitts das Geschehen aus. «Es braucht immer zwei, einer der nachlässt, und der andere, der dies ausnutzt», freute sich Claudio Moggi nach dem Spiel. Der erneut unentschiedene Spielstand auch nach zwei Dritteln schmeichelte den Besuchern.

 

Wer im letzten Abschnitt darauf gezählt hat, dass die Zürcher ihren Lapsus aus dem Mitteldrittel noch korrigieren würden, sah sich getäuscht. Das Gegenteil trat ein. In der 43. Minute brachte Eero Elo sein Team mit seinem zweiten Treffer sogar erstmals in Führung. Was folgte, war ein Sturmlauf der Zürcher, die jedoch ideenlos wirkten, und die, obwohl sie die Langnauer beinahe erdrückten, keine zwingenden Torchancen mehr zustande brachten. Die Tiger brachten den Erfolg letztlich mehr oder weniger problemlos nach hause.

 

In der 59. Minute erzielte Topscorer Chris DiDomenico den entscheidenden Treffer zum unerwarteten Sieg ins leere Tor. Herausragend im Langnauer Kollektiv war Rob Schremp mit drei Skorerpunkten (1 Tor und zwei Assists), Eero Elo (2 Tore) und Nils Berger, der bereits morgen wieder für Rapperswil spielt, mit einem Tor und drei Assists (!!!). Speziell erwähnen müssen wir allerdings auch Torhüter Ivars Punnenovs. Er hielt, was zu halten war, und noch ein Bisschen mehr.

 

 

Das Tor zum 2:1 für die ZSC Lions durch Fabrice Herzog. Bild: Susanne Bärtschi.

 

ZSC Lions - SCL Tigers 3:5 (1:1, 2:2, 0:2)

 

Hallenstadion Zürich, 8'857 Zuschauer. SR: Massy/Wiegant, Abegglen/Fluri. Tore: 14. C. Baltisberger (Blindenbacher, Ausschluss Koistinen) 1:0. 16. Schremp (N. Berger) 1:1. 23. Herzog (Cunti) 2:1. 29. Blindenbacher (Shannon, Sjögren, Ausschluss N. Berger) 3:1. 35. N. Berger (Chiriaev, R. Gerber) 3:2. 38. Elo (Schremp) 3:3. 43. Elo (N. Berger, Schremp) 3:4. 59. DiDomenico (Lindemann, ins leere Tor) 3:5. Strafen: je 3-mal zwei Minuten.

 

ZSC Lions: Flüeler; Siegenthaler, Blindenbacher; Geering, Rundblad; Marti, Seger; Guerra, P. Baltisberger; Thoresen, Shannon, C. Baltisberger; Wick, Sjögren, Nilsson; Herzog, Cunti, Schäppi; Kenins, Trachsler, Bärtschi.

 

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Seydoux; Randegger, Zryd; Müller, Weisskopf; A. Gerber, Wyss; Moggi, Schremp, Elo; Nüssli, Albrecht, DiDomenico; Lindemann, P. Berger, Kuonen; N. Berger, Chiriaev, R. Gerber.

 

Bemerkungen: ZSC Lions ohne Hächler, Suter, Künzle, Pestoni, SCL Tigers ohne Stettler, Haas (beide verletzt), Shinnimin, Currit (beide überzählig). 24. Pfostenschuss Blindenbacher. 34. Pfostenschuss Kenins. 57.24: Timeout ZSC Lions. ZSC Lions ab 57.25 bis 58.40 und ab 59.24 ohne Torhüter.