Wochen-Zeitung, Werner Haller

Eishockey bleibt Eishockey

Erstmals seit der Saison 1997/98 spielen die SCL Tigers wieder in der NLB. Vieles ist anders als in der NLA, aber Eishockey bleibt auch in der Zweitklassigkeit Eishockey.

Presse •

Nicht mancher kennt sich im Schweizer Eishockey so gut aus wie Simon Schenk. Der ehemalige SC Langnau und die heutigen SCL Tigers sind der Stammklub des früheren Headcoaches der A-Nationalmannschaft und der U20-Junioren. Er gehörte in den erfolgreichsten Zeiten zu den Schlüsselspielern der Emmentaler, wurde 1976 Schweizer Meister, drei Mal Vizemeister (1970, 1977, 1978) und gewann vier Mal Meisterschaftsbronze (1965, 1967, 1975, 1979). Nach den ganz guten kamen aber auch die ganz schlechten Zeiten. Simon Schenk liess jedoch seinen Klub auch auf dem Tiefpunkt nicht im Stich und half, wo er helfen konnte: Als Trainer, Sportchef und Geschäftsführer in der NLA, der NLB und der 1. Liga.



Das Tempo als grösster Unterschied
Seit dem 1. Januar 1998 ist Simon Schenk in der Organisation der ZSC Lions tätig, wurde mit diesen zwei Mal Schweizer Meister und baute die GCK Lions, eine der erfolgreichsten Nachwuchsabteilungen des Schweizer Eishockeys aller Zeiten, auf. Als Verantwortlicher für das junge NLB-Team der GCK Lions hat er sich in ein umfassendes Bild über die zweithöchste Spielklasse machen können: «Vieles ist in der NLB zwangsläufig anders als in der NLA», vergleicht er, «aber Eishockey bleibt Eishockey. Die Torhüter und die Ausländer, das Power- und das Boxplay spielen eine ähnlich wichtige Rolle wie in der NLA, einfach auf einem tieferen Niveau. Die Zuschauerkulissen und die Medienpräsenz sind kleiner und die Qualität der Spieler ist geringer. In der NLB spielen neben Profis und Halbprofis auch noch Amateure, Junioren, Lehrlinge und wie bei uns sogar Schüler. Es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf und die Meisterschaft ist interessant. Es gibt starke Mannschaften, die enttäuschen und Aussenseiter, die überraschen.» Als den klar grössten sportlichen Unterschied nennt Simon Schenk das Tempo und die Spielintensität.



Roter Teppich wird nicht ausgerollt
Im wirtschaftlichen Bereich ist die NLB ähnlich strukturiert wie die höchste Spielklasse – eine Zwei- vielleicht sogar Dreiklassengesellschaft mit deutlichen Differenzen was die Budgets anbetrifft. An der Spitze die SCL Tigers, am Ende die GCK Lions mit dem kleinsten finanziellen Aufwand. «Aber im Endeffekt», sagt Simon Schenk, «ist der entscheidende Punkt in der NLA und der NLB der gleiche: Ausschlaggebend ist, was die Klubverantwortlichen und die Mannschaften aus ihren Möglichkeiten machen.» Die besten Rahmenbedingungen, das modernisierte Ilfisstadion inbegriffen, hätten die SCL Tigers, findet Simon Schenk. «Sie sind nach 15 NLA-Saisons in Serie zweifellos eine Attraktion, sie werten die NLB auf. Aber deswegen rollt ihnen kein einziger Gegner den roten Teppich aus. Sie werden sich jeden einzelnen Punkt hart erkämpfen müssen. Jeder will gegen die Langnauer zu einem Erfolgserlebnis kommen.»



In der NLB wie ein NLA-Klub
Dass der Weg zurück in die höchste Spielklasse äusserst schwierig ist, zeigt ein Blick auf die letzten zehn Jahre: Nur gerade Basel und Biel, und zuletzt Lausanne gegen die SCL Tigers, schafften via Ligaqualifikation den Sprung nach oben. Die Tendenz, die sich allmählich entwickelt hat, ist klar ersichtlich: Wer aufsteigen will, muss als NLB-Klub einen NLA-ähnlichen Aufwand betreiben und über eine Mannschaft verfügen, die sich in den alles entscheidenden Wochen der Meisterschaft in drei Playoffrunden zuerst als stärkstes Team der NLB erweist und sich dann erst noch gegen den Letzten der NLA durchsetzt. Das sind nicht weniger als vier Best-of-7-Serien mit 16 Siegen der Wahrheit.