Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Der «Tiger» soll nicht mehr straucheln

Die SCL Tigers bereiten sich in dieser Woche in Deutschland auf die NLB-Saison vor. Beim Absteiger blieb im Sommer kaum ein Stein auf dem anderen.

Presse •

Vergessen sind sie nicht, die Bilder von starken und bärtigen Männern, welche mit feuchten Augen gedankenverloren nach Worten ringen. Erst 16 Wochen sind vergangen, seitdem die SCL Tigers in der Lausanner Eishalle in die NLB abgestiegen sind – und dennoch scheint dieser aus Langnauer Sicht so finstere Abend schon weit weg zu sein. Am 29.Juli haben die Emmentaler mit dem Training auf glattem Untergrund begonnen, wobei von einer stark modifizierten Tigers-Ausgabe erzählt werden muss. Chefcoach (Tomas Tamfal) und Goalietrainer (Dusan Sidor) sind neu; mit ihnen kamen 15 Spieler, derweil deren 18 das Team verliessen und nur 11 Profis aus der Vorsaison noch dabei sind. Rund um die Ilfishalle weht ein frischer Wind, Aufbruchstimmung ist spürbar.

 

Der Ligakrösus

Aufgebrochen sind die Langnauer am Montag nach Füssen, im Allgäu absolvieren sie in dieser Woche ein Trainingslager. Dreimal pro Trag wird trainiert, übermorgen steht das Testspiel gegen den österreichischen Erstligisten Innsbruck auf dem Programm. In zwei Wochen werden die SCL Tigers nochmals ins Ausland reisen, in Österreich und in Italien nimmt die Equipe am Dolomiten-Cup teil.

 

Nach 15 Saisons in Serie auf höchster Stufe beginnt für die Tigers eine neue Zeitrechnung. In der NLB müssen die Langnauer das Mass der Dinge sein, nur schon aufgrund ihrer infrastrukturellen und finanziellen Vorteile. Der Verein kommuniziert zwar keine Zahlen, das Budget dürfte nach Schätzungen aber höher sein als jenes von Aufsteiger Lausanne, der in der vergangenen Saison mit 7 Millionen Franken operierte. Den Emmentalern steht demnach mehr als doppelt so viel Geld zur Verfügung als der ligainternen Konkurrenz. Es erstaunte, würden die Langnauer nicht mit den höchsten Zuschauerzahlen aufwarten. Über 2000 Saisonabonnemente sind verkauft, mehr als 3000 sollen es bis zum Saisonstart sein. Um Imagewerbung zu betreiben, hat Geschäftsführer Wolfgang Schickli an jeden Abonnenten eine handgeschriebene Dankeskarte verschickt.

 

Das grosse Kader

Schickli sagt, die am 13.September beginnende Meisterschaft sei eine «riesige Herausforderung», weil jeder Klub unbedingt gegen die Tigers gewinnen wolle. Er warnt vor übertriebenen Erwartungen, lobt aber die physischen Werte der Spieler und weist darauf hin, dass die Rollen im Verein nun richtig verteilt seien. Von der Missstimmung und dem Kompetenzgerangel zwischen einigen Entscheidungsträgern in der Vorsaison ist offenbar nichts mehr zu spüren.

 

Noch fehlt Tamfal ein Assistent – ein Kandidat könnte Alfred Bohren sein –, das Kader hingegen ist etwas aufgebläht. 17 Stürmer stehen unter Vertrag, der eine oder andere könnte im Partnerteam in Burgdorf (1.Liga) Spielpraxis sammeln. Etwa 40 Akteure seien dem Klub in den letzten Monaten angeboten worden, «Bewerbungen treffen noch immer ein», konstatiert Schickli. Womöglich wird der eine oder andere Spieler zu Testzwecken eingeladen, «einen weiteren Transfer wird es vorerst aber nicht geben». Etwas Geld, das Team allenfalls im Verlauf der Saison zu verstärken, ist vorhanden. Seit Ende Juli belastet auch der freigestellte Sportchef Köbi Kölliker das Lohnbudget nicht mehr.