Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Die NLB – eine tickende Zeitbombe

Nach diversen finanziell bedingten Rückzügen spielen noch neun Equipen in der National League B. Damit die Liga nicht weiter an Relevanz verliert, muss sie wachsen. Fragt sich nur, wie das geschehen soll.

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Da warens nur noch neun. So viele Mannschaften umfasst die National League B, nachdem Basel im Sommer mir nichts, dir nichts Konkurs anmeldete und sein Profiteam auflöste. Es war der sechste finanziell bedingte Rückzug binnen neun Jahren nach den Desastern in Morges, Martigny, Chur, Neuenburg und Sierre.

 

Die zweithöchste Spielklasse hat eine Grösse angenommen, die existenzielle Fragen aufwirft – sowohl bei den Klubs als auch beim Verband läuten Alarmglocken. Die Neunerliga führt dazu, dass lediglich ein Verein die Playoffs verpasst, sämtliche Equipen in der Qualifikation sechsmal aufeinandertreffen. Es droht Langeweile, einige Fangruppierungen haben ihren Unmut geäussert. Die Entwicklung zeigt: Die NLB ist eine tickende Zeitbombe.

 

In der Zwickmühle

An und für sich ist es paradox. Die NLB ist ausgeglichen wie selten; vier Klubs werden Chancen eingeräumt, den Titel zu gewinnen. In Langnau, Langenthal, Olten und Visp stehen ganze Regionen hinter der jeweiligen Organisation, die Zuschauerschnitte bewegen sich zwischen 2340 und 5000. Die NLB sei jedoch eine sehr volatile Angelegenheit, «für viele ist sie ein Überlebenskampf», sagt Langenthals Geschäftsführer Gian Kämpf. Das Problem ist, dass seit geraumer Zeit kaum Vereine aus der 1. Liga Aufstiegsambitionen hegen.

 

Der Unterschied zum Profieishockey sei zu gross, hält Kämpf fest, «es braucht eine Geschäftsstelle, Ausländer, ein fast zehnmal grösseres Budget». Das schreckt offenbar ab – und sorgt für einen Teufelskreis. Denn: Von oben dürfte die NLB kaum befruchtet werden. Über Modusänderungen entscheiden die Nationalligaklubs, jene aus der NLA haben zwei Stimmen, die Vertreter aus dem Unterhaus wählen mit einer Stimme. Es ist demnach nicht davon auszugehen, dass die NLA beispielsweise auf zehn Klubs reduziert wird.

 

Das demokratische System sei problematisch, meint Kämpf, derweil Ruedi Trachsel sagt, es sei fast undenkbar, eine Änderung durchzubringen. Der Medienchef des EHC Olten kann zwar keine Patentlösung vorschlagen, spricht aber von einer «unbefriedigenden Situation. Mit 9 Teams gibt es auf Dauer keine sinnvolle Liga.» Das sportliche Niveau dürfe nicht sinken, «sonst wird es noch schwieriger, aufzusteigen».

 

«Super-1.-Liga»: Super-GAU

Aufsteigen wollen auch die SCL Tigers – lieber heute als morgen. «So kann es in der NLB nicht weitergehen», sagt Präsident Peter Jakob. Einflussreiche Langnauer sprechen im Zusammenhang mit der Liga gar von einem «Totläufer». Die vom Regio-League-Vorsitzenden Jean-Marie Viaccoz portierte Variante, anstelle der NLB eine in zwei regionale Gruppen geteilte «Super-1.-Liga» mit 20 bis 24 Mannschaften zu bilden (wohl ohne Ausländer), bezeichnet Jakob als Super-GAU.

 

«Das wäre ein riesiger Rückschritt.» Mit der Idee konfrontiert, spricht Gian Kämpf von einem «schlechten Witz». Für die Zukunft des hiesigen Eishockeys dürfte dies der falsche Ansatz sein. Die NLB ist für Talente eine wichtige Sprosse auf der Karriereleiter. Aus dem Amateureishockey schafft kaum einer den Sprung in die NLA, der Davoser Enzo Corvi ist die Ausnahme dieser Regel.

 

Langnauer wie Oltner hätten freilich nichts dagegen, wenn die NLA vergrössert würde, wobei Jakob zugibt, dass dies «eine egoistische Lösung» wäre. Die Diskussionen zwischen Klubvertretern und Verband haben sich zuletzt intensiviert. Bei Swiss Ice Hockey wird die Lage als ernst bezeichnet, noch aber sind keine fixen Lösungsansätze (siehe Zweittext) vorhanden.

 

Es wird damit geliebäugelt, dass einige Klubs dereinst Farmteams bilden, diese in die NLB-Meisterschaft integrieren werden. SCB-Sportchef Sven Leuenberger, der sich eine grössere NLB als Übergangsgefäss für junge Spieler wünscht, gibt sich zurückhaltend. «Wir haben mit Neuenburg zusammengearbeitet und Geld investiert. Man müsste wohl 2,5 Millionen Franken aufbringen, um bestehen zu können. Die Kostenfrage müsste geklärt werden.»

 

Nun, kleiner werden darf die Liga nicht mehr.  Es gibt Gerüchte, wonach den russischen Investoren beim erst 2008 wiederbelebten Martigny (Zuschauerschnitt: 667) die Lust abhandengekommen sein, Szenekenner schliessen den erneuten Rückzug nicht gänzlich aus. Dann wärens nur noch acht...