Die Gefahr, Kevin Schläpfer zu verheizen

von Klaus Zaugg - Beim EHC Biel braut sich ein Gewitter zusammen. Der Ausverkauf von wichtigen Spielern könnte das Ende der «Ära Schläpfer» provozieren.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg

Es gibt Situationen, die sind so heikel, dass sogar einer wie Kevin Schläpfer zum Diplomaten wird. In Biel läuft der Ausverkauf. Thomas Wellinger (zum SCB), Clarence Kparghai (zu Lugano) und Anthony Huguenin (zu Fribourg) gehen Ende Saison. Weitere Abgänge sind wahrscheinlich. Auf die Frage, wie er mit der Arbeit des neuen Sportchefs Martin Steinegger zufrieden sei, sagt Schläpfer: «Damit das klar ist: Ich habe kein Problem mit Stoney. Ich mag ihn.»

 

Es ist sein Pech, dass er mit dem ganzen Körper kommuniziert. Mit den Händen, mit allen Gesichtsmuskeln. Was er nicht sagt, aber meint: Er ist ganz und gar nicht zufrieden. Der Baselbieter ist der Architekt des modernen EHC Biel. Er hat in der NLB als Sportchef eine Aufstiegsmannschaft zusammengestellt und das Team zusammengehalten. Erst im letzten Sommer hat Martin Steinegger das Amt des Sportchefs übernommen. Das Problem: Schläpfer ist ein erstklassiger Verkäufer und Verhandler. Der introvertierte Steinegger ist es nicht.

 

Kündigung nicht ganz undenkbar

Sauer ist Biels Trainer aufgestossen, dass der Sportchef die letzte Natipause für ein Amerika-Reisli genützt hat. «Dabei ist diese Zeit die wichtigste, um hier mit den Spielern zu verhandeln.» Aber er wolle das nicht als Steinegger-Kritik verstanden wissen. Er hätte es wohl auch nicht geschafft, Wellinger, Kparghai und Huguenin zu halten.Manager Daniel Villard, der Chef von Schläpfer und Steinegger, beruhigt. «Wir wissen, dass die beiden nicht die gleichen Typen sind. Das ist ganz gut so. Es muss auch jemand die Arbeit im Büro machen.»

 

Das Unbehagen bei Schläpfer bleibt: «Wenn wir in die Playouts geraten, haben wir mit so vielen Spielern, die schon jetzt wissen, dass sie nicht mehr bei uns spielen werden, ein grosses Problem.» Er wisse, dass der Verlust von Spielern nun mal zur Herausforderung Biels gehöre. «Aber es kann sein, dass ich irgendwann die Energie für diesen Kampf nicht mehr aufbringe.» Biel läuft Gefahr, Schläpfer zu verheizen. Der «Hockey-Gott» hat einen Vertrag bis zum 30. April 2014. Er dementiert es zwar. Aber es ist die Wahrheit: Im kleinen Kreis hat Kevin Schläpfer laut darüber nachgedacht, im nächsten Herbst vorzeitig den Verzicht auf eine Vertragsverlängerung zu verkünden und eine neue Herausforderung zu suchen.

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