Drei Volltreffer unter dem Strich

Blog • • von Bruno

   

Aber die Fehlprognose betraf ausgerechnet die SCL Tigers

 

Die Lakers aus Rapperswil, der HC Ambri-Piotta und den HC Genf-Servette genau auf den richtigen Rang gesetzt, und trotzdem eine wertlose Prognose. Denn bei dem Klub, der die Fans der SCL Tigers interessiert, versagte die FANTIGER-Prognose.SEPARATOR

 

Wir wollen ehrlich sein. Die Prognose in FANTIGER Nr. 124 versagte nicht nur bei den SCL Tigers, sondern auch noch bei acht andern Klubs mehr oder weniger klar. Und dies ist gut so. Denn wenn wir immer genau vorhersagen könnten, was im Sport geschieht, brauchte niemand mehr hinzugehen und zuzuschauen. Der Sport lebt nicht nur vom Spektakel, sondern vor allem auch wegen der Spannung und den unvorhersehbaren Entwicklungen. An verlässlichen Sportprognosen scheitern deshalb auch die gut bezahlten Sport-Journalisten namhafter Zeitungen oder Internet-Portale. Aber schauen wir doch die FANTIGER-Prognosen etwas genauer an und analysieren, was daraus geworden ist.

 

  1. EV Zug

    Prognose 6. Rang. Eine krasse Fehleinschätzung, vor allem, wenn wir auch die Begründung berücksichtigen. Die Vermutung, dass die durch die neue Eishalle verursachte Euphorie bereits verflogen sein könnte und zudem der Abgang von Raphael Diaz in die NHL zu schwer wiegen würde, erwies sich als falsch. Das Team von Doug Shedden musste nie, wie fälschlicherweise vorausgesagt, um die Qualifikation für die Playoffs bangen. Angeführt von Liga-Topscorer Damian Brunner (45 Spiele, 24 Tore, 36 Assists, 60 Punkte) stellten die Innerschweizer die beste Offensive. Da spielte es keine Rolle, dass bezüglich der erhaltenen Tore gleich sieben Teams besser waren als der Tabellenführer. Unter anderem auch Playoff-Gegner EHC Biel, der drei Tore weniger kassierte als Zug. Die Differenz in der Offensive (Zug 173, Biel 114 Tore) sollte jedoch in der Viertelfinal-Serie den Ausschlag geben.

     

  2. HC Davos

    Prognose 3. Rang. Der punktgleiche HCD verpasste den Sieg in der Qualifikation nur wegen der um vier Tore schlechteren Tordifferenz und wegen der Bilanz aus den Direktbegegnungen (2:2 Siege, 7:5 Punkte für Zug). Ich vermutete vor der Saison, dass die etwas in die Jahre gekommenen Teamleader ihre Rolle nicht mehr ganz so interpretieren können wie in ihren besten Jahren. Ob ich damit richtig lag, bleibe dahingestellt. Tatsache ist, dass der HCD stärker ist, als ich dies ohnehin schon vermutete. Die Davoser müssen in den Playoffs ausgerechnet gegen die ZSC Lions ran. Löwen-CEO Peter Zahner führt die Spengler Cup – Gegner an, welche aktuell auf den HCD Druck ausüben wollen. Es wird sogar ein Durchspielen in der Altjahrswoche angedroht. Arno Del Curto hat damit rechtzeitig neue Munition erhalten, um sein Team erst recht zu einer verschworenen Truppe gegen die Unterländer zu formen.Vielleicht das Rezept, um erneut Meister zu werden.

     

  3. HC Fribourg-Gottéron

     

    Prognose 8. Rang. Ein neuer, als Head unerfahrener Coach und zwei Transfers, welche die gewachsene Heirarche verändern, dies war der Grund, bei Gottéron so viel Unruhe zu vermuten, dass diese um die Qualifikation für die Playoffs zittern müssen. Weit gefehlt. Hans Kossmann führte sein Team auf den 3. Rang, lediglich vier Punkte hinter dem Leader. Gespannt dürfen wir nun auf die Playoffs sein. Denn die erwähnten Transfers Christian Dubé und Simon Gamache galten bei ihrem vormaligen Klub SCB nicht als grosse Playoff-Spieler. In den Playoffs gilt es den HC Lugano zu bezwingen. In den Direktbegegnungen der Saison führt Gottéron mit 3:1 Siegen.

