Wochen-Zeitung

Drei Siege in vier Spielen sind nötig

Je schlechter die Ausgangslage umso höher die Ansprüche an die SCL Tigers. Gegen Lausanne müssen sie drei der letzten vier Spiele gewinnen, um nicht in die Nationalliga B abzusteigen.

Presse • • von Werner Haller

Die SCL Tigers waren in der Qualifikation und im Playout die schwächste Mannschaft und sie konnten bisher auch in der Ligaqualifikation ihre NLA-Tauglichkeit nicht beweisen. Gegen NLB-Meister Lausanne verloren sie ihr zweites Heimspiel trotz einer 2:0-Führung mit 3:4 n.V. und damit auch den Heimvorteil. Vor dem heutigen Auswärtsspiel in Lausanne liegen sie in der Best-of-7-Serie mit 1:2 im Rückstand. Im Klartext: Sie stehen zwei Niederlagen vor dem Abstieg in die NLB. «Die Zeit, um sich Gedanken über die Ausgangslage zu machen, ist definitiv abgelaufen», findet SCL Tigers-Verteidiger Federico Lardi. «Ab sofort gibt es nur noch eines – die volle Konzentration auf den Moment, das heutige Spiel in Lausanne.» Federico Lardi ist der einzige Langnauer Spieler, der weiss, wie es sich anfühlt, mit Lausanne als B-Meister in der Ligaqualifikation gegen den Letzten der NLA um den Aufstieg zu spielen. Der 28-jährige Defensivverteidiger wurde vor vier Jahren mit den Waadtländern NLB-Meister. Sie forderten den EHC Biel bis ins alles entscheidende siebte Spiel, welches sie verloren und damit zweitklassig blieben. «Jetzt», sagt Federico Lardi, «stehe ich auf der andern, der weitaus weniger angenehmen Seite. Ich spiele mit den Langnauern um nicht abzusteigen und nicht wie vor vier Jahren um mit Lausanne aufzusteigen. Schon nur mental bestehen zwischen den beiden Ausgangslagen enorme Unterschiede.» Der Puschlaver ist allerdings weit davon entfernt, über die angespannte Situation der Emmentaler zu jammern: «Die haben wir uns selbst eingebrockt. Wir waren die schwächste Mannschaft in der Qualifikation und wir sind dies auch nach zwei Playoutrunden geblieben. Dass wir jetzt nur noch eine Chance zum Ligaerhalt haben, ist der Preis für unsere schlechte Saison.»

 
Ligaqualifikation einfach erklärt
Federico Lardis Hauptstärke ist die Konzentration auf das Wesentliche. Er weiss was er kann, er macht was er kann und den Rest lässt er sein. Nicht zuletzt dank dieser ehrlichen Einschätzung seiner Stärken und Schwächen machte er seinen Weg bis in die NLA. Er spielte sich nicht hoch, vielmehr arbeitete er sich hoch bis zu einem der sichersten Defensivwerte in der obersten Spielklasse. Wer soviel in seinen Beruf investiert wie Federico Lardi, der will seinen Arbeitsplatz in der NLA auch um jeden Preis verteidigen. So einfach wie er spielt, so einfach spricht er auch über die Ligaqualifikation: «Die Lausanner wollen dorthin, wo wir sind. Und wir wollen nicht dorthin, wo sie sind. Sie wollen beweisen, dass sie in die NLA gehören. Und wir müssen so stolz und ehrgeizig sein, dies nicht zuzulassen.» Federico Lardi braucht man nicht zu motivieren, es treibt sich selbst an. Mit einem für ihn bezeichnenden Bild: «Es gibt nur einen Gedanken, mit welchen ich in einen Zweikampf mit einem Lausanne-Spieler gehe: Du kannst mir meinen NLA-Platz nicht wegnehmen.» Jeder Langnauer, der so denkt und handelt wie Federico Lardi, erhöht die Chancen auf eine Wende im Kampf um den Ligaerhalt.

 


Zur Brisanz der Ligaqualifikation gehört, dass ausgerechnet zwei Leader von Lausanne vor Jahren einen Vertrag mit den SCL Tigers hatten, aber trotzdem kein einziges Meisterschaftsspiel für die Emmentaler bestritten: Cristobal Huet, der französische Nationaltorhüter mit Schweizer Pass, und Alexei Dostoinow, der russisch-amerikanische Doppelbürger. Er löste seine erste Lizenz in der Schweiz als Junior bei Dübendorf und belastet deshalb wie Huet das Ausländerkontingent von Lausanne nicht. Im Sommer 2007 erhielt der sehr talentierte Alexei Dostoinow als Elitejunior der ZSC/GCK Lions vom damaligen SCL Tigers-Headcoach Christian Weber für die Saisonvorbereitung einen Probevertrag. Der 18-jährige Russe bestritt vereinzelte Testspiele, doch dann forderte sein Agent eine völlig unrealistische Spielgarantie für die NLA, was für die Langnauer nicht in Frage kam. Möglich, dass Alexei Dostoinow jetzt doch noch in den Kanton wechselt. Der SC Bern ist interessiert an ihm.



Ein letzter Versuch mit Kölliker und Bohren
Um zu retten, was noch zu retten ist, hat sich der Verwaltungsrat der SCL Tigers entschlossen, für den Rest der Ligaqualifikation ein drittes Trainerduo zu bestimmen. Nachfolger von Fust/Reinhard und Reinhard/Kuraschew werden ab sofort Sportchef Köbi Kölliker als Headcoach und Alfred Bohren als Assistent. Sie müssen versuchen, aus den maximal verbleibenden vier Spielen drei Siege herauszuholen und damit den Ligaverbleib zu schaffen. Kölliker stand bereits einmal an der Bande der Langnauer. In der Saison 1997/98 als Headcoach beim Aufstieg in die NLA und in der darauffolgenden Meisterschaft, als der Aufsteiger aus dem Emmental seinen Platz in der NLA erfolgreich verteidigen konnte. Auch Bohren, der Flügelstürmer aus der Langnauer Meistermannschaft von 1976, war schon einmal Cheftrainer. In der NLA-Saison 2001/02 coachte er die Langnauer in den letzten 35 Spielen und 2002/03 in den ersten 19 Runden.

Einst «Tigers» – jetzt Leader bei Lausanne
Keine Spielgarantie hätte Cristobal Huet benötigt. Er gewann 1999 mit Lugano unter Headcoach Jim Koleff den Meistertitel. Vier Jahre später wurde Jim Koleff, der am 2. November 2008 im Alter von nur 55 Jahren verstarb, Cheftrainer der SCL Tigers. Er machte seinem früheren Meistergoalie einen Wechsel ins Emmental schmackhaft. Am 15. Februar 2004 unterschrieb Cristobal Huet bei den SCL Tigers einen Vertrag, allerdings mit einer NHL-Ausstiegsklausel. Er wäre in der Meisterschaft 2004/05 der Nummer-1-Goalie gewesen. Doch am 4. Juni konnte er einem Angebot der Los Angeles Kings und einer Lohnerhöhung nicht widerstehen und gab den Langnauern einen Korb.