Berner Zeitung, Tobias Granwehr

Er kennt beide Seiten – SCL und SCL

Am Dienstag trifft der SC Langenthal erstmals seit vielen Jahren wieder auf den SC Langnau, beziehungsweise die SCL Tigers. Hansruedi Bärtschi weiss, was diese Derbys Spielern und Fans bedeuten.

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20 Jahre nach dem Karriereende arbeitet Hansruedi Bärtschi in Langenthal und verfolgt von hier aus die NHL-Karriere seines Sohnes Sven.

 

Oft ist er nicht mehr im Stadion Schoren anzutreffen. Am Diestagabend (20 Uhr) will sich Hansruedi Bärtschi aber wieder einmal ein Spiel des SC Langenthal anschauen. Es ist das erste Berner Derby gegen Langnau seit bald 20 Jahren. Der Oberaargauer hegt für beide Clubs Sympathien. In den Achtzigern und Anfang der Neunziger gehörte Bärtschi viele Jahre lang dem Kader des SC Langenthal an. Zudem wechselte er für zwei Jahre ins Emmental: Von 1984 bis 1986 spielte Bärtschi für den SC Langnau.

 

Heute heisst der Club SCL Tigers, erlebte 2011 mit der Playoff-Qualifikation den Höhepunkt seit dem Wiederaufstieg – und dieses Jahr den Tiefpunkt. Nach 15 Jahren in der NLA stiegen die Emmentaler im Frühling in die zweithöchste Liga ab. Gleichzeitig hat sich der SC Langenthal in den vergangenen Jahren zum NLB-Spitzenteam entwickelt. Nun kommt es zum Duell auf Augenhöhe.

 

«Diese Spiele waren speziell»

Bärtschi erlebte in seiner Karriere als Spieler von Langenthal ebenfalls Derbys gegen Langnau: «Diese Spiele waren für uns Spieler immer speziell.» Die Stadien waren voll, die Stimmung im Schoren sei ausgezeichnet gewesen. Und in Langnau seien auch schon mal 6000 Zuschauer in die Ilfishalle gekommen, sagt der heute 50-Jährige.

 

Jetzt ist eine andere Zeit – das Stadion in Langnau wurde zum Beispiel saniert. Doch den markantesten Unterschied zu seiner Aktivzeit sieht Bärtschi nicht im Stadion, sondern im sportlichen Bereich: «Das Spiel wurde schneller und athletischer.» Heute trainierten Juniorenteams bald so oft wie er in den Achtzigerjahren. «Nur die Ausländer waren damals Profis. Ich habe zu 70 Prozent gearbeitet.»

 

Ebenfalls ganz anders ist die Zusammensetzung der Mannschaften. «Damals waren etwa 80 Prozent der Spieler Einheimische», sagt Bärtschi rückblickend. Heute seien besonders in Langenthal kaum mehr einheimische Spieler im Kader. «Ich bedaure diese Entwicklung etwas.» Ihm sei klar, dass die Zuschauer und Sponsoren einen erfolgreichen SCL sehen wollten. Für seinen Geschmack wurden in den vergangenen Jahren jedoch zu wenige eigene junge Spieler in die 1. Mannschaft integriert. «Es wäre doch auch für die Fans und Sponsoren ein gutes Zeichen, wenn junge Oberaargauer den Sprung ins Team schaffen würden.»

 

Tigers-Fans beeindrucken ihn

An seine Langnauer Zeit erinnert sich Hansruedi Bärtschi gern zurück. «Ich bin mit viel Wehmut aus dem Emmental nach Langenthal zurückgekehrt.» Er habe berufshalber wieder zum SC Langenthal gewechselt. «In Langnau dauerte es allerdings seine Zeit, bis man als Auswärtiger akzeptiert wurde.» Er habe mit seiner Art nach Langnau gepasst. «Ich bin als Bauernsohn aufgewachsen und kenne die ländliche Mentalität. Das hat mir im Emmental geholfen», sagt Bärtschi. Die Langnauer Fans seien schon früher einmalig gewesen. «Und wenn ich sehe, wie oft die Fans in den vergangenen Jahren leiden mussten und trotzdem immer noch hinter den SCL Tigers stehen, bin ich beeindruckt.»

 

Der Abstieg der Emmentaler nach der letzten Saison sei schade. «Aber es kann auch eine Chance sein, etwas Neues aufzubauen – gerade mit eigenen jungen Spielern.» Für den SC Langenthal sei der Abstieg der Langnauer zudem gut: Das Stadion werde in den Derbys sicher voll sein. «Das ist toll für die Fans und könnte finanziell etwas bringen», sagt Bärtschi, der heute in einem Langenthaler KMU als Sachbearbeiter tätig ist.

 

Die Karriere des Sohnes

Daneben verfolgt er die Spiele seines Sohnes Sven in Nordamerika intensiv. Sven Bärtschi hat als erster Langenthaler überhaupt den Sprung in die beste und attraktivste Eishockeyliga der Welt geschafft, in die NHL. Diesen Herbst nimmt er seine zweite komplette Saison bei den Calgary Flames in Angriff. Der endgültige Durchbruch sei ihm noch nicht gelungen, sagt der Vater realistisch. «Aber er ist auf gutem Weg.» Das Wichtigste sei, dass Sven verletzungsfrei bleibe, was letzte Saison leider nicht der Fall war. Sven Bärtschi plagte sich mit kleineren Blessuren herum. «Dann braucht es immer auch etwas Glück, um in der NHL den Durchbruch zu schaffen.» Sven kämpfe jedoch hart für seine Karriere, schliesslich sei das immer sein Traum gewesen, sagt der Vater.

 

Zu Bärtschis Zeiten war Nordamerika kein Thema. Damals war allenfalls die Nationalmannschaft ein Traum, doch dazu reichte es ihm nicht. Obwohl er nie schwer verletzt war, musste er 1993 seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. Anschliessend blieb er dem SC Langenthal fast 15 Jahre als Nachwuchstrainer treu. Auch seine Söhne Kevin und Sven habe er vier Jahre lang trainiert, sagt er. Weil er heute vor allem die Karriere seines Sohnes verfolgt, ist der SCL in den Hintergrund gerückt. Aber ein Derby gegen Langnau, das lässt sich Hansruedi Bärtschi dann doch nicht entgehen.