Ein Weltkonzern kommt ins Emmental

Roche geht, 3M kommt. Das Technologieunternehmen, das unter anderem die gelben Post-it-Zettel herstellt, zieht in die leer werdenden Pharmagebäude an der Kirchbergstrasse in Burgdorf.

Presse • • von Berner Zeitung, Philippe Müller und Nadja Noldin

Die Spatzen pfiffen es bereits länger von den Dächern, gestern nun folgte die offizielle Bestätigung: Das US-Technologieunternehmen 3Merrichtet in Burgdorf im nächsten Frühling ein Kompetenzzentrum für Produktionsplanung sowie Einkaufs- und Logistikmanagement. 3M schafft damit in Burgdorf rund 250 Büroarbeitsplätze. Produziert werden die bekannten Post-it-Zettel also nicht in Burgdorf. Das Kompetenzzentrum ist für die Märkte in Europa, im Nahen Osten und in Afrika zuständig.

 

3M plant, die Stellen in erster Priorität mit eigenen Mitarbeitern zu besetzen, die momentan zumeist im Ausland arbeiten, etwa in Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien oder Polen. «Sollten jedoch nicht alle Mitarbeiter, die wir im Auge haben, den Umzug in die Schweiz mitmachen wollen, werden die Stellen öffentlich ausgeschrieben», sagt Andrea Camenzind, Geschäftsleitungsmitglied bei 3M. Camenzind geht davon aus, dass ein Grossteil der 250 Mitarbeiter in der Region Wohnsitz nehmen und folglich auch hier Steuern bezahlen wird.

 

Für den Kanton Bern und Burgdorf ist der Zuzug von 3M eine sehr gute Nachricht. Entsprechend zufrieden ist der bernische Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher: In einer Stellungnahme betont er, der Zuzug von 3M beweise, dass der Kanton Bern ein «attraktiver und dynamischer» Wirtschaftsstandort sei. «Der Schritt dieses weltweit führenden Technologiekonzerns stärkt den Industriestandort Bern.» Besonders freue ihn nach den zuletzt oft negativen Wirtschaftsmeldungen im Kanton Bern, dass 3M zugesichert habe, sich langfristig im Kanton Bern niederzulassen.

 

Zäch: Zufrieden, aber

Auch Burgdorfs Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch freut sich über den Zuzug von 3M. Umso mehr, als der Frust und die Enttäuschung darüber, dass Roche die Zelte abbricht, in der Stadt seit zwei Jahren gross sind. Dass jetzt quasi nahtlos auf den einen Grosskonzern bereits der nächste folgt, ist für die Ausstrahlung Burgdorfs als Regionalzentrum wichtig. «Grundsätzlich ist das eine gute Nachricht», sagt Zäch denn auch. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Es handelt sich nur um eine Mietlösung für die nächsten Jahre. «Noch schöner wäre es, wenn sich daraus eine definitive Lösung ergibt», sagt Zäch. Dass Burgdorf 3M langfristig in der Gemeinde wird halten können, ist aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich: Laut Andreas Rickenbacher würde 3M in naher Zukunft gerne ein bestehendes Gebäude kaufen oder einen Neubau realisieren. In Burgdorf hält sich hartnäckig das Gerücht, der Technologiekonzern wolle in zwei bis drei Jahren in Langenthal einen Neubau erstellen. Dazu sagen allerdings weder Rickenbacher noch die 3M-Sprecherin etwas.

 

Egal, ob Burgdorf für 3M nur eine Zwischenlösung ist oder nicht: Für die Zeit, in der das Unternehmen in Burgdorf ansässig ist, ist es steuerpflichtig. 3M wird also Gemeinde- und Kantonssteuern abliefern müssen. In welchem Umfang, ist unklar, weil der Kanton etwa keine Angaben dazu macht, ob die Wirtschaftsförderung dem Weltkonzern Steuererleichterungen zugesichert hat oder nicht.

 

Ausschlaggebend für den Standort waren laut Mitteilung von 3M «das gute international und unternehmerisch ausgerichtete Umfeld von Bern», «die politische und ökonomische Stabilität» sowie «der hohe Lebensstandard». Bern eigne sich auch aufgrund der Mehrsprachigkeit und des Schulangebotes sehr gut als Standort für eine international tätige Firma.