Berner Zeitung

Ein Geburtstag voller Sorgen

Ineffiziente Langnauer haben in Rapperswil 3:4 nach Verlängerung verloren, in der zweiten Playout-Serie liegen sie 1:2 zurück. Der Kanadier Mark Popovic gab nach wochenlanger Pause sein Comeback.

Presse • • von Philipp Rindlisbacher

Alex Reinhard runzelte die Stirn. Die Gratulationen zu seinem 39.Geburtstag nahm der Langnauer Cheftrainer am späten Samstagabend nur widerwillig entgegen. Er lächelte gequält, Feierlaune wollte keine aufkommen. Seine Schützlinge hatten es zuvor verpasst, ihn zu beschenken. 3:4 nach Verlängerung verloren verunsicherte SCL Tigers gegen konfuse Rapperswil-Jona Lakers; erneut wiesen die Emmentaler ein klares Chancenplus auf, wiederum aber servierten sie den St.Gallern mit haarsträubenden Eigenfehlern den Sieg quasi auf dem silbernen Tablett. «Unsere Fehler werden brutal bestraft», resümierte Reinhard, der darauf hinwies, dass die Lakers aus nur elf Schüssen aus dem Slot drei Treffer erzielten. In der zweiten Playout-Serie liegen die SCL Tigers nun 1:2 in Rückstand; verlieren sie zwei weitere Male, werden sie im April gegen den NLB-Meister um den Ligaerhalt kämpfen müssen. Er habe nach wie vor den Eindruck, dass seine Mannschaft die bessere sei, meinte Reinhard etwas trotzig, «am Dienstag wäre es sehr wichtig, zu siegen». Deutlicher wurde Angreifer Sandro Moggi. «Wir sollten 3:0 führen. Nun stehen wir unter Druck, müssen das nächste Heimspiel unbedingt gewinnen.»

Die unerwünschten Zwillinge

Sandro Moggi war einer der auffälligsten Langnauer, die beiden Tore seines Bruders Claudio (1:0 und 2:3) bereitete er mustergültig vor. Claudio wiederum schied mit Verdacht auf eine Nackenprellung zu Beginn des Schlussdrittels aus. Ausgerechnet die unerwünschten Zwillinge – sie werden bei den SCL Tigers keinen Vertrag mehr erhalten – führen die teaminterne Playout-Skorerliste an, wenngleich Sandro Moggi nur drei von acht Partien bestritten hat.

 

Dadurch akzentuiert sich ein wesentliches Problem der Emmentaler: Es mangelt dem Team an Kaltblütigkeit, regelmässig trifft derzeit niemand. Das Ausländerquintett hat bis anhin bescheidene fünf Tore beigesteuert. Im dritten Vergleich überraschte Reinhard einmal mehr mit diversen Änderungen in den Sturmformationen, für den offensiv weitgehend wirkungslosen Kanadier Mark Bomersback nominierte er erstmals seit über zwei Monaten dessen Landsmann Mark Popovic. Der Verteidiger, welcher aufgrund einer schweren Hirnerschütterung in dieser Saison erst zwölfmal eingesetzt worden ist, spielte ordentlich; sein Einsatz gründete nicht zuletzt im Fehlen der Defensivkräfte Philipp Rytz (Kniebeschwerden) und Kim Lindemann (krank). Dass die ständigen Linienwechsel die Automatismen beeinträchtigen könnten, glaubt Reinhard nicht. «Die Spieler sind Profis, damit müssen sie umgehen können.» Dem Übungsleiter ist nicht entgangen, dass die «Special Teams» nicht wunschgemäss funktionieren. Das Tigers-Unterzahlspiel ist seit Saisonbeginn das klar schwächste in der NLA, «und im Powerplay sind wir zu wenig gefährlich».

 

Die heikle Goaliefrage

Noch nicht als Problem, aber zumindest als sehr heikel erweist sich die Situation bei den Goalies. In Rapperswil war auf dem Matchblatt erneut Thomas Bäumle als Starttorhüter aufgeführt gewesen, freilich spielte sein Ersatz Remo Giovannini. Der 21-Jährige machte seine Sache ordentlich, nicht mehr und nicht weniger. Fakt ist: Einen überragenden Goalie haben die SCL Tigers derzeit nicht. Wer morgen (19.45 Uhr, Ilfishalle) zwischen den Pfosten stehen wird, ist unklar, wenngleich Torhütertrainer Andy Jorns sagt, dass sich Bäumle wohl in der «schwierigsten Phase seiner Karriere» befinde.

 

Nun gut, aussichtslos ist die Lage für die Langnauer gewiss nicht. Im Vergleich mit den Lakers spielen sie etwas leidenschaftlicher, besitzen aber auch etwas weniger Talent. Der Unterhaltungsfaktor in dieser enorm ausgeglichenen Serie ist jedenfalls sehr hoch. Damit die Spannung aufrechterhalten bleibt, muss die Reinhard-Equipe morgen ausgleichen – sonst werden beim Coach aus Stirnrunzeln kräftige Sorgenfalten.