  4. Kloten Flyers

     

    Prognose 1. Rang. Der Playoff-Finalist des letzten Jahres verstärkte sich geschickt. Deshalb lag die Vermutung nahe, die Flyers seien diesmal reif für den Sieg in der Qualifikation, oder sogar für den Meistertitel. Letzteren wollen wir nicht zu früh abhaken, denn mit sieben Punkten Rückstand ist der Abstand zur Spitze sehr klein. Bei den Flyers lag ich also nicht so krass daneben wie beispielsweise bei Gottéron, denn die Zürcher waren der Leaderposition jederzeit näher als dem Strichkampf. In den Playoffs geht es gegen den SC Bern, das Team also, welches die Klotener in der letzten Saison im Halbfinal ausschalteten. Gegen die Berner steht in der aktuellen Saison eine exakt ausgeglichene Bilanz.

     

  5. SC Bern

    Prognose 4. Rang. Ob 5. oder 4. ist für das Heimrecht in den Playoffs entscheidend. Der Prognostiker muss sich jedoch keine Vorwürfe machen wegen dieses einen Ranges, vor allem weil nicht nur die Ranglistengegend stimmt, sondern auch die Begründung. Meistertrainer Larry Huras wurde während der Saison entlassen. Aber dies hatte nichts mit den Resultaten zu tun, welche nach seiner Entmachtung auch nicht besser wurden. Die zu wenig attraktive Spielweise sei es gewesen, begründete SCB-CEO Marc Lüthi seinen einsamen Entscheid, mit welchem er selbst seinen Sportchef überraschte. Wir dürfen gespannt sein, was die Berner in den Playoffs gegen die Kloten Flyers auszupacken in der Lage sind. Ändert sich etwas in der Wohlfühl-Oase SCB, wenn die Berner in den Viertelfinals ausscheiden? Wenn es ganz schlimm kommt, muss der Coach gehen. Sonst ändert sich nichts.

     

  6. HC Lugano

    Prognose 5. Rang. Auch hier gilt: Die Ranglistengegend stimmt. An der oberflächlich gehaltenen Begründung für die Prognose kann nicht viel falsch sein. Die Lotterabwehr ist trotz Ex-Tigergoali Benjamin Conz geblieben. Aber bereits zum zweiten Mal hintereinander hat der junge Conz als Torhüter mit einem Team die Playoffs geschafft, das im Jahr zuvor noch ohne ihn nur für die Playouts gut war. Auch Daniel Steiner, der wie Conz im Sommer 2011 von Langnau nach Lugano wechselte, trug seinen Teil zur Playoff-Quali bei. Ihm wurde zuvor nachgesagt, er funktioniere nur in Langnau. In Lugano erhielt Steiner jedoch viel Verantwortung, und wurde dieser vollauf gerecht. Mit seinen 16 Toren und 19 Assists ist er viertbester Skorer in Luganos Starensemble. In den Playoffs geht es gegen Gottéron. Zwischen den beiden Teams liegen 17 Punkte. Dennoch erwarte ich eine ausgeglichene Serie, in welcher Benjamin Conz sein erstes NLA-Playoffspiel gewinnen wird. Ob es sogar für die ganze Serie reicht?

     

  7. ZSC Lions

    Prognose 2. Rang. Was ist von den Löwen in den Playouts zu erwarten? Die Minimalisten aus Zürich sind ihrem Minimalistentum einmal mehr treu geblieben. Die gut bezahlten stars kamen lange Zeit nicht in die Gänge. Sie liegen seit Jahresbeginn mit ihrem Schnitt von 1,81 Punkten pro Spiel deutlich über ihrem Saisondurchschnitt (1,54), was auf eine deutliche aufwärts zeigende Formkurve hindeutet. Der HCD, Gegner in den Viertelfinals, ist jedoch seit Anfang 2012 noch um einiges erfolgreicher. Sein Punkteschnitt in dieser Phase liegt bei 2,13 Punkten pro Spiel. Ob wir darauf eine Prognose begründen können? Ich glaube nicht. Für mich waren die Zürcher die negative Überraschung der Saison. Aber sie haben das Potential, um in den Playoffs zur positiven Überraschung zu werden.

     

  8. EHC Biel

    Prognose 10. Rang. Ich gebe es zu, das traute ich dem EHC Biel nach den Abgängen von Kevin Lötscher, Noah Schneeberger und Rico Fata nicht zu. Baumeister dieses Erfolges waren Trainer Kevin Schläpfer, Torhüter Reto Berra, der Kampfgeist des ganzen Teams sowie das Glück. Ab sofort wird wohl niemand mehr Kevin Schläpfer unterscheiden. Aus dem Nothelfer mit nachgesagtem kurzen Haltbarkeitsdatum ist ein «Hockeygott» geworden. Beachtet man Schläpfers Vergangenheit, und was er als Spieler, Sportchef, Nothelfer-Coach und jetzt Headcoach für seine Teams alles bewirkte, kann man diese Bezeichnung gelten lassen. Sie ist ohnehin nach dem ersten Misserfolg Makulatur. Reto Berra war in den Augen vieler in dieser Saison der beste Torhüter der Liga. Er ist, wie in der letzten Saison Benjamin Conz für Langnau, der Rückhalt, das ein Team von limitiertem Potential braucht, um erfolgreich zu sein. Dass die Bieler auch Glück hatten, wollen wir nicht verschweigen. Allein das nicht gegebene, aber reguläre Tor zum in letzter Sekunde zum 3:3 in Langnau hätte, je nach Ausgang der Verlängerung, die Qualifikation für die Playouts kosten können. Und dies war nicht das einzige Mal, bei welchem die Bieler dank eines Schiedsrichter-Entscheides zu Punkten kam. Aber dies alles braucht Kevin Schläpfer und seine Bieler nicht zu kümmern. Wann immer es ein Underdog schafft, einen höher dotierten Gegner aus den Playoffs zu verdrängen, kann dies nur gut sein für unser Eishockey. Schläpfers Jungs treffen in den Playoffs auf den Qualisieger EV Zug. Hier dürfte für dieses Jahr Endstation sein. Es würde allerdings nicht überraschen, wenn die Innerschweizer dank Schläpfers Motivationskünsten stärker gefordert würden als erwartet.

     

  9. HC Genf-Servette

    Prognose 9. Rang! Volltreffer. Wobei ich ganz ehrlich zugebe, dass ich zwischenzeitlich vom Weg abgekommen bin und in den letzten Wochen auf Servette in den Playoffs tippte. Ich rechnete nach der erfolgreichen Aufholjagd auf Biel nicht mit einem derartigen Versagen des ganzen Teams in der Doppelrunde vom letzten Wochenende. Dabei vergeigten die Genfer die Playoffs nicht erst in diesen beiden Spielen. Für Chris McSorleys Team gilt, was auch für alle andern gültig ist: Ein Punkt zu Beginn der Saison ist genau so viel wert wie einer am Ende. Servette holte bis Ende Oktober aus 20 Spielen lediglich 16 Punkte. Ohne diesen Rückstand auf die Marschtabelle wäre es gar nie auf die letzten beiden Spiele angekommen. Jetzt müssen die Genfer in den Playouts gegen die Lakers ran. Eine klare Sache, könnte man meinen. Wäre da nicht Servettes Versagen unter Druck in diesen fatalen letzten Quali-Runden. In den Playouts ist der Druck ebenfalls gross.

     

  10. SCL Tigers

    Prognose 7. Rang. Meine Prognose ging ziemlich in die Hose. Da siegte wohl mein Fan-Sein über den Verstand. Dabei war mir klar, dass es schwer sein würde, mit diesem Team die Playoffs zu schaffen. Ich glaubte, dass Robin Leblanc den nach Lugano abgewanderten Daniel Steiner würde ersetzen können, was sich als Irrtum heraus stellte. Ich versprach mir viel von der wieder zusammen geführten, in den kanadischen Juniorenligen so erfolgreiche Sturmlinie mit Pascal Pelletier, Joel Perrault und Robin Leblanc. Dass diese nicht hielt, was ich mir davon versprach, war indes nicht nur auf Leblanc zurückzuführen. Auch Perrault wurde seinen Vorschusslorbeeren nicht gerecht. Zudem fiel nach Perraults Abschiebung nach Ambri Captain Pelletier in ein Leistungsloch. Dass auch noch Torhüter Robert Esche lange Zeit nicht die Sicherheit in die Abwehr brachte, die nötig gewesen wäre, um erfolgreich zu sein, war dann einfach des Guten zu viel. Esche hat sich zum Ende der Saison gewaltig gesteigert, und bildet mit seinem Backup Urban Leimbacher inzwischen ein Torhüter-Duo, mit welchem die Langnauer den Ligaerhalt schaffen können. Gegner in den Playout-Halbfinals ist der HC Ambri-Piotta, welcher im Jahr 2012 nur sehr selten irgendwelche Stricke zerriss. Die Direktbegegnungen mit den Leventinern standen aber jeweils auf Messers Scheide.

     

  11. HC Ambri-Piotta

    Prognose: 11. Rang. Ein logischer, aber auch glücklicher Volltreffer. Die Leventiner, im Vorjahr nach der Quali Tabellenletzter, tätigten im Sommer 2011 ein paar recht gute Transfers, und konnten somit – so meine Begründung für die Prognose – leistungsmässig an den Lakers vorbei ziehen. Um allerdings wie vorhergesagt auf dem 11. Rang zu landen, brauchte es einen völlig unerklärlichen Leistungseinbruch im 2012. Seit dem Sieg vom 23. Dezember gegen den SCB gewannen die Leventiner lediglich noch zwei Mal in Zug und im allerletzten Qualispiel ebenfalls auswärts erneut gegen den SCB. Insgesamt resultierten im neuen Jahr aus 16 Spielen lediglich magere 9 Punkte. Hatte Ambri das Niveau der Monate September bis Dezember gehalten, wäre es bis fast zuletzt ein Playoff-Kandidat geblieben. Die Frage ist nun: Welches ist das wahre Ambri. Dasjenige von vor oder dasjenige von nach dem Jahreswechsel? Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Um die SCL Tigers zu schlagen, muss das Team von Kevin Constantine gut in die Serie starten. Der Sieg gegen den SCB hat dem Selbstvertrauen gut getan. Trotzdem ist nach dieser debakulösen Serie im neuen Jahr das Selbstvertrauen ein derart zartes Pflänzchen, dass es bei einer Niederlage im ersten Spiel bereits wieder weg sein kann. Es ist, wie wenn die Ladung der Batterie nur einen Versuch, den Wagen zu starten, zulassen würde. Wenn der Motor dann nicht anspringt, sind weitere Versuche zwecklos. Glaubt man den bisherigen Direktbegegnungen, läuft die Serie zwischen Langnau und Ambri auf ein siebtes Spiel hinaus.

     

  12. Rapperswil-Jona Lakers

    Prognose 12. Rang! Volltreffer! Die Lakers aus Rapperswil sind nun also dort angelangt, wo sie nach all den Fehlentscheidungen (nicht nur im sportlichen Bereich) auch hin gehören. Dabei muss fairerweise erwähnt werden, dass die Fehlentscheidungen vorwiegend in früheren Saisons geschahen, und die Organisation nun erst verspätet den Tarif bezahlt. Noch ist alerdings nicht sicher, ob die Verpflichtung von und die Festhaltung an Neo-Coach Harry Rogenmoser ein Fehler war/ist. Lustig war Rogenmosers Versuch, Loic Burkhalter zum Verteidiger umzufunktionieren. Unter Rogenmoser kamen die Lakers über die ganze Saison nie vom Tabellenende weg, und hatten nur am 23. Dezember im Heimspiel gegen die SCL Tigers die Chance, mit einem Sieg die rote Laterne abzutreten. Die Tiger beendeten jedoch ausgerechnet in diesem Spiel ihre historische Serie von 10 Niederlagen, und verhinderten so den Rückfall auf den 12. Rang. Unter Rogenmoser fiel jedoch, und das halten wir ihm zugute, das Team auch nie auseinander. Immer gelang, jeweils gerade noch rechtzeitig, wieder ein Sieg. Für die Lakers gilt Ähnliches wie für Ambri. Wollen sie ihre Serie gegen Servette gewinnen, brauchen sie einen guten Start. Die Genfer sind nach ihrem Playout-Frust bestimmt in den ersten beiden Spielen am besten zu knacken